Emil Noldes Bild „Verlorenes Paradies“, entstanden 1921 Foto: Krause, Johansen, Nolde-Stiftug

Expressionist und Entarteter, Antisemit und Nazi: Die Berliner Schau „Emil Nolde, eine deutsche Legende – Der Künstler im Nationalsozialismus“ lässt den Maler in neuem Licht erscheinen. Sie beantwortet Fragen und wirft zugleich neue auf.

Berlin - Drei martialische Wellen brechen über die Leinwand, darüber dräuende Gewitterwolken, vermischt mit bedrohlich flammendem Abendrot. Emil Nolde malte diese hochdramatische Nordmeer-Metapher „Brecher“ im Jahr 1936. Sie hing, eine Leihgabe der Staatlichen Museen, jahrelang im Amtszimmer der Bundeskanzlerin. Vor wenigen Tagen hat Angela Merkel die Tafel zurückgegeben, zunächst für die heute beginnende Nolde-Ausstellung der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof. Merkel will das Gemälde aber nicht wiederhaben, weil es über den gefeierten Expressionisten ganz neue historische Erkenntnisse gibt. Sechs Jahre Forschungsarbeit von Aya Soyka und Bernhard Fulda im Archiv der Nolde Stiftung Seebüll ergeben ein anderes Bild des Schleswiger Meisters der koloristischen und sinnlichen Übersteigerung, des Zusammenklangs der Farbe, dem die Malerei, wie er es bekundete, ein farbiges Gleichnis der Welt gewesen ist.