Auf schnelles Internet müssen auch viele Firmen im Stauferkreis verzichten. Foto: dpa

Mit den Standortbedingungen im Kreis Göppingen sind die Unternehmen und Betriebe weitgehend zufrieden. Die lückenhafte Breitbandversorgung und der Mängel beim ÖPNV trüben jedoch das positive Gesamtbild.

Kreis Göppingen - Das Positive gleich vorneweg: Für die Unternehmen und Betriebe aller Branchen und Größen ist der Kreis Göppingen ein attraktiver Wirtschaftsstandort. So zumindest lautet – summa summarum – das Ergebnis einer Befragung, die im Frühsommer von der Göppingen IHK- Bezirkskammer und der Kreishandwerkerschaft gemeinsam durchgeführt worden ist. Von den 170 teilnehmenden Firmen gaben knapp zwei Drittel an, mit den Bedingungen insgesamt „zufrieden“ bis „eher zufrieden“ zu sein.

Verglichen mit einer Gesamtschau aus dem Jahr 2013, bei der ebenfalls 38 verschiedene Einzelfaktoren abgefragt und untersucht worden waren, hat sich die Gesamtsituation zwar leicht verbessert. Allerdings sind es zum größten Teil immer noch die gleichen Felder, auf denen aus Sicht der Unternehmen Handlungsbedarf besteht.

Verwaltung zunehmend „wirtschaftsfreundlicher“

„Das Fehlen qualifizierter Fachkräfte, die unzureichende Leistungsfähigkeit des ÖPNV und die an vielen Stellen mangelhafte Breitbandversorgung bereiten offensichtlich nach wie vor für Probleme“, betonten der IHK-Bezirkskammer-Präsident Wolf Ulrich Martin und der Kreishandwerksmeister Jürgen Schmid bei der Präsentation der Ergebnisse. Deutlich gebessert habe sich hingegen die zuletzt noch stark kritisierte lange Bearbeitungsdauer bei Anträgen und Verfahren, ergänzte Martin. Dieser Punkt stand bei der Umfrage vor drei Jahren bei den Unzufriedenheits-Faktoren noch auf Platz eins, ist inzwischen allerdings aus den Top Ten verschwunden.

Auf der Zufriedenheits-Seite werden, wie bereits 2013, die Sicherheit bei der Energieversorgung, die gute Flughafenanbindung, die hohe Kundentreue, die direkte Nähe zu den Zulieferern und erstmals auch die sogenannten weichen Faktoren wie etwa die schöne Landschaft oder die Kultur- und Freizeitangebote gelobt.

Fachkräftemangel bleibt ein Problem

Einen Grund, sich angesichts des insgesamt guten Umfrageergebnisses nunmehr bequem zurückzulehnen, sehen die Verantwortlichen bei IHK und Handwerkerschaft dennoch nicht. „Die Themen Breitbandversorgung und Verkehr werden weiterhin auf der Agenda bleiben“, sagte der IHK-Geschäftsführer Peter Saile. Und sein Kollege von den Handwerkern, Klaus Heschke, ergänzte: „Der Fachkräftemangel wird uns ebenfalls weiter beschäftigen, auch wenn es immer heißt, dass durch den vermehrten Flüchtlingszuzug eine Besserung zu erwarten sei.“ Aus Heschkes Sicht werde es aufgrund von Sprachbarrieren und fehlenden Qualifikationen aber noch eine ganze Zeit dauern, bis wirklich mehr Fachkräfte zur Verfügung stünden.

Möglichst rasch beseitigt werden sollten nach Ansicht von Wolf Ulrich Martin aber auch die Schwierigkeiten beim „schnellen Internet“, wobei er die Unternehmen und die Kommunen gleichermaßen in der Pflicht sieht. „Da muss jeder Geld in die Hand nehmen, um gemeinsam etwas voranzubringen“, betonte er. Jürgen Schmid sieht das ähnlich und fügte hinzu, „dass es nicht sein kann, dass Deutschland in Sachen Breitbandversorgung auf der gleichen Stufe steht wie etwa Rumänien“.

Schnell geht es nur selten

Allen Fördermaßnahmen zum Trotz kommt der Ausbau des schnellen Internets in Deutschland nur schleppend voran. Der Kreis Göppingen macht da, wie die Befragung der IHK und der Handwerkschaft zeigt, keine Ausnahme. Weniger als die Hälfte der Firmen und Betriebe verfügt über einen Breitband-Zugang. Besonders groß ist der Mangel im Geschwindigkeitsbereich von mehr als 150 Mbit pro Sekunde, der zunehmend benötigt wird.

Auf der anderen Seite ist die Zahlungsbereitschaft für einen schnellen Internetzugang in den verschiedenen Branchen im Stauferkreis, sieht man von der Industrie einmal ab, nicht allzu ausgeprägt. Im Handel und im Handwerk wären lediglich ein Viertel der Betriebe bereit, mehr als 100 Euro pro Monat für ihren Netzzugang auszugeben, im Dienstleistungsbereich sind es nur knapp 40 Prozent.

Allerdings ist es mitnichten so, dass Handwerker, Händler und Dienstleister das schnelle Internet nicht nutzen wollten und würden. Vielmehr sieht es so aus, dass größere Betriebe, wie eben der Industrie, generell bereit sind, mehr Geld dafür auszugeben. Die IHK und die Handwerkerschaft könnten sich deshalb Kooperationslösungen zwischen kleineren Firmen, etwa in Gewerbegebieten, vorstellen.