Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) beim Landesjägertag Foto: dpa

Der grüne Regierungschef kommt zum Landesjägertag und wirbt für sein umstrittenes Jagdgesetz. Doch die Grünröcke wollen nichts davon wissen. Kretschmann muss sich Buhrufe anhören.

Der grüne Regierungschef kommt zum Landesjägertag und wirbt für sein umstrittenes Jagdgesetz. Doch die Grünröcke wollen nichts davon wissen. Kretschmann muss sich Buhrufe anhören.

Oppenau - Im Streit um ein neues Jagdgesetz hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) an die Jäger appelliert, ihre ablehnende Haltung aufzugeben. Sie sollten sich mit Sachargumenten an der Debatte beteiligen, sagte er beim Landesjägertag am Samstag in Oppenau im Schwarzwald. Das Jagdgesetz sei im Kern 20 Jahre alt und müsse reformiert werden. Die Jäger seien gut beraten, sich daran zu beteiligen und sollten Veränderungen nicht kategorisch von sich weisen. Der Jagdverband, Ausrichter des Jägertages, bekräftigte jedoch seine Position: Er lehnt das von der grün-roten Regierung auf den Weg gebrachte Gesetz geschlossen ab.

„Wir sollten in dieser Debatte Maß und Mitte behalten“, sagte Kretschmann vor den rund 400 Delegierten des Jägertages. „Es gibt keinen Grund, dass die Emotionen so durch die Decke schießen.“ Das neue Gesetz führe zu einem Ausgleich der oft sehr gegensätzlichen Interessen. Es berücksichtige die Kernforderungen der Jäger ebenso wie die gestiegenen Ansprüche des Tier- und Naturschutzes.

Kretschmann: Grün-Rot will Jagd erhalten

„Wer die Jagd erhalten will, der muss sie den veränderten Rahmenbedingungen anpassen“, sagte Kretschmann. Es gebe immer mehr Menschen, die die Jagd infrage stellten. Durch Reformen könnten Jäger Akzeptanz gewinnen und sich als tragender Teil des Gemeinwesens bewähren. Die Regierung stehe grundsätzlich zur Jagd und wolle sie auch erhalten.

Die Jäger quittierten Kretschmanns Auftritt mit Pfiffen und Buhrufen, am Ende der Rede jedoch vereinzelt auch mit Applaus. Sie hielten dem Grünen-Politiker demonstrativ Protestplakate und rote Karten vor.

Landesjägermeister Jörg Friedmann sagte, der Naturschutz werde in dem neuen Gesetz über die Jagd gestellt. Die Waidmänner würden dadurch „gegängelt und bevormundet“, die vorgesehen Einschränkungen seien nicht hinnehmbar und zudem praxisfremd. Es bleibe bei der Ablehnung.

Grünen-Landesvorsitzende Thekla Walker kritisierte, der Landesjagdverband halte krampfhaft an vermeintlich guten alten Zeiten fest. Er müsse sich fragen lassen, ob er tatsächlich noch für alle Jäger im Land spreche. „Wer nach Dutzenden Gesprächsrunden mit allen Betroffenen immer noch ausschließlich seine Interessen geltenlassen will, hat Demokratie nicht verstanden und gängelt und bevormundet andere“, erklärte sie.

Von 2017 an nur noch bleifrei

Das Gesetz sieht unter anderem das Verbot von Totfangfallen und des unkontrollierten Abschießens streunender Hunde und Katzen vor. Zudem soll es eine zweimonatige Jagdruhe im Frühjahr und, aus Gründen des Tier- und Artenschutzes, ein zeitlich begrenztes Fütterungsverbot geben. Von 2017 an soll nur noch bleifreie Munition verwendet werden.

Agrarminister Alexander Bonde (Grüne) rief die Jäger dazu auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. „Es ist nicht zielführend, so gegen ein Gesetz anzurennen.“ Es müsse wieder ein Dialog möglich sein. Dazu diene auch die Bürgerbeteiligung bis zum 15. Mai. Sie läuft parallel zur Anhörung der Verbände und Vereine, die von der Jagd betroffen sind. Jeder kann das Gesetz im Netz einsehen und kommentieren.

Der Naturschutzbund (Nabu) kritisierte den Jagdverband. „Es ist enttäuschend und brandgefährlich, die Basis gegen einen Gesetzentwurf aufzuhetzen, dessen Eckpunkte von der Spitze des Jagdverbands selbst ausgehandelt wurden“, sagte der Nabu-Landesvorsitzende Andre Baumann. Der Verband schade der Sache und dem Ansehen der Jäger. Zudem widerspreche er dem Anspruch der Jäger-Lobby, ein Naturschutzverband zu sein.

Opposition stellt sich hinter Jäger

Die FDP kritisierte die Landesregierung scharf: Der Entwurf zum Landesjagdgesetz sei ein neues Beispiel für grüne Verbots- und Umerziehungspolitik, sagte FDP-Fraktionschef Hans-Ulrich Rülke auf dem Kleinen Landesparteitag der Partei am Samstag in Trossingen. Die FDP bekenne sich zum Jagdrecht und zum Jagdausübungsrecht als Bestandteil des geschützten Eigentumsrechtes. Die rechtlichen und praktischen Möglichkeiten dazu dürften nicht mangelnder Sachkunde und grüner Ideologie geopfert werden.

CDU-Landeschef Thomas Strobl ätzte: „Grün-Rot müsste sich offenbar mal ordentlich die Ohren ausputzen - denn die Landesregierung hört nur, was sie hören will.“ Was nicht in ihr Weltbild passe, ignoriere sie.