Cordula Werwigk verkauft ihre Tücher auch bei „Tücherpartys“. Foto: Ina Schäfer

Schmuck, Kleidung, Accessoires – bei der Umkleide des Jugendhauses Mitte gibt es selbst Gemachtes. Die meisten Stücke fertigen die Aussteller in Heimarbeit an.

S-Mitte - Auf dem Gelände des Jugendhauses Mitte reiht sich am sonnigen Samstagnachmittag Stand an Stand. Auf den Tischen sind Schmuckstücke ausgelegt, T-Shirts, Schals und vieles andere. Eines haben die Stücke gemeinsam: Sie sind alle selbst gemacht.

Der Designmarkt Umkleide wird seit 2006 vom und im Jugendhaus Mitte veranstaltet – in der Form wie an diesem Samstag allerdings erst zum zweiten Mal. Zuvor diente die Umkleide dazu, Produkte zu verkaufen, die mit Siebdruckverfahren gestaltet wurden. Die Organisatorin ist Anja Bätzner, seit elf Jahren pädagogische Mitarbeiterin im Jugendhaus und zuständig für die Siebdruckwerkstatt. Auf den Märkten, die bisher im Winter stattfanden, wurden zum einen Stücke verkauft, die dort gestaltet wurden, teilweise kamen Verkäufer von außen.

Gegen den Marken-Wahn

„Irgendwann hatten wir die Idee, daraus ein Forum für alle Designer, Künstler und Schmucklabels zu machen“, sagt Anja Bätzner. Deshalb ist das Konzept geöffnet worden, bei der Umkleide wird jetzt alles verkauft, was selbst gemacht ist. Für die Kinder gibt es eine Betreuung, außerdem Essen vom Gastroteam des Jugendhauses. Die meisten Stücke fertigen die Aussteller in Heimarbeit an; manche sind zum ersten Mal auf einem Markt.

Auch Patricia Oakley fängt gerade erst an. Die Designerin gestaltet Kleidung und Taschen mit einem Recycling-Gedanken. „Ich gehöre noch zu der Generation, die auf den Flohmarkt gegangen ist, um Klamotten zu kaufen. Einfach, weil ich wenig Geld hatte“, sagt sie. Mit ihren Sachen möchte sie etwas gegen den Marken-Wahn tun und gegen die Eintönigkeit auf den Straßen der Stadt.

Kurse für Jugendliche

Deshalb hat Oakley begonnen, alte Kleidung zu sammeln – auch T-Shirts, die im Jugendhaus nicht gebraucht wurden –, und hat daraus etwas Neues gemacht, beispielsweise eine Tasche aus einer alten Cordhose. Um ihre Philosophie weiterzugeben, bietet sie Kurse für Jugendliche im Jugendhaus Mitte an. Am Samstag konnten sich die Nachwuchs-Designer direkt dafür anmelden. „Ich glaube, für die Kinder ist es ein schönes Gefühl, etwas tragen zu können, das sie selbst gemacht haben“, sagt Patricia Oakley.

Cordula Werwigk ist zum ersten Mal bei der Umkleide dabei. Vor einem Jahr hat sie ihr Label Cordge gegründet, unter dem sie Produkte für Kinder und Erwachsene macht. Auf ihrem Tisch liegen kleine Mützen, Wendetaschen und T-Shirts für Kinder, mit Motiven, die sie selbst entwirft und auf die Shirts druckt. Aus Filz macht sie Kartenhüllen, weil „die Uno-Pappschachteln grundsätzlich kaputt gehen.“ Für Erwachsene gestaltet sie die typischen Halstücher aus dem Oman um und bedruckt große Taschen mit Neonprints. Bisher gab es ihre Sachen bei Tücherpartys, die sie veranstaltet hat. Neuerdings bietet Werwigk die Kollektion auch online an – oder eben auf Märkten.