Bisher ist die Kreuzung wenig fußgängerfreundlich: Autofahrer kommen aus der Tübinger Straße und pendeln zwischen Wilhelmsplatz und Steinstraße Foto: © 2015 Stadtmessungsamt Stuttgart

Zwischen Tagblatt-Turm und Hegelhaus sollte sich eigentlich dringend etwas ändern. Der überfällige Umbau der Kreuzung wird aber voraussichtlich noch mal zwei Jahre auf sich warten lassen – weil er so teuer ist.

Stuttgart - Das Umgestalten der Kreuzung Torstraße/Eberhardstraße im Stadtzentrum wird rund 4,7 Millionen Euro kosten. Das hat der Chef-Verkehrsplaner der Stadt Stuttgart, Stephan Oehler, dem Gemeinderatsausschuss für Umwelt und Technik berichtet. Und er fügte hinzu: Im Entwurf des städtischen Doppelhaushaltsplanes, den die Verwaltung vorgelegt hatte, ist die kostspielige Maßnahme nicht enthalten – was auch von Oehler bedauert wird.

„Es gibt sehr wenige Kreuzungen in Stuttgart, die so wenig schön sind“, sagte der Verkehrsplaner etwas umständlich. Beate Schiener (Grüne) wurde direkter: „Die Kreuzung ist affenscheußlich.“ Dabei handelt es sich um eine wichtige Schnittstelle in der Stadtmitte.

Mit dem Tagblatt-Turm steht eines der bedeutendsten Stuttgarter Kulturdenkmale direkt neben der Kreuzung. Auf der anderen Seite befindet sich das Hegelhaus, das bei der Umgestaltung der Kreuzung mit einer Art Vorplatz aufgewertet werden könnte.

Radfahrer finden sich in einer Art Niemandsland

Fußgänger müssen an den Überwegen zurzeit gefühlte Ewigkeiten auf Grün an der Fußgängerampel warten, während Busse, Taxen und häufig auch Rettungsfahrzeuge zwischen dem Rotebühlplatz und dem Wilhelmsplatz fahren, außerdem Autofahrer, die aus der Tübinger Straße kommen. Andere Autofahrer pendeln zwischen Wilhelmsplatz und Steinstraße von und zu drei Parkhäusern. Radfahrer auf der Hauptradroute 1 finden sich plötzlich in einer Art Niemandsland wieder.

Vor drei Jahren war noch ein Kreisverkehr angepeilt, doch das würde der Komplexität der Verkehrsbeziehungen nicht gerecht werden. In den aktuellen Plänen des Architekturbüros Behnisch findet sich der Kreisel nicht mehr. Aber Oehler lobt die Qualitäten der Planung, die weniger Fahrbahnraum, dafür zahlreiche neue Bäume vorsieht. Ampeln kommen weg. Fußgänger können an diversen Stellen die Eberhard- und die Torstraße überqueren, auch Radfahrer können sich frei bewegen, obwohl im Grunde die SSB-Linienbusse Vorrang genießen.

Im ganzen Bereich sollen künftig weniger Autos fahren

Mit den städtischen Verkehrsbetrieben hat Oehler auch lange an dem Projekt getüftelt. Und mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Stuttgart, der aber nicht völlig von dem Vorhaben überzeugt werden konnte. Er pocht auf die Bevorrechtigung der Radfahrer, doch Oehler hielt dagegen: Man müsse viele Verkehrsteilnehmer berücksichtigen, und die Belange der Radfahrer seien „ausreichend berücksichtigt“. Zumal in dem ganzen Bereich künftig „deutlich weniger Autos“ unterwegs seien als bisher. Denn vom Rotebühlplatz kommend wird der Autofahrer künftig nicht mehr über die Kreuzung in die Eberhardstraße in Richtung Breuninger fahren können, auch nicht nach links in die Steinstraße. Sie wird nur noch vom Wilhelmsplatz her anzusteuern sein.

Einige Ausschussmitglied drängten dennoch auf Korrekturen in der Planung. Beate Schiener regte eine Tempo-20-Zone an und meinte, die Radfahrer müssten zumindest vor den aus der Steinstraße kommenden Autos Vorfahrt haben. Der Stadtist Ralph Schertlen forderte, die Eberhardstraße über die Kreuzung hinweg als Vorfahrtsstraße für Radfahrer anzulegen. Christoph Ozasek (Die Linke) kritisierte auch die „Priorisierung des Autoverkehrs“ und möchte außerdem die Ausdehnung des Modells Tübinger Straße geprüft haben: Dort ist ein sogenannter Shared-Space-Bereich, in dem die diversen Verkehrsarten gleichberechtigt und Verkehrsschilder Mangelware sind. Doch dagegen spricht nach Oehlers Ansicht allein schon der Busverkehr in der Eberhard- und Torstraße. Der ganze Bereich werde ohnehin fußgängerfreundlicher werden.

Die Frage ist nur: Wann? Bislang war nicht erkennbar, dass eine Fraktion die Aufnahme des Projektes in den Haushalt 2016/2017 beantragen will, wenn der Etat im Dezember beraten wird. Für die CDU habe es nicht erste Priorität, machte Fraktionschef Alexander Kotz schon mal klar. Die Modernisierung der Kronprinzstraße, wo der Steinbelag unschön ist und an vielen Stellen nur notdürftig mit Teer ergänzt wurde, geht für die CDU vor. „Außerdem gibt es noch viele andere hässliche Kreuzungen, vielleicht noch hässlichere“, sagte Alexander Kotz.