Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Die für Bonitätsprüfungen bekannte Gesellschaft steht im Mittelpunkt eines Bieterwettstreits. Obendrein pocht die neue Bundesregierung auf mehr Transparenz.

Frankfurt - Die Wirtschaftsauskunftei Schufa verfügt über Daten von 68 Millionen Bundesbürgern und sechs Millionen Unternehmen. Das weckt Begehrlichkeiten: Der schwedische Finanzinvestor EQT will die Gesellschaft übernehmen, Genossenschaftsbanken und Sparkassen stemmen sich dagegen. Nun hat sich Verbraucherschutzministerin Steffi Lemke (Grüne) in die Debatte eingeschaltet: „Wichtig für Verbraucherinnen und Verbraucher ist vor allem, dass die Schufa transparenter wird“, sagte Lemke.

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Die Kritik der Grünen-Politikerin bezieht sich auf das sogenannte Scoring – das Verfahren, mit dem die Schufa die Daten über einzelne Personen zu einer Bonitätsnote zusammenfasst. „Derzeit ist das Zustandekommen des Schufa-Scores immer noch eine Blackbox“, sagte Lemke. Dies zu ändern sei der entscheidende Punkt – unabhängig von der künftigen Eigentümerstruktur.

Die Schufa gibt es seit fast 100 Jahren

Bislang gehört die Schufa zu 87 Prozent verschiedenen Banken und Sparkassen, die restlichen 13 Prozent werden überwiegend von Handelsunternehmen gehalten. Finanzbranche und Handel zählen auch zu den wichtigsten Kunden der Gesellschaft, die 1927 als Schutzgemeinschaft für Absatzfinanzierung gegründet wurde.

Ziel war eine einheitliche Bewertung der Kreditwürdigkeit von Verbrauchern. „Wenn auswärtige Investoren wie EQT kommen, dann sehen die dahinter noch andere Möglichkeiten“, sagte der Präsident des baden-württembergischen Sparkassenverbands, Peter Schneider.

EQT verspricht Fortschritte beim Daten- und Verbraucherschutz

Der Sparkassenpräsident, der generell feine Antennen für die Stimmung in der Öffentlichkeit hat, artikulierte damit ein gewisses Misstrauen, was den Umgang eines ausländischen Investors mit dem Datenschatz der Schufa angeht. EQT bemüht sich in Kontakten mit Datenschützern, Verbraucherverbänden und Politikern schon seit Monaten, derartige Bedenken auszuräumen. So hat der Finanzinvestor ein Konzeptpapier zum Daten- und Verbraucherschutz vorgelegt, das mehr Transparenz in Sachen Scoring verspricht: „Alle Verbraucher erhalten Einblicke, welche Daten jeweils mit welcher Gewichtung in einzelne Scores eingehen“, heißt es darin.

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EQT verspricht außerdem eine App, in der sich Verbraucher jederzeit kostenlos darüber informieren können, welche Daten die Schufa über sie gespeichert hat. Bislang ist dies nur mittels Antrag bei der Schufa möglich. Wer jederzeit auf die Daten zugreifen will, muss ein kostenpflichtiges Abonnement abschließen.

Auch die Schufa arbeitet an einer App

Allerdings arbeitet die Schufa hier bereits an Verbesserungen: „Ein Prototyp zur Realisierung eines Dateneinblicks im Rahmen einer App wurde bereits mit einer kleinen Verbrauchergruppe getestet und wird weiterentwickelt“, teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

Der für die Schufa zuständige hessische Datenschutzbeauftragte, Alexander Roßnagel, hält „verbraucherfreundliche Innovationen“ für angezeigt. Eine vereinfachte Dateneinsicht, „Hinweise, wie die Bonität verbessert werden kann, oder ein elektronisch gestütztes Beschwerdemanagement, in dem jede betroffene Person Fehler in den Daten einfach melden und korrigieren lassen kann , sind zukunftsweisend“, erklärte Roßnagel. „Wer sie umsetzt, ist für den Datenschutz letztlich weniger entscheidend.“

Eine vollständige Übernahme durch EQT ist unwahrscheinlich

Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, dass EQT einen Minderheitsanteil an der Schufa erwirbt. Denn mehrere an der Gesellschaft beteiligte Privatbanken sind verkaufswillig. Die übrigen Anteilseigner haben zwar ein Vorkaufsrecht – um einen Einstieg von EQT komplett zu verhindern, müssten sie aber viel Geld auf den Tisch legen.

Bisher hat nur das Genossenschaftslager, dessen Anteile an der Schufa in der Teambank gebündelt sind, eine Aufstockung dieser Beteiligung angekündigt. Bei den Sparkassen laufen derweil noch Beratungen, der baden-württembergische Verbandschef Schneider gab aber schon einmal die Richtung vor: „Wir wollen die strategische Mehrheit an der Schufa behalten, zusammen mit den Genossen.“ Bislang kommen Sparkassen- und Genossenschaftslager gemeinsam auf einen Anteil von 47 Prozent