Der abschließbare Fahrradraum der Bank mit E-Bike-Ladeplätzen Foto: Wagner

Arbeitnehmer schätzen das kostenlose Angebot, in der Firma das E-Mobil zu laden. Zum Bespiel: Michael Weber, der jeden Tag bei Wind und Wetter mit seinem Trekking-E-Bike von Sindelfingen nach Stuttgart ins Büro an den Pariser Platz fährt.

S-Mitte - Irgendjemand muss ja anfangen. Das sagen sich immer mehr Betriebe, die ihren Mitarbeitern kostenlos Strom für ihre E-Mobile zur Verfügung stellen. Und weil die Zeichen in der Stadt für das Fahrrad auf grün stehen, denken einige Unternehmen auch immer öfter an ihre radelnden Mitarbeiter.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart ist in dieser Sache sogar in zweifacher Hinsicht aktiv – als Arbeitgeber und Dienstleister für die Mitglieder. „Saubere Luft ist wichtig für alle, die in der Region leben und arbeiten und dafür, dass der Standort auch in Zukunft attraktiv bleibt für Besucher, Fachkräfte und Unternehmen. Wer mit dem E-Bike zur Arbeit pendelt, leistet einen wichtigen Beitrag dazu“, sagt IHK-Präsidentin Marjoke Breuning, „Darum ist zu begrüßen, wenn Betriebe Anreize schaffen, um das Pendeln mit dem Rad für Mitarbeiter attraktiver zu machen, zum Beispiel mit einer E-Bike-Ladestation. Wir unterstützen unsere Mitgliedsbetriebe mit einer kostenlosen Erstberatung, wenn sie eine solche Einzelmaßnahme für nachhaltige Mobilität in ihrem Betrieb umsetzen möchten und vermitteln externe Experten, wenn sie ein umfassendes Konzept für ein betriebliches Mobilitätsmanagement erstellen wollen.“

Ein anderes Beispiel ist die LBBW, die ihren Angestellten deshalb seit Kurzem zwölf Ladestationen für E-Bikes in einem abschließbaren Raum der LBBW-Zentrale am Hauptbahnhof anbietet. Hier können die Banker oder Servicekräfte während der Arbeitszeit kostenlos Strom für die Heimfahrt tanken. „Natürlich zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien“, wie ein LBBW-Sprecher Bernd Wagner sagt. Und er verkündet stolz: Nach dem Start in Stuttgart werde man künftig auch an anderen Standorten solche Ladestationen einrichten. Die Maßnahme gehöre zu einem bankweiten Konzept für eine mitarbeiterfreundliche, zeitgemäße Arbeitsplatzgestaltung. Freilich will sich die Bank damit auch bei potenziellen Mitarbeitern attraktiv machen.

Aber in diesem Fall steckt noch eine besondere Geschichte hinter den zwölf Ladestationen in der Zentrale am Hauptbahnhof. Denn einer, der den Aufbau der Stationen mit initiiert hatte, ist Michael Weber. Er arbeitet in der Informationstechnik (IT) für den Wertpapier-Service der Bank. Der 60-Jährige fährt praktisch jeden Tag bei Wind und Wetter mit seinem Trekking-E-Bike von Sindelfingen ins Büro am Pariser Platz – wenn nötig im Winter auch mal mit Spikes. Die Strecke ist einfach 18 Kilometer lang und führt über mehr als 300 Höhenmeter. Damit ist es für Weber ein großer Vorteil, seinen Akku nach der Fahrt ins Büro wieder in einem abschließbaren Raum nachladen zu können.

Früher bewältigte Michael Weber diese Distanz rein mit Muskelkraft. Doch wegen eines Herzinfarkts im Jahr 2013 stieg er aufs E-Bike um – und kann damit weiterhin am Stau vorbei radeln, fit bleiben und Gutes für die Umwelt tun. „Ich freue mich, dass mein Arbeitgeber mich nun mit den Ladestationen dabei unterstützt“, sagt Michael Weber. Außer ihm nutzen bisher sechs weitere Kollegen das Angebot regelmäßig. „Wir gehen aber davon aus, dass die Nutzung noch steigt, wenn sich das unter unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter herumspricht und die Urlaubszeit vorbei ist.“

Das kostenlose oder verbilligte Aufladen eines Elektrofahrzeugs im Betrieb des Arbeitgebers ist im Übrigen seit dem 1. Januar 2017 steuerfrei. Voraussetzung dafür ist, dass das Aufladen in einer ortsfesten, betrieblichen Einrichtung des Arbeitgebers erfolgt. Die Steuerbefreiung ist zunächst befristet bis Ende 2020.