An diesem Bankautomaten in Hongkong sind Transaktionen mit der Internet-Währung bereits möglich. Foto: AP

Von Sonntagabend an dürfen auch Wetten auf die Internet-Währung Bitcoin abgeschlossen und an einer US-Börse gehandelt werden. Ob das Sinn macht oder gefährlich ist – darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.

Frankfurt - Wenige Stunden vor dem Start der ersten Terminkontrakte an der US-Börse CBOE hat der Kurs der sogenannten Kryptowährung Bitcoin noch einmal gezeigt, welche Dynamik in diesem neuen Finanzinstrument steckt – und wie unübersichtlich die Lage ist.

Bei diesen Kryptowährungen, die im Internet geschaffen und über eigene Börsen gehandelt werden, sind heftige Kursschwankungen keine Seltenheit. Der Bitcoin-Kurs etwa hat seit der Einführung der Währung um rund 12 600 Prozent zugelegt – dabei waren aber starke Schwankungen einprogrammiert. Am Freitag und Samstag nun ist der Wert wieder einmal um mehr als zehn Prozent abgerutscht. Genau kann man das nicht sagen, da jede der Internet-Börsen, an denen inzwischen zahlreiche Kryptowährungen gehandelt werden, ihre eigenen Preise angeben. So war etwa der Kurs eines Bitcoins an dem Online-Handelsplatz Coinbase am Donnerstag in nur 90 Minuten von 16 000 auf knapp 20 000 Dollar gestiegen, stürzte dann aber bis Sonntagmorgen auf 12 000 Dollar ab. Der Handelsplatz Bitcoin.com aber gab am Sonntag immer noch einen Kurs von knapp 13 600 Dollar an. Eine Regulierung gibt es bisher nicht und eine Transparenz über den Handel fehlt ebenso.

Manche Experten befürchten bereits den nächsten großen Crash

Auf rund sechs Milliarden US-Dollar wird das tägliche Handelsvolumen geschätzt. Im Vergleich zu den Billionen, die auf anderen Finanzmärkten umgesetzt werden, ist das ein kleiner Betrag. Dies könnte zum einen erklären, warum die Behörden bisher noch keine allzu lauten Warnungen aussprechen. Zum anderen könnte das relativ geringe Handelsvolumen auch für die starken Schwankungen zumindest mitverantwortlich sein. Dennoch hat die Internet-Währung eine Gruppe auf den Plan gerufen, die darauf spezialisiert sind, Lücken im weltweiten Netz auszunutzen: die Hacker. Schon mehrfach gab es Angriffe auf die Handelsplattformen. Am vergangenen Donnerstag wurde bekannt, dass Internet-Kriminelle die Bitcoin-Börse „Nice Hash“ geknackt haben und über 70 Millionen US-Dollar in Bitcoin gestohlen wurden.

Die Meinungen über diese Internet-Währungen gehen daher auch weit auseinander. Manche Experten befürchten bereits den nächsten großen Crash, eine Finanzkrise, die noch schlimmer ausfallen könnte als die von 2007. Schließlich muss hinter jeder Transaktion in Bitcoin auch „reales“ Geld wie Euro oder Dollar stehen. So hat etwa die Wirtschaftsweise Isabel Schnabel vor den potenziellen Risiken für das gesamte Finanzsystem gewarnt. „Die Preisentwicklung der Bitcoins erinnere an die großen Blasen der Wirtschaftsgeschichte, sagte sie der „Welt am Sonntag“.

Spekulationen auf Kursentwicklungen sind möglich – auch auf einen Wertverfall

Auf der anderen Seite hält etwa der ehemalige Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Thomas Mayer, die Kryptowährungen für die Zukunft. Sie würden keine Banken und Notenbanken mehr brauchen und könnten die bestehenden Zweifel am derzeitigen Geldsystem ausräumen, schreibt der Ökonom in einem Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Mayer war allerdings schon immer ein Kritiker des heutigen Systems und hatte selbst Ansätze für neue Währungssysteme entwickelt. Die meisten Experten erwarten aber zumindest, dass nach der Einführung der Terminkontrakte an der CBOE die Schwankungen erst einmal weitergehen werden. Mit diesen Kontrakten werden Rohstoffe oder Finanzprodukte zu einem vorab festgelegten Preis zu einem bestimmten künftigen Zeitpunkt gehandelt. Dadurch können sich Käufer und Verkäufer gegen Preisschwankungen absichern. Es sind damit auch Spekulationen auf Kursentwicklungen möglich – auch auf einen Wertverfall.

Einige US-Großbanken wollen daher nach einem Bericht der „Financial Times“ vorerst keine Kundenaufträge für den Handel mit Bitcoin-Futures annehmen. Zu dieser Gruppe gehörten JP Morgan und die Citigroup. Goldman Sachs hatte dagegen am Donnerstag erklärt, für einige Klienten den Handel mit den neuen Terminkontrakten auf die Cyber-Devise abwickeln zu wollen.

Nicht nur im Internet bereiten die Schwankungen Probleme

Aber selbst bei den Anwendern von Bitcoin regen sich inzwischen offenbar Zweifel. Die Spiele-Plattform „Steam“ etwa hat dieser Tage erklärt, dass sie keine Bitcoin mehr als Zahlungsmittel akzeptiert. Nicht nur im Internet bereiten die starken Schwankungen Probleme. Wenn Restaurants oder Cafes Bitcoins annehmen, wissen sie nicht, welchen Wert sie beim Umtausch der Kryptowährung in Euro oder Dollar bekommen werden.