Erzbischof Robert Zollitsch. Foto: dpa

Katholische Kirche muss nach Ansicht des Erzbischofs Umgang mit Sexualität ändern.  

Freiburg - Die katholische Kirche in Deutschland muss nach Ansicht des Freiburger Erzbischofs Robert Zollitsch ihren Umgang mit der Sexualität ändern. Vor allem in der Priesterausbildung müsse das Thema offener angesprochen werden, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz im Kamingespräch des Fernsehsenders „Phoenix“ in Freiburg. „Wir können uns nicht nur in der Verteidigung dessen, was gilt, zurückziehen.“

Sexualität sei ein bestimmendes Thema in der Gesellschaft und bei Priestern. Die Kirche müsse umdenken und sich dem Thema ohne Tabus stellen. „Wir müssen schauen, wie wir neu miteinander ins Gespräch kommen“, sagte Zollitsch. Für die Kirche sei dies eine Chance. „Vielleicht hat man manchmal zu schnell gemeint, man kann dadurch, dass man eben die geistliche Dimension des Lebens mit Gott herausstellt, damit auch die Frage der Sexualität beantworten.“

Zölibat ist derzeit unverrückbar

Dies alleine reiche aber nicht aus. Seine Erfahrung, besonders in der Priesterausbildung, zeige: „Je konkreter und direkter wir diese Frage angesprochen haben, desto hilfreicher ist es für den einzelnen Menschen.“ Als Beispiel nannte Zollitsch die verordnete Ehelosigkeit und sexuelle Enthaltsamkeit der Priester. „In der Einschätzung des Zölibats muss man sehen, dass von der Breite des Kirchenvolkes zu wenig verstanden und zu wenig mitgetragen wird. Das ist das, was unsere Priester spüren und unmittelbar erleben.“

Nur wenn die Kirche offener mit dem Thema umgehe, wachse die Akzeptanz des Zölibats und der Kirche. Den Zölibat bezeichnete Zollitsch als derzeit unverrückbar.

Im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal kritisierte Zollitsch die Medien. „Ich habe den Eindruck gehabt, dass manche Dinge medial benutzt worden sind, um möglichst der Kirche eins auszuwischen, die Kirche an den Pranger zu stellen.“ Missbrauch beispielsweise in Familien oder bei Sportvereinen sei nicht angesprochen worden. „Die Kirche dient auch als Alibi, um das andere nicht aufgreifen zu müssen“, sagte Zollitsch.