Glysophat ist das weltweit meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel. Foto: dpa

Der Wirkstoff Glyphosat ist weltweit umstritten. 2015 stufte die Weltgesundheitsorganisation den Unkrautvernichter als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Ein historisches Urteil könnte Glyphosat-Gegnern nun Auftrieb geben.

Paris - 2015 stufte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das weltweit meistverkaufte Unkrautvernichtungsmittel als „wahrscheinlich krebserregend“ ein. Verboten ist Glyphosat jedoch bisher nirgendwo. Das historische Urteil gegen den inzwischen zum deutschen Chemiekonzern Bayer gehörenden Hersteller Monsanto in den USA könnte Glyphosat-Gegnern auf der ganzen Welt nun Auftrieb geben.

USA

Ein US-Gericht verurteilte den Agrarkonzern Monsanto am Freitag zur Zahlung von 285 Millionen Dollar (knapp 250 Millionen Euro) Schmerzensgeld, weil seine glyphosathaltigen Unkrautvernichtungsmittel Krebs verursacht haben sollen. Gegen das Unternehmen sind in den USA tausende weitere Verfahren anhängig. Monsanto verweist darauf, dass zahlreiche Studien sowie die US-Umweltbehörde EPA und andere Regulierungsbehörden weltweit zu dem Schluss gekommen seien, dass Glyphosat keinen Krebs verursacht.

Europa

Nach zwei Jahren lebhafter Debatten verlängerten die EU-Mitgliedstaaten Ende 2017 die Zulassung für Glyphosat um weitere fünf Jahre. Zuvor hatten die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) und die Europäische Chemieagentur (Echa) die Substanz als nicht krebserregend eingestuft. Die Unabhängigkeit der Efsa wurde jedoch angezweifelt, weil Textpassagen ihres Gutachtens denen eines Monsanto-Berichts aus dem Jahr 2012 ähnelten.

Frankreich

Die französische Regierung kündigte im Mai an, die Nutzung von Glyphosat innerhalb von fünf Jahren komplett verbieten zu wollen. Im Juni verklagte ein Bienenzüchterverband den Chemiekonzern Bayer, nachdem in Glyphosat-Rückstände in Honig gefunden worden waren. Bereits im Jahr 2009 hatte Frankreichs höchstes Gericht Monsanto wegen Etikettenschwindels zu 15.000 Euro Strafe verurteilt: Das Unternehmen hatte sein Glyphosat enthaltendes Herbizid Roundup als „biologisch abbaubar“ beworben.

Argentinien

Der drittgrößte Soja-Anbauer der Welt hinter den USA und Brasilien verbraucht enorme Mengen Glyphosat. In manchen Anbaugebieten der Pampa kommt es ständig zu Konflikten zwischen besorgten Anwohnern und Agrarproduzenten, für die das Herbizid unverzichtbar geworden ist. In Ermangelung einer nationalen Regelung haben einige Kommunen das Versprühen von Glyphosat eingeschränkt. Die Produzenten gehen gegen die Regulierungen vor.

Brasilien

Anfang August ordnete eine brasilianische Richterin eine 30-tägige Sperre für die Registrierung neuer glyphosathaltiger Produkte an, damit die Gesundheitsbehörden eine toxikologischen Neubewertung vornehmen können. Die brasilianische Regierung legte daraufhin Rechtsmittel ein, um die Entscheidung noch vor der nächsten Ernte aufheben zu lassen.

El Salvador

Das Parlament stimmte im September 2013 dafür, 53 agrochemische Produkte vom Markt zu nehmen, darunter Unkrautvernichtungsmittel und Pestizide. Der damalige Präsident Mauricio Funes hob diese Entscheidung für elf Pestizide mit der Begründung wieder auf, dass diese besonders häufig verwendet würden und international nicht verboten seien. Ein Ausschuss wurde eingerichtet, aber an der Situation änderte sich in den folgenden fünf Jahren wenig. Glyphosat wird in El Salvador nach wie vor verkauft.

Sri Lanka

Sri Lankas Regierung verbot im Oktober 2015 den Import von Glyphosat. Landwirtschaftsorganisationen kritisierten die Regierung dafür, keine zusätzlichen wissenschaftlichen Untersuchungen durchgeführt zu haben und beklagten einen jährlichen Ernteverlust von zehn Prozent. Im vergangenen Juli wurden die Importe wieder zugelassen, allerdings bleibt die Verwendung von Glyphosat auf Tee- und Kautschukplantagen untersagt.