Schwarzes Loch im Nirgendwo: das Ölleck in South Dakota. Foto: dpa

Das Ölleck in South Dakota kommt für den Pipelinebetreiber zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Schließlich bewirbt sich sich Trans Canada derzeit um eine Genehmigung für den Bau einer weiteren Pipeline, der Keystone XL.

Ottawa - Ein Leck in einer wichtigen Ölpipeline in den USA wirft erneut die Frage der Sicherheit von Pipelines auf. Aus der Keystone-Leitung flossen im US-Bundesstaat South Dakota nahezu 800 000 Liter Rohöl aus. Der Unfall ereignete sich wenige Tage vor der am Montag anstehenden Entscheidung der Behörden über den Bau der umstrittenen Keystone-XL-Pipeline in Nebraska. Kritiker des Projekts sehen sich bestätigt. Der Vorfall sei „unter Kontrolle, und es wurden keine signifikanten Auswirkungen auf die Umwelt oder Gefahren für die öffentliche Sicherheit beobachtet“, teilte das in der kanadischen Stadt Calgary ansässige Unternehmen Trans Canada, Eigentümerin der Pipeline, am Samstag mit. Man ermittele weiter die Ursachen des Lecks.

Der Unfall ereignete sich am Donnerstag südlich der Grenze zwischen Nord- und Süd-Dakota im Marshall County nahe der Pumpstation Ludden. Nach Angaben von Trans Canada flossen etwa 5000 Barrel Öl aus, umgerechnet rund 795 000 Liter. Ein Barrel (Fass) entspricht rund 159 Liter. Das Leck wurde durch einen Druckabfall in der Pipeline entdeckt. Die Pipeline wurde dem Unternehmen zufolge daraufhin geschlossen. Trans Canada veröffentlichte eine Luftaufnahme, die das an der Oberfläche offenbar eng begrenzte Gebiet zeigt, das von der Ölverseuchung betroffen ist. Wann die Pipeline wieder in Betrieb genommen werden kann, ist noch unklar.

Das seit mehreren Jahren existierende 4300 Kilometer lange Keystone-Pipeline-System bringt Rohöl aus den Teersandfeldern der kanadischen Provinz Alberta sowie US-amerikanisches Rohöl zu Raffinerien in den US-Bundesstaaten Oklahoma, Illinois und Texas. Durch diese Rohre können täglich bis zu 600 000 Barrel Öl transportiert werden. Geplant aber wird eine neue Trassenführung, die von Alberta kommend den Weg durch die USA abkürzen würde, die sogenannte Keystone-XL-Pipeline. Sie soll insgesamt 1900 Kilometer lang sein und umgerechnet rund 5,3 Milliarden Euro kosten. Sie würde die Kapazität der Pipelines, die Öl aus Ölsand transportieren, um bis zu 830 000 Barrel Bitumenöl pro Tag vergrößern. Gegen die Pipeline gibt es erheblichen Widerstand von Umweltschützern, betroffenen Gemeinden und indianischen Völkern, durch deren Territorien die Pipeline laufen soll.

Kritiker der geplanten Pipeline sehen sich bestätigt

Umweltschützer befürchten, dies werde zu einer Ausweitung der Ölsandindustrie führen; Kanada werde mit Blick auf das Pariser Klimaabkommen seine Ziele bei der Reduzierung von Kohlendioxidemissionen nicht erreichen. Während der frühere US-Präsident Barack Obama das Projekt abgelehnt hatte, hat sein Nachfolger Donald Trump in einer seiner ersten Entscheidungen im Januar 2017 einen Erlass zugunsten der Pipeline unterzeichnet. Auch die liberale Regierung Kanadas unter Justin Trudeau befürwortet Keystone XL. Sie hält für eine „Übergangszeit“ aus ökonomischen Gründen an der Ölsandförderung fest. Zudem gilt der Öltransport durch Pipelines den Befürwortern des Projekts als sicherer als der Transport über Schiene oder Straße. Das nun entdeckte Leck gibt aber den Gegnern von Keystone XL neue Munition. Sie lehnen die Pipeline nicht nur wegen der Emissionen ab, sondern auch wegen der Gefahr für das Grundwasser – etwa im „Ogallala aquifer“, einer Grundwasserschicht in Nebraska – und landwirtschaftlich genutzte Flächen.

Für Befürworter von Keystone XL kommt der Unfall denkbar ungünstig. Am Montag soll die Nebraska Public Service Commission über den Bau der Keystone XL-Ölpipeline durch den Bundesstaat entscheiden. Ein Beamter Nebraskas sagte Agenturen zufolge, der Ölunfall werde diese Entscheidung nicht beeinflussen, denn sie werde allein aufgrund der Eingaben bei der Anhörung im Sommer getroffen. Dagegen meint Art Tanderup, ein Farmer in Nebraska, er hoffe, dieser Unfall „sendet eine Botschaft an die fünf Leute, die am Montag die Entscheidung treffen“.

Greenpeace USA erklärte, wenige Tage vor der „historischen Entscheidung“ über die neue Pipeline könne das „Menetekel, die neue Pipeline abzulehnen, nicht klarer sein“. „Pipelines sind dafür bestimmt, Öl zu verlieren, und sie gefährden Gemeinden, kostbares Trinkwasser und unser Klima. Die Genehmigung einer weiteren Pipeline ist ein Fehler“, betonte Sprecherin Rachel Rye Butler.