Viel Musik und ein umfangreiches Rahmenprogramm gibt es von Freitag bis Sonntag, 8. bis 10. August, beim Umsonst-&-Draußen-Festival auf der Uni-Wiese. Foto: Archiv A. Kratz

Totgesagte leben länger: das Umsonst-und-Draußen-Festival geht am Wochenende in die 35. Runde. Wie immer gibt es viel Musik und ein umfangreiches Rahmenprogramm.

Vaihingen - Roland Brömmel findet viele Superlative für das Fest. Es sei das „schönste, bunteste und alternativste Festival“ überhaupt. Hervorgegangen aus einer Protestaktion lädt der Verein „Umsonst & Draußen Kultur“ jedes Jahr zu dem dreitägigen Spektakel auf der Uni-Wiese am Pfaffenwaldring ein.

Vorbereitet wird es von einem offenen Plenum. „Jeder kann kommen und mitmachen“, sagt der Vorsitzende Roland Brömmel. Mehr noch: der Verein ist auf die vielen spontanen, ehrenamtlichen Helfer angewiesen. Der Auf- und Abbau von zwei Bühnen und einer kompletten Festival-Infrastruktur sei anders gar nicht zu stemmen. Am Donnerstag und Freitag wird jeweils von 10 Uhr an auf der Uni-Wiese geschafft. „Wir brauchen jede helfende Hand, und wir haben Arbeiten für jede Gewichtskategorie“, sagt Brömmel. Es gehe nicht nur darum, schwer zu schleppen. „Es muss auch dekoriert werden, Schilder müssen gemalt und Botengänge erledigt werden“, so der Vorsitzende.

In die Werbung von ehrenamtlichen Mitarbeitern investieren die Vereinsmitglieder jedes Jahr viel Zeit. „Wir können uns nicht auf der Gewissheit ausruhen, dass es schon irgendwie klappt“, sagt Brömmel. Man habe immer ein wenig Sorge, ob sich wieder genügend Freiwillige finden. Darum seien die Helfer-Aufrufe auch mit einem gewissen Nachdruck formuliert. Und es gilt das Motto: anpacken statt meckern. Wenn nötig wechselt der ein oder andere aus dem Publikum während des Festivals spontan die Seiten und stellt sich hinter den Tresen.

Quer durch die Musikstile

Das dreitägige Programm ist wieder bunt gemischt. Auf den Bühnen spielen Musiker aus der Region und Gäste aus der Ferne, Nachwuchstalente und routinierte Gruppen. „Von laut-schnell bis leise-nachdenklich geht es quer durch die Musikstile“, sagt Brömmel. So schaffen es die Veranstalter, die mit der 35-jährigen Festival-Geschichte selbst ein wenig älter geworden sind, auch immer wieder das junge Publikum anzuziehen und zu begeistern.

Zu Umsonst und Draußen gehört aber auch ein umfangreiches Kinderprogramm. Denn viele der Festival-Besucher bringen mittlerweile ihren Nachwuchs mit und sind froh, wenn sie diesen gut unterhalten und betreut wissen. Für die Kleinen gibt es sogar Theatervorstellungen. Am Samstag zeigt das Gama-Theater das Märchen „Die Prinzessin auf der Erbse“. Am Sonntag spielt das Homunculus-Figurentheater die Geschichte vom fliegenden Bart.

Zur Tradition des Festivals gehört auch, dass „Verräterbier“ tabu ist. Denn das Umsonst & Draußen finanziert sich – bis auf einige wenige Sponsoren – aus dem Verkauf von Speisen und Getränken. Wer sich die komplette Versorgung selbst mitbringe, der habe nichts von der Philosophie des Festivals verstanden und grabe dem U&D den Lebensnerv ab. So steht es auf der offiziellen Internetseite des Vereins.

Stabile finanzielle Situation

Die Preise sind mit drei Euro für ein Bier und einen Euro für ein Mineralwasser durchaus human. Im Gegensatz dazu sind die Kosten für das Festival jedoch in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Ein Faktor sind die GEMA-Gebühren. Die Abkürzung steht für „Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte. Sie nimmt die Urheberrechte für Musiker wahr und macht auch vor Vereinen nicht halt. Weil die Gema ihre Tarifstrukturen geändert hat, musste auch das U&D einen neuen Vertrag abschließen. „Entgegen der Ankündigung, dass kleine und nicht kommerzielle Vereine entlastet werden, ist es für uns teuerer geworden“, sagt Brömmel. Zwar halte sich die Kostensteigerung im Rahmen. Doch letztlich sei auch das ein Faktor, der das Fest teurer mache.

Doch immerhin habe sich die finanzielle Situation des Vereins in den vergangenen Jahren stabilisiert. „Wir hatten jetzt mehrere Festivals bei schönem Wetter, die gut gelaufen sind“, sagt Brömmel. Bleibt noch die Frage, warum der Verein sich überhaupt so viel Arbeit macht, um Jahr für Jahr das Festival auf der Uni-Wiese auf die Beine zu stellen. Roland Brömmel hat dafür eine einfache Erklärung: „Weil es Spaß macht und weil es eine tolle Veranstaltung ist. Es ist toll, auf einer leeren Wiese ein Festival aus dem Boden zu stampfen, auf dem sich die Generationen treffen. Und wenn einem dann die Leute mit einem Lächeln auf den Lippen entgegen kommen, dann hat es sich wieder gelohnt.“

Das Programm

Freitag, 8. August
18 Uhr Captain Guts, 19.30 Uhr Splice, 21 Uhr Putte & Edgar

Samstag, 9. August:
15 Uhr Mainström, 15 Uhr Kinderwerkstatt und Gama Theater, 17 Uhr Rockfish, 18 Uhr Neurutics, 19 Uhr Gaffa, 20 Uhr Circus of Fools, 21 Uhr 13Krauss, 22 Uhr Annagemina

Sonntag, 10. August
: 11 Uhr Böny & The holy Knights, 13 Uhr Körpa Klauz, 14 Uhr Kinderwerkstatt und Homunculus Figurentheater, 15 Uhr Con Fusión, 16 Uhr Nasim Kholti & Band, 17 Uhr Mágica Fe, 18 Uhr Lesebühne 7 PS, 19 Uhr The Savants, 20 Uhr Dead United, 21 Uhr NH3, anschließend Variatistic

Forum Stadt im Wandel
Am Samstag und Sonntag hat jeweils von 10 Uhr an das „Forum Stadt im Wandel“ geöffnet. „Nach dem großen Zuspruch, den das dritte europäische Forum gegen unnütze Großprojekte vergangenes Jahr in Stuttgart hatte, wollen wir diese Diskussion weiterführen“, heißt es in einer Pressemitteilung. Das Ziel ist eine „kritische Bestandsaufnahme. Es gibt Workshops und Podiumsdiskussionen.

Der Verein
Seit Juni 2006 gibt es den Verein Umsonst und Draußen Kultur. Die Veranstalter wollten Rechtssicherheit schaffen. Denn bis dahin unterschrieben sie sämtliche Verträge als Privatpersonen. Das wurden ihnen irgendwann zu riskant. Weitere Infos zu dem Verein stehen unter www.ud-stuttgart.de.