Vom Aussterben bedroht: Der Feldhamster. In Baden-Württemberg ist er nur noch im Raum Mannheim anzutreffen. Foto: dpa

Stiftungen haben es nicht leicht in diesen Zeiten – bei extrem niedrigen Zinsen wächst das Vermögen nur gering. Deshalb wird zur Zeit vergleichsweise wenig Geld für Förderzwecke ausgeschüttet. Das kommt dem Schutz von Umwelt und Natur zugute.

Stuttgart/Berlin - Eine der ältesten Stiftungen in Deutschland ist wohl die noch heute bestehende Bürgerspitalstiftung in Wemding in Bayern, die bis ins 10. Jahrhundert zurückführt. Stiftungen haben demnach eine lange Tradition. Doch ging es früher vor allem um soziale Aspekte, wie die Unterstützung von Waisenhäusern und Hospitalen, so rücken inzwischen andere Aspekte in den Vordergrund.

Umweltstiftungen waren, so Katrin Kowark vom Bundesverband Deutscher Stiftung (BDS), bis in die 1970er Jahre noch kein Thema. Eine Ausnahme ist die 1948 gegründete Schutzgemeinschaft Deutsches Wild, die vermutlich älteste Umweltstiftung. Erst durch den Unfall in Tschernobyl und weitere große Umweltthemen wie das Waldsterben, hätten sich zunächst Initiativen zum Naturschutz gebildet, dann auch „Nachklappstiftungen“.

Seither brummen die grünen Stiftungen. 1997 waren im BDS in dieser Sparte 388 Einrichtungen Mitglied – 3,4 Prozent aller Stiftungszwecke. Drei Jahre später waren es bereits 914 Stiftungen mit 5,1 Prozent der Stiftungszwecke, 2009 dann 1800 Stiftungen im Umweltbereich (acht Prozent) und aktuell sind es 2102 (12,8 Prozent) . „Diese Stiftungen bezeichnen eines der dynamischsten Segmente im Stiftungswesen“, stellte schon 2009 Lutz Spandau fest, damals Leiter des Arbeitskreises Umwelt, Natur und Gesundheit im BDS.

Fördermittel größtenteils aus dem Vermögen

Sein Nachfolger in dem Arbeitskreis, Werner Wahmhoff, kann dies für die vergangenen 30 Jahre nur bestätigen. Erst in jüngster Zeit ließ das überproportionale Wachstum nach, das Wachstum dieser Sparte ist jetzt so wie bei anderen Stiftungen auch.

Keine pauschalen Angaben machen kann der BDS, wie sich Umweltstiftungen überwiegend finanzieren. „Wir wissen lediglich, wie sich die Einnahmen der Stiftungen in Deutschland unabhängig vom Zweck zusammensetzen“, sagt Katrin Kowark. Demnach sind die wichtigsten Quellen mit 49 Prozent das Vermögen, mit zehn Prozent die Spenden, 16 Prozent Zweckbetriebe und 13 Prozent die öffentliche Förderung.

Die Zwecke, die grüne Stiftungen verfolgen, sind so unterschiedlich wie die Einrichtungen selbst. Ein großer Teil widmet sich der Pflege von Landschaften oder Schutzgebieten, andere kaufen bewusst Flächen auf, um sie zu schützen. Nach Wahmhoffs Kenntnis sind bundesweit rund 130 000 Hektar im Besitz von Umweltstiftungen – der größte Teil (demnächst 70 000 Hektar) gehört der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), deren stellvertretender Generalsekretär Wahmhoff ist. Auf dem zweiten Platz folgt die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein mit rund 35 000 Hektar. Die DBU verwende aber nur rund zehn Prozent ihrer Mittel auf den Flächenkauf und investiere vielmehr das Gros in Umwelttechnik und Umweltbildung.

Theo Waigel hatte Idee für DBU

Die DBU ist eine der größten Stiftungen in Europa und die sechstgrößte in Deutschland. Sie fördert „innovative beispielhafte Projekte zum Umweltschutz“. Seit der Aufnahme der Stiftungsarbeit im Jahr 1991 (gegründet wurde sie 1990) wurden mehr als 9000 Projekte mit knapp 1,6 Milliarden Euro Fördervolumen unterstützt. Gleichzeitig konnte das Stiftungskapital, das bei der Gründung im Jahr 1990 etwa 1,3 Milliarden Euro betrug, auf rund 2,1 Milliarden vermehrt werden. 1989 hatte das Bundeskabinett auf Vorschlag des damaligen Bundesfinanzministers Theo Waigel den Grundsatzbeschluss gefasst, den Erlös aus dem Verkauf der bundeseigenen Salzgitter AG für eine Umweltstiftung zu verwenden.

Im Mittelpunkt der Förderung stehen bei der DBU kleine und mittlere Unternehmen. Leitbild ist die nachhaltige Entwicklung. Ziel ist, Umweltbelastungen schon während der Produktion in Unternehmen zu verringern, statt später die Sünden der Vergangenheit zu reparieren.

Eine der weltweit größten unabhängigen Naturschutzstiftungen ist der World Wide Fund For Nature (WWF), der 1963 gegründete WWF Deutschland ist ein Teil davon. 1973 wurde der Verein zur Stiftung WWF Deutschland. Das Stiftungskapital betrug 153 000 Euro, inzwischen ist das Vermögen auf 10,5 Millionen Euro angewachsen.

WWF als Vordenker und Wegbereiter

Der WWF gilt als Vordenker und Wegbereiter für eine nachhaltige Entwicklung. In Deutschland geht es vor allem um den Erhalt von Wildnis und um die Energiewende, weltweit sagt der WWF der Wilderei den Kampf an. In der Anfangsphase hat der WWF hauptsächlich Gelder an andere ausgeschüttet. So kamen von der Gründung bis 1978 rund 3,5 Millionen Euro für internationale und zwei Millionen Euro für nationale Projekte zusammen.

Danach gab es einen Kurswechsel, und die WWF-Umweltstiftung begann, eigene langfristig angelegte Projekte zum Schutz bedrohter Arten und ihrer Lebensräume umzusetzen. 2015 wurden 41,8 Millionen Euro für Projekte ausgegeben und zwölf Millionen für Kampagnen und Aufklärungsarbeit – das sind 86 Prozent der Gesamtausgaben.

Die Heinz-Sielmann-Stiftung gehört ebenfalls zu den großen Umweltstiftungen. Den Gründern, Inge und Heinz Sielmann, lag es daran, „den Naturschutz als positive Lebensphilosophie“ zu sehen. Die Stiftung kauft und pachtet wertvolle Lebensräume, weil sie darin die sicherste Methode für den Schutz seltener Arten sieht. Zudem sollen vor allem Kinder für den Naturschutz sensibilisiert werden.

Siegel für seriöse Organisationen

Im baden-württembergischen Radolfzell sitzt Euronatur. Die Stiftung ist mit dem Gütesiegel des Deutschen Zentral-Instituts für soziale Fragen (DIZ) für seriöse Spendenorganisationen ausgezeichnet. Wie kaum eine andere Organisation konzentriert sich die Stiftung auf den Naturschutz in Europa. Um die Bedürfnisse von Mensch und Natur zu verbinden, werden Wissenschaftler, Naturschützer, Landwirte, Politiker und Unternehmer grenzübergreifend zusammengebracht. Artenschutzprojekte sollen Wölfe, Bären, Luchse und Zugvögel schützen.

Für den Arbeitskreis Umwelt im BDS liegt es auf der Hand, dass sich die seit Jahren zunehmenden Stiftungsgründungen positiv auf die Umwelt auswirken. Ein Schwerpunkt ist der Erwerb ökologisch wertvoller Flächen und Biotope. Dies betrifft vor allem das Nationale Naturerbe des Bundes. Diese Flächen sollen nicht privatisiert, sondern an Verbände und Einrichtungen übereignet werden, die sie nach anspruchsvollen naturschutzfachlichen Vorgaben betreuen und entwickeln. Ein aktuelles Beispiel dafür in Baden-Württemberg ist der Hirschackerwald in Schwetzingen mit einer herausragenden Sanddünenlandschaft, der dem Nabu übereignet wurde.

Neu sind 62 Flächen, die der Bundestag 2015 als dritte Tranche in das Nationale Naturerbe überführt hat. Diese 62 Naturflächen liegen erstmals schwerpunktmäßig im Westteil des Landes. Grund dafür ist die Bundeswehrreform, die militärisch genutzte Liegenschaften im ganzen Land frei werden ließ. Die 62 neuen Flächen umfassen 31 000 Hektar. Damit wurden 156 000 Hektar Bundesflächen für den Naturschutz gesichert.

Stiftungsrat wählt Projekte aus

In Baden-Württemberg kümmert sich die landeseigene Stiftung Naturschutzfonds vor allem um die Umsetzung der vom Land verabschiedeten Naturschutzstrategie. Über die Projekte entscheidet der 40-köpfige Stiftungsrat, der aus Mitgliedern verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zusammengesetzt ist. Die Stiftung erhielt zum Start 1978 eine Grundausstattung von rund 150 000 Euro – bis heute ist diese auf 260 000 Euro gewachsen. Seit Bestehen hat die Stiftung Projekte mit rund 100 Millionen Eurogefördert.