Der Fall des Bundesbankers Sarrazin  verkommt zur Akrobatennummer, sagt Rainer Wehaus.

Stuttgart - In Dresden gibt es einen berühmten Zirkus, den Zirkus Sarrasani. In diesen Tagen kann er allerdings nicht mithalten mit den Attraktionen, die der neugegründete Zirkus Sarrazini in Berlin zu bieten hat.

Die provokanten Thesen des früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin zur Zuwanderung und Bevölkerungsentwicklung in Deutschland sind zur politischen Akrobatennummer verkommen. Wird Sarrazin aus der SPD ausgeschlossen? Wird ihn die Bundesbank, deren Vorstandsmitglied er ist, entlassen? Alle blicken nach oben, um Sarrazin bei seinem gewagten Drahtseilakt zu beobachten. Dabei sollten sie besser nach unten schauen - dorthin, wo die Probleme sind.

Die Schicht der Bildungsfernen in Deutschland wächst. Und das nicht trotz, sondern gerade wegen relativ großzügiger Sozialleistungen. Hilfen schaffen Hilfsempfänger. Das wollen viele noch immer nicht wahrhaben. Und auch noch so gute Schulen können die Defizite nicht ausgleichen, mit denen Kinder aus dieser Schicht ins Leben starten.

Sarrazin hat konkrete, durchaus kluge Vorschläge gemacht, wie gegengesteuert werden könnte. Aber keiner wird sie aufgreifen. Mit seinem Geplapper über vererbbare Intelligenz und Gene hat Sarrazin seinen Teil dazu beigetragen. Auch intelligente Menschen können dumm agieren.