Die Stadt will den Marktplatz schöner machen. Doch die Ideen der städtischen Planer reichen dem Bund deutscher Architekten nicht aus. Er fordert einen erneuten Wettbewerb. Foto: Achim zweygarth

Stadträte und Fachleute im Städtebauausschuss waren sich noch im Februar einig: Die Stadt solle auf der Grundlage eigener Ideen die Umgestaltung des zentralen Platzes vor dem Rathaus in Angriff nehmen, lediglich Detailfragen seien noch zu klären. Doch jetzt regt sich Kritik.

Stuttgart - Die Pläne für die angepeilte Umgestaltung des Stuttgarter Marktplatzes stoßen zwar im Gemeinderat und im Bezirksbeirat Mitte überwiegend auf Zustimmung. Doch nun gibt es Kritik aus der Architektenschaft: In einem offenen Brief fordert der Landesverband des Bundes Deutscher Architekten (BDA) OB Fritz Kuhn und Baubürgermeister Peter Pätzold (beide Grüne) auf, einen offenen Planungswettbewerb für den Platz auszuloben. Zuletzt hatten Verwaltung und Gemeinderat im Februar beschlossen, auf der Grundlage eines Ideenentwurfs der städtischen Planer weiterzuarbeiten.

Der sieht im Wesentlichen vor, die diagonalen Treppenstufen zwischen Rathausfront und der Sitzgruppe beim Marktbrunnen zu beseitigen, den Brunnen anzuheben und den Platz mit einem neuen, hellen Granit zu bepflastern. Außerdem soll vor dem Tritschler-Haus eine Wasserfontäne sprudeln. Obwohl die Planungen im Städtebauausschuss des Gemeinderats, in dem auch Mitglieder des BDA sitzen, auf prinzipielle Zustimmung stießen, erhebt sich jetzt Kritik. In dem vom BDA-Landesvorsitzenden Alexander Vohl und Michael Ragaller vom BDA Stuttgart/Mittlerer Neckar unterzeichneten Schreiben heißt es, man habe die neusten Pläne der Verwaltung „mit gemischten Gefühlen“ zur Kenntnis genommen. Zwar unterstütze der BDA das Vorhaben, den Marktplatz gestalterisch aufzuwerten. Dass ein weiterer Anlauf nach zwei 1995 und 2005 durchgeführten Wettbewerben nun ohne weiteren Wettbewerb gemacht werde, stößt beim BDA auf Befremden.

Stadt sieht derzeit keinen Anlass für einen weiteren Wettbewerb

Die Architekten wollen sich offenbar nicht mit kleineren Optimierungen zufriedengeben und nennen als Beispiele für zentrale städtische Plätze die Piazza della Signoria in Florenz, den Grote Mart in Brüssel oder den Place de Terraux in Lyon – „allesamt zentrale städtische Plätze, bei denen wir ins Schwärmen geraten.“ Auch beim Marktplatz sei es daher „dringlichst geboten“, auf die Planungskompetenz der Architekten und Stadtplaner in Stuttgart und im Land zurückzugreifen und einen erneuten Wettbewerb auszuloben.

Baubürgermeister Pätzold sieht dafür erst einmal keinen Anlass: „Angesichts der bisherigen Überlegungen zum Marktplatz und den vielfältigen Nutzungsvorgaben – Wochenmarkt, Weihnachtsmarkt, Weindorf, Festival der Kulturen – welche die Fläche schon sehr festlegen, haben wir uns entschieden, den Gremien eine behutsame Sanierung und Umgestaltung des Marktplatzes vorzuschlagen.“ Die Vorschläge seien von allen bisher hinzugezogenen Gremien bestätigt worden, „so dass wir auf dieser Grundlage weiter arbeiten und in die Detailplanungen einsteigen werden.“ Bis zu den Haushaltsberatungen werde die Verwaltung einen Vorschlag zur Umsetzung und Finanzierung erarbeiten.

Laut Pätzold werden dabei Anregungen aus den Gremien zum Thema Material des Pflasters, zur Möblierung und zur außengastronomischen Nutzungentsprechend berücksichtigt. Einen nochmaligen Wettbewerb hält der Bürgermeister im Augenblick nicht für zielführend: Es gehe nicht um großartige Gestaltungsalternativen – dafür seien die Grenzen des Marktplatzes einfach zu eng gefasst.