Menstruationstasse, Tampon oder Binde – sollten diese in Bildungseinrichtung kostenlos zur Verfügung stehen? Foto: - stock.adobe.com

Als erstes europäisches Land will Spanien zusätzliche Krankentage bei starken Periodenbeschwerden einführen. Was Frauenpolitikerinnen im Land zum Thema Menstruation fordern.

Es war eine Entscheidung, die Aufsehen erregte: Als erstes europäisches Land will Spanien für Frauen mit schweren Menstruationsbeschwerden Extra-Krankentage einführen. Auch im Land fordern Politikerinnen nun, das Thema Periode aus der Schamecke zu holen. „Es wird Zeit, Frauen- und Männergesundheit noch deutlicher mit ihren Unterschieden in den Blick zu nehmen“, sagt Stefanie Seemann, frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Landtagsfraktion unserer Zeitung. Wichtig sei es, daraus kein Thema unterschiedlicher Belastbarkeit von Frauen und Männern zu machen, sondern die Vor- und Nachteile zu sehen.

Frauen sind weniger schmerzempfindlich

So seien Frauen durch den höheren Anteil weiblicher Hormone weniger schmerzempfindlich, dafür hätten Männer keinen Zyklus und die daraus folgenden Probleme. Arbeitgeber täten gut daran, Frauen zum Beispiel einen „Entspannungsraum mit Wärmeflasche und Liege“ einzurichten und so Offenheit für das Thema zu signalisieren. Laut Studien leidet rund ein Drittel aller gebärfähigen Frauen an stärkeren Folgen der Regel, wie starken Schmerzen, Übelkeit oder Schwindel.

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Auch die baden-württembergische SPD-Bundestagsabgeordnete Leni Breymaier will ein Ende des Tabus. Keinen Bedarf sieht sie aber für zusätzliche Krankentage, da in Deutschland bereits jede Frau die Möglichkeit habe, sich bei starken Beschwerden krank zu melden. Auch sei Anfang 2020 der Mehrwertsteuersatz für Hygieneartikel wie Binden und Tampons auf sieben Prozent gesenkt worden.

Auswachsen der Menstruationstasse

Nachholbedarf sehen Seemann und Breymaier in öffentlichen Einrichtungen wie Schulen oder Universitäten. Dort sollten Mädchen und Frauen ihrer Meinung nach mit kostenlosen Hygieneartikeln wie Binden und Tampons versorgt werden. „Sie halten sich womöglich einen ganzen Tag an der Uni oder Schule auf und brauchen einen geschützten Raum samt Waschmöglichkeit, warmem Wasser für das Auswaschen der Menstruationstasse und natürlich auch Spendern von Artikeln wie Tampons oder Binden“, sagt Seemann. Sie betont allerdings, dass das nicht über Landesrecht geregelt werden kann, sondern über eine Richtlinie des Vereins Deutscher Ingenieure zur Ausstattung von Sanitäranlagen.

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Laut Wissenschaftsministerium testen einzelne baden-württembergische Hochschulen wie etwa die Uni Stuttgart in Pilotprojekten, wie hoch die Nachfrage unter Studentinnen und die damit verbundenen Kosten wären. Das Kultusministerium begrüßt es prinzipiell, „wenn ein derartiges freiwilliges Angebot an der Schule für Mädchen und Frauen bereitgestellt wird“. Das sei allerdings Sache der jeweiligen Schulträger vor Ort.

Neuer Umgang mit dem Thema

Stefanie Seemann fordert „einen neuen gesellschaftlichen Umgang mit dem Thema Menstruation als körperliche Belastung, der wertschätzend ist, der Frauen nicht als Ausnahme und weniger belastbar sieht und Angebote macht, diese Zeit als normal zu sehen“. Frauen sollten nicht mehr in der Rolle der Fordernden sein. Vielmehr seien „gesellschaftliche Institutionen verpflichtet, hier Angebote zu machen“.