Die Anlegestelle in Ludwigsburg-Hoheneck wird modernisiert, danach soll daneben eine Bucht im Neckar angelegt werden. Foto: Stadt Ludwigsburg

Das Neckarufer in Ludwigsburg-Hoheneck soll attraktiver werden – doch der Umbau wird deutlich teurer als erwartet. Das aber ist nicht das Hauptproblem: Touristen, die per Schiff in die Stadt kommen, werden künftig in besonderem Ambiente empfangen.

Ludwigsburg - Dass die Grünen ein Vorhaben ablehnen, mit dem die Stadt explizit ökologische Ziele verfolgt, ist selten. Dass, wie am Donnerstag in der Debatte um die Umgestaltung des Ludwigsburger Neckarufers, alle anderen Fraktionen eben diesem Vorhaben zustimmen, dürfte gar ein Novum sein. Was Wilfried Link (CDU) zu dem Bonmot inspirierte, man müsse also kein Grüner sein, „um der Umwelt etwas Gutes zu tun“. Fakt ist: Mit dem Beschluss des Bauausschusses, gegen die Stimmen der Ökopartei, kann der Umbau des Ufers im Stadtteil Hoheneck beginnen. Im April sollen die Bagger anrücken.

In der Sitzung ging es um die Vergabe der Bauarbeiten, eine Formalie, die diesmal brisant war, weil alles deutlich teurer wird. War die Verwaltung 2015 davon ausgegangen, der Umbau der Anlegestelle und die weiteren Maßnahmen sollten für eineinhalb Millionen Euro zu realisieren sein, zeigt sich jetzt: Weil die Baukosten drastisch gestiegen sind, werden mindestens zwei Millionen fällig. „Wir müssen Prioritäten setzen“, so die Grünen-Stadträtin Christine Knoß. Die Sanierung von Schulen und Verbesserungen beim Nahverkehr seien momentan wichtiger.

Eine „schöne Planung“ – mit einem gewaltigen Haken

Nicht mal die traditionell knausrigen Freien Wähler folgten diesem Argument – was nicht heißt, dass die Ufersanierung nicht das Zeug zum Aufreger hätte. Aus einem anderen Grund. Im ersten Bauabschnitt wird die Anlegestelle, an der kleinere Linienschiffe wie der Neckar-Käpt’n halten, modernisiert. Sitzgelegenheiten, ein Sonnendeck, ein Rastplatz für Radler – ein attraktiver Aufenthaltsbereich soll dort entstehen. Zusätzlich werden im Umfeld Wege verbreitert, Möblierung und Beleuchtung erneuert, der Baumbestand ergänzt. Eine „sehr schöne Planung“ sei das, sagte dazu Dieter Juranek von der SPD. Das Problem: Auf dieser Seite des Neckars halten auch große Kreuzfahrtschiffe, mit denen jährlich tausende Touristen in die Barockstadt schippern. Die Boote sind bis zu 130 Meter lang und ragen beim Ankern in die Fahrrinne hinein. „Das wird künftig nicht mehr geduldet“, sagte der Bürgermeister Michael Ilk.

Seit Monaten sucht das Rathaus nach einer Lösung, um immer wieder bei einer höchst umstrittenen Variante zu landen. Die Kreuzfahrer sollen am gegenüberliegenden Ufer halten, wo eine große Anliegestelle vorhanden ist, die nur einen Haken hat: Sie liegt direkt vor einem Schrottplatz. „Wir können doch Touristen aus ganz Deutschland nicht im Schrott ankommen lassen“, kritisierte Margit Liepins (SPD), andere pflichteten ihr bei. Entschieden ist dieser Punkt noch nicht, aber Ilk hat klar gesagt, dass er keine Alternative sehe. Demnächst will er Entwürfe vorlegen.

Vergeben werden muss auch noch der Auftrag für den zweiten Bauabschnitt in Hoheneck. Am Ufer soll eine Bucht angelegt werden: umrandet von Liegen, von denen aus Besucher barfuß in den Fluss laufen können. Ein anderer Teil ist der Natur vorbehalten, etwa mit Laichplätzen für Fische. Wie viel das kostet, ist noch unklar.