Mindestens 3,5 Millionen Euro geben die Stadtwerke bis 2020 für die Umrüstung aus. Foto: Sascha Sauer

Die Stadtwerke rüsten die Straßenbeleuchtung mit Millionenbeträgen auf LED-Lampen um. Auch die Kugellampen, bei denen Umweltschützer von Lichtverschmutzung sprechen, kommen weg.

Fellbach - Es werde Licht. Jeden Abend, wenn sich die Sonne hinter den Horizont zurückzieht, geschieht etwas, das vor gut 140 Jahren als technische Revolution gefeiert wurde. Nie wieder wird es seitdem richtig dunkel, außer bei Stromausfall. Wie selbstverständlich springen abends die Straßenlaternen an.

1873 war es, als in Fellbach die ersten Öllampen Plätze und Gassen erleuchteten

1873 war es, als in Fellbach die ersten Öllampen Plätze und Gassen erleuchteten. 1907 wurden sie durch Gaslampen ersetzt, die – erstmals in Württemberg – mit Fernzündung gesteuert wurden. Diese Technik hat keine 20 Jahre überdauert. 1925 wurde mit der Einrichtung einer elektrischen Straßenbeleuchtung begonnen. Ausschlaggebend war dabei die Erkenntnis, dass der Aufwand für die elektrische Beleuchtung niedriger war als für eine Gasbeleuchtung.

Es geht aber noch besser. Viel besser. Derzeit rüsten die Stadtwerke Fellbach alle 6100 Leuchten mit insgesamt 9796 „Glühbirnen“ auf Straßen und Plätzen auf eine neue Technik um. Etwa die Hälfte dieser Straßenlampen bestehen aus Hochdruck-Quecksilberdampflampen (HQL), die nicht mehr die Effizienzanforderungen der entsprechenden EU-Verordnung erfüllen – sie dürfen ab April dieses Jahres nicht mehr verkauft werden. Aber die Stadtwerke-Geschäftsführer Thomas Mahlbacher und Gerhard Ammon wollen auch alle anderen Laternen zügig auswechseln.

Für die Umrüstung mussten eigens zwei Mitarbeiter eingestellt und ein Hubsteiger angeschafft werden

Das geht ordentlich ins Geld. Mindestens 3,5 Millionen Euro, vielleicht auch etwas mehr, geben die Stadtwerke bis zum Jahr 2020 für die Rundumerneuerung der Straßenbeleuchtung aus. Es mussten eigens zwei Mitarbeiter eingestellt und ein Hubsteiger angeschafft werden. Weil die modernen LED-Lampen 60 bis 80 Prozent weniger Strom verbrauchen, amortisiert sich die Investition innerhalb von acht Jahren, kalkuliert Gerhard Ammon. Der Stromverbrauch, bisher zwei Millionen Kilowattstunden jährlich, soll mindestens halbiert werden. Zudem halten die stromsparenden Lichtspender bis zu 40 000 Betriebsstunden durch. Da muss, bei durchschnittlich 2650 Leuchtstunden pro Jahr, nur noch selten ein Monteur ran, um sie auszutauschen. „Der Unterhaltungsaufwand wird sich deutlich entspannen“, sagt Mahlbacher, der damit rechnet, dass die Straßenbeleuchtung für die Stadt deutlich günstiger wird.

Als die Stadtwerke im Jahr 2012 die Verantwortung für die Straßenbeleuchtung übernahmen, haben sie als erstes den Bestand an Leuchten ermittelt und die Standsicherheit von rund 1500 Masten geprüft. „Eine Handvoll Masten haben wir daraufhin ausgetauscht“, berichtet Thomas Mahlbacher. Anschließend ist man mit einem speziell ausgerüsteten Messfahrzeug der benachbarten Firma GA Energieanlagenbau Süd durch die Stadt gefahren und hat die Beleuchtungsstärken auf den Straßen ermittelt. „An manchen Stellen war das nicht so optimal“, sagt Ammon. Aus den Daten hat sich ein Masterplan entwickelt, nach dem in der Stadt nun alle Leuchten umgerüstet werden.

Mit Hilfe von Spiegeln in den LED-Lampen kann der Straßen- oder Gehwegbereich genau ausgeleuchtet werden

Mit Hilfe von Spiegeln in den standardisierten LED-Lampen kann der Straßen- oder Gehwegbereich ziemlich genau ausgeleuchtet werden, Streuverlust an Licht wie bisher gibt es nicht. Ganz anders die Kugellampen, die vielfach noch an den Straße stehen. Sie sind zwar mit Stromsparleuchten bestückt, aber das Licht wird gleichmäßig in alle Richtungen verteilt. Ein großer Teil der Leuchtkraft ist vergeudet, Umweltschützer sprechen auch von „Lichtverschmutzung“. Die mit 30 bis 50 LEDs bestückten neuen Lampen dagegen richten ihr Licht nur dorthin, wo es gebraucht wird. Die Lampen können zudem gedimmt werden, auf die teuren Modelle mit einstellbarer Lichtfarbe verzichten die Stadtwerke dagegen, „das haben wir uns gespart“, sagt Ammon. Vorteilhaft ist auch die neue zentrale Steuerung der Straßenbeleuchtung – bisher waren 60 Schaltstellen mit Zeitschaltuhren über die Stadt verteilt. Auch der Ausfall von Lampen soll künftig nicht mehr per Augenschein oder mit Hilfe von Bürgern ermittelt werden, sondern von einer pfiffigen Software. Derzeit tüfteln die Stadtwerke-Techniker allerdings noch an dem selbstlernenden System, das über die Ermittlung des Stromverbrauchs in einzelnen Abschnitten den Ausfall von Leuchten erkennen kann.

Für dieses Jahr haben die Stadtwerke den Austausch von 1225 Leuchten auf dem Arbeitsplan

Für dieses Jahr haben die Stadtwerke den Austausch von 1225 Leuchten auf dem Arbeitsplan, im Wirtschaftsplan sind dafür 625 000 Euro vorgesehen. Auch die Fußgängerüberwege sollen besser erhellt werden, das Beispiel dafür können interessierte Bürger jetzt schon vor dem F3-Bad besichtigen. Ammon: „Das ist eine viel bessere Art der Ausleuchtung“. Im nächsten Jahr soll es mit 1100 Lampen weiter gehen, bis zum Jahr 2020 wird die Umrüstung auf LED-Technik abgeschlossen sein. Ein Problem ist noch zu lösen: Die Seilleuchten über vielen Straßen wären überflüssig. An ihnen befestigt die Stadt aber die Sterne, die in der Weihnachtszeit Stimmung in den Einkaufsstraßen verbreiten. Eine Entscheidung des Gemeinderats ist dafür erforderlich.