Auf dem Gelände neben dem Rewe-Markt (gelbes Gebäude am oberen Bildrand) sollen von Herbst 2018 an Sozialwohnungen entstehen. Foto:Kuhnle/Archiv. Foto:  

Von einer „Kriegserklärung“ war im Sommer die Rede, nun haben sich Ludwigsburg, Remseck und Kornwestheim auf einen Kompromiss geeinigt: es sollen neue Sozialwohnungen in Pattonville entstehen – aber mit einer Obergrenze von 80 Flüchtlingen in dem Quartier.

Remseck - Im Sommer schlugen die Wellen hoch, dann wurde es für längere Zeit still – und jetzt soll ein Beschluss gefasst werden: Das umstrittene gemeinsame Wohnungsbau-Projekt der Städte Remseck und Kornwestheim in Pattonville steht kurz vor der Entscheidung. Auf einem rund 6000 Quadratmeter großen Grundstück neben einem Rewe-Supermarkt soll nicht länger eine reine Flüchtlingsunterkunft entstehen – sondern es sollen fünf Gebäude mit Sozialwohnungen für bis zu 200 Menschen gebaut werden. Der Remsecker Gemeinderat könnte dafür schon am Dienstag grünes Licht geben, Kornwestheim soll wenig später folgen. Bereits im kommenden Herbst könnten die Bagger an der Arkansasstraße anrücken.

In einer Vorlage für die Remsecker Räte ist die Rede von rund 3400 Quadratmetern Wohnfläche, die entstehen sollen. Das Areal gehört dem Zweckverband Pattonville, er ist formal auch der Bauherr. Politisch entschieden wird das Ganze aber in den Gemeinderäten der beiden Kommunen.

Je zur Hälfte sollen die neuen Wohnungen zwischen Remseck und Kornwestheim aufgeteilt werden. Damit wollen beide Kommunen den dringenden Bedarf nach erschwinglichem Wohnraum zumindest teilweise decken.

Laut dem Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger strebe man eine „sozial verträgliche Mischung“ der künftigen Bewohner an. Klar sei aber schon jetzt: mehr als 80 Flüchtlinge werden nicht in die neuen Häuser einziehen – das sei Konsens zwischen Remseck und Kornwestheim.

Beide Städte nutzen die Wohungen je zur Hälfte

Kornwestheims Baubürgermeister Daniel Güthler erklärt: „Geplant ist ganz normaler, auf Dauerhaftigkeit angelegter Standard-Wohnungsbau, der definitiv keinen Wohnheim-Charakter haben wird.“ In der Beratungsvorlage, die den Kornwestheimer Räten auf dem Tisch liegt, heißt es: „Die Stadt ist davon überzeugt, dass ein solider Baustandard und eine städtebaulich abgerundete Konzeption grundsätzlich positiv zur sozialen Integration beiträgt.“

Dass maximal 80 der künftigen Bewohner Flüchtlinge mit Bleibeperspektive sein sollen, ist sogar schriftlich in der Vorlage fixiert. Das heißt, beide Städte könnten in der Arkansasstraße jeweils 40 Plätze für die Anschlussunterbringung einplanen. Die anderen Wohnungen sollen an Remsecker und Kornwestheimer Bürger mit kleinen Einkommen vergeben werden.

Die ursprünglichen Pläne hatten im Sommer vor allem die Stadt Ludwigsburg in Rage gebracht. Der Oberbürgermeister Werner Spec sprach im Juli von „einer Kriegserklärung“. 200 Flüchtlinge, meist junge Männer, auf engem Raum – Ludwigsburg sah wegen der Pläne für Pattonville vor allem die eigenen Integrationsbemühungen torpediert. Denn das fragliche Gelände grenzt direkt an den Ludwigsburger Stadtteil Grünbühl-Sonnenberg. Nun schlägt man in der Barockstadt versöhnlichere Töne an. „Es war ein intensives Ringen, aber wir haben einen Konsens mit den Nachbarstädten gefunden“, sagt Spec heute. Maximal 80 Flüchtlinge und dazu sozial geförderter Wohnraum – er halte das für eine vertretbare Lösung, auch mit Blick auf das Sozialgefüge vor Ort. Die Ludwigsburger Stadträte kennen die Details des Kompromisses noch nicht, Spec will sie nun schnellstmöglich informieren.

„Massenunterbringung am Ortsrand“

Neuer Unmut über das Projekt formiert sich derweil in Pattonville: der dortige Bürgerverein hat sich mit einem Schreiben an die Stadträte in Remseck und Kornwestheim gewandt. Darin ist die Rede von „allergrößten Bedenken“, die man „angesichts einer Massenunterbringung am Ortsrand habe“. Die Vorsitzende des Bürgervereins schreibt allerdings auch von einem „deutlichen ‚Ja’ zur Aufnahme von Flüchtlingen“. Sie ärgert sich in ihrem Brief über die Lage der neuen Häuser, „abgetrennt von der restlichen Wohnbebauung“. Man habe die Sorge, „dass hier ein sozialer Brennpunkt geschaffen wird.“

Dem widerspricht Dirk Schönberger: die Lage des neuen Quartiers sei gut, von einem Abschieben könne man „wahrlich nicht sprechen“. Der Martin-Luther-King-Platz als Zentrum von Pattonville liege nur 400 Meter entfernt.