Findet sich ein anderer Standort für das Open-Air-Festival? Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Die Stadt Stuttgart macht den Organisatoren des Festivals Umsonst-& Draußen keine Hoffnung, dass es am bisherigen Ort weitergeht. Könnte das Kultfestival nun woanders stattfinden?

Umsonst & Draußen kann voraussichtlich nicht mehr in der bisherigen Form stattfinden. Das ist das Ergebnis von Gesprächen zwischen der Stadtverwaltung und den Organisatoren des traditionsreichen Open-Air-Festivals. Auch eine mögliche Ausweichfläche ist nach Informationen der Stadt bislang nicht in Sicht. Mit Ausnahme einer pandemiebedingten Zwangspause war das nicht kommerzielle Festival seit 1980 ununterbrochen in Vaihingen auf einer Wiese am Rand des Universitätsgeländes durchgeführt worden.

Nachdem das Umweltamt die Genehmigung des Festivals in den vergangenen Jahren stets abgesegnet hatte, verweigerte die Behörde nun erstmals ihre Zustimmung. Als Gründe wurden artenschutzrechtliche Bedenken angeführt. Die angestammte Fläche des Festivals befindet sich im Landschaftsschutzgebiet Glemswald und berührt ein sogenanntes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet (FFH). Zudem grenzen zwei Naturschutzgebiete direkt an den Festivalstandort.

Das Umsonst & Draußen genieße keinen Bestandsschutz

Das war zwar auch schon bisher bekannt. „Einen neuen Sachstand“ gebe es, so die Stadtverwaltung, nun jedoch bezüglich konkreter Arten, die auf der betreffenden Fläche vorkommen. Dabei handele es sich neben national geschützten Insektenarten um eine streng geschützte Schmetterlingsart, den Großen Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Der Falter nutze den Große Wiesenknopf, eine Pflanze, die auf dem Festivalgelände wächst, um seine Eier abzulegen.

Wie Umweltbürgermeister Peter Pätzold (Grüne) im Anschluss an die Gespräche mit dem Veranstalter erklärte, genieße das Umsonst & Draußen keinen Bestandsschutz. „Bisher hat der Artenschutz mangels Kenntnis bei der Genehmigung keine Rolle gespielt“, so Pätzold weiter. Nun müsse man mit dem Thema aber umgehen. Der Bürgermeister unterstrich gleichzeitig die Bedeutung des Festivals, das „seit Jahrzehnten ein buntes Publikum“ anziehe. „Daher schmerzt es umso mehr, dass es kein Weiter-so geben kann“, sagte Pätzold. Die Tatsache, dass Umsonst & Draußen bislang stets genehmigungsfähig war, war im Vorfeld der Gespräche amtsintern als „nicht sachgerechte Bearbeitung“ bezeichnet worden.

Die Stadt sucht nach eigener Auskunft nun weiter nach alternativen Flächen im Umfeld des bisherigen Standorts. Ob es eine Übergangslösung bereits für das kommende Jahr geben könne, sei jedoch fraglich. Roland Brömmel, Organisator von Umsonst & Draußen, unterstrich in diesem Zusammenhang die Notwendigkeit, rasch Planungssicherheit zu bekommen: „Momentan habe ich weder einen Ort noch einen Termin“, sagte Brömmel. Organisatorisch stelle vor allem die rechtzeitige Buchung von Bühne, Zelt und Equipment ein Problem dar.

Nach Brömmels Dafürhalten verlief die Beratung mit der Stadt über eine Rettung des Festivals „ernüchternd“. „Die Lösung, die wir uns erhofft hatten, damit wir in die Planungen einsteigen können, wird es nicht geben.“ Brömmel hatte sich bis zuletzt ausgerechnet, dass das Festival „mit entsprechenden Einschränkungen“ wie bisher stattfinden kann. Er betonte jedoch, dass er Teile der Argumentation des Umweltamts nachvollziehen könne. „Wir nehmen seit jeher Rücksicht auf Naturschutzbelange und möchten die Fläche nicht überbeanspruchen.“

Beeindruckt vom Rückhalt, den das Festival genießt

Trotz des Rückschlags zeigte sich der Festivalorganisator im Anschluss an die Gespräche vom Rückhalt, den die Veranstaltung bei Verwaltung und Stadtpolitik genießt, beeindruckt: „Ich sehe die Anstrengungen, die die Stadt unternimmt, um diese wichtige Kulturveranstaltung weiter zu ermöglichen“, sagte Brömmel. Gleichzeitig wiederholte er seine Forderung, dass es für Umsonst & Draußen „einen dauerhaften Platz“ geben müsse. Brömmel kündigte weitere Gespräche mit der Stadt an.