Eine Grafik zeigt nun an, wie man in welche Richtung richtig abbiegt. Foto: Werner Kuhnle / 

Die Unfallserie am umgestalteten Knotenpunkt an der Straße nach Kornwestheim reißt nicht ab. Wären womöglich ein Kreisverkehr oder eine Ampelregelung besser gewesen?

Die nicht enden wollende Unfallserie an der Kreuzung zwischen der Ludwigsburger Steige und der Landesstraße 1144 von Remseck-Aldingen nach Kornwestheim erhitzt zunehmend die Gemüter. Sage und schreibe 32-mal hat es dort laut Polizei seit 2020 gekracht. Nach dem Umbau des Knotenpunkts im vergangenen Jahr hat sich die Lage statistisch gesehen sogar zugespitzt. Seit dem Ende der Arbeiten im September seien dort mittlerweile neun Kollisionen gezählt worden, erklärt Steffen Grabenstein, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Ludwigsburg. „Die Kreuzung ist nicht unübersichtlich. Aber Fakt ist, dass sich dort viele Unfälle ereignen“, sagt er.

 

Vor wenigen Tagen äußerte sich der Remsecker Oberbürgermeister Dirk Schönberger sogar via Social Media zu dem Thema. Die meisten Zusammenstöße rührten daher, dass aus Richtung Hornbach kommend beim Linksabbiegen die Vorfahrt des Geradeausverkehrs missachtet werde, konstatierte er in seinem Post. „Aber welche Schuld hat daran die Kreuzung?“, fragt Schönberger rhetorisch. Außerdem sei das Ziel der Umgestaltung erreicht worden. Die früheren Rückstaus seien Vergangenheit.

Ruf nach einem Kreisverkehr

Kritiker könnten dem entgegenhalten, dass die Art und Weise, wie der Knotenpunkt umgestaltet wurde, vielleicht nicht der Weisheit letzter Schluss ist. So gibt es Stimmen, die glauben, dass ein Kreisverkehr die bessere Lösung gewesen wäre.

Markus O. Robold, der sich aufgrund der vielen Unfälle in seiner Freizeit intensiv mit dem Knotenpunkt und den Umbauplänen beschäftigt hat, und fast täglich beruflich zwischen seinem Wohnort Schwaikheim im Rems-Murr-Kreis und Kornwestheim pendelt, weist zudem auf ältere Unterlagen zu kommunalen Ratssitzungen hin. Demnach hätten die Behörden mit der Umgestaltung sehr wohl auch die Hoffnung auf mehr Verkehrssicherheit verknüpft – und nicht nur das Ende der Rückstaus im Sinn gehabt. „Persönlich scheint mir die Ausstattung mit einer Lichtsignalanlage die einzige Lösung zu sein, um den Knoten sicherer zu machen“, erklärt Robold. Er schlägt vor, die Kreuzung probeweise mit einer mobilen Ampel auszustatten. Dann könne man zum Beispiel nach einem Zeitraum von einem Jahr vergleichen, „ob sich die Unfallzahlen deutlich reduziert haben“. Robold erinnert an die drei Varianten eines Ingenieurbüros aus dem Jahr 2010, bei denen durch die Bank eine Ampellösung empfohlen worden sei.

Verwirklicht wurde am Ende aber ein Konzept, das von Kornwestheim kommend alleine auf eine separate Rechtsabbiegespur hinunter Richtung Aldingen setzt sowie eine neue Einfädelspur für Linksabbieger, die gen Ludwigsburg fahren wollen. Zuvor war der Verkehr an der Stelle auf eine klassische T-Kreuzung mit Stoppschild zugelaufen. Allerdings scheint eine Steuerung via Ampel als Plan B bei den Behörden in der Schublade zu liegen. Entsprechende Leitungen seien im Untergrund verbaut, erklärt nämlich Philipp Weber, Pressesprecher der Stadt Remseck.

Stadt sagt Vorschläge sind überholt

Weber betont aber auch, dass die von Robold ins Feld geführten Vorschläge aus dem Jahr 2010 überholt seien und die Empfehlungen einer aktuellen Verkehrsuntersuchung umgesetzt worden seien. Demnach sei der Bau einer weiteren Spur für den Verkehr, der aus Kornwestheim heranrollt und Richtung Neckar strebe, ans Herz gelegt worden. Zusätzlich sei eine Einbiegespur für Linksabbieger von Kornwestheim kommend mit Fahrziel Ludwigsburg nahegelegt worden. „Durch die Kombination der aufgezählten Maßnahmen ist eine Lichtsignalanlage nicht erforderlich“, beteuert der Pressesprecher.

Bei der Kommune sieht man auch keine Veranlassung dafür, probeweise Ampeln zu installieren. „Es gibt aktuell kein Problem mit der Leistungsfähigkeit des Knotenpunktes. Der Umbau trägt zur Leichtigkeit des Verkehrsflusses bei und hat sein primäres Umbauziel erreicht“, resümiert Weber. Die Auswertung der aktuellen Kollisionen mache deutlich, dass die Ursachen nicht im Zusammenhang mit der Umgestaltung stünden, „da diese Unfälle sich in Fahrbeziehungen ereignet haben, die durch den Umbau gar nicht verändert wurden“.

Foto: Werner Kuhnle / 

Und was den Bau eines Kreisverkehrs anbelangt, so sei diese Lösung 2010 als unrealistisch verworfen worden. Unter anderem hätten große Gabionenwände versetzt werden müssen. Außerdem wäre ein Kreisel aufgrund der topografischen Gegebenheiten „sehr kostenintensiv gewesen“. Davon abgesehen könne ein Kreisverkehr nur bis zu 15 000 Fahrzeuge pro Tag verkraften. An der Straße seien aber rund 20 000 Autos, Laster und Motorräder unterwegs.

Ob damit der Knotenpunkt bleibt wie er ist, muss die Zukunft zeigen. Womöglich schaltet sich in der Sache das Verkehrsministerium ein, das Markus O. Robold kontaktiert hat: „Mir geht es darum, dass der Knotenpunkt sicherer wird. Und ich wundere mich doch sehr über die Untätigkeit der Behörden, nachdem dort nach dem Umbau schon wieder neun Unfälle passiert sind.“