Zugpassagiere brauchen im Kreis Göppingen derzeit viel Geduld. Foto: dpa

Eine Umfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Sascha Binder belegt massive Probleme bei der Filstalbahn. Binder fordert jetzt schnelle Verbesserungen.

Geislingen - Deutlicher hätte das Ergebnis kaum ausfallen können: In drei Wochen haben sich die Verspätungen von Zügen auf der Filstalbahn auf fast zwei Tage, nämlich 42 Stunden und 53 Minuten summiert. Das geht aus einer Umfrage des Geislinger SPD-Landtagsabgeordnete Sascha Binder hervor. Er hatte Bahnkunden Mitte Oktober dazu aufgerufen, ihm Verspätungen zu melden, um herauszufinden, wie schlecht es wirklich um den Schienenverkehr auf der Filstalbahn bestellt ist. Denn seit die DB Regio diese gemäß einem Übergangsvertrag bis 2019 betreibt, der im Oktober in Kraft getreten ist, gab es immer wieder Beschwerden.

Das Ergebnis von Binders Umfrage ist ernüchternd: Innerhalb des dreiwöchigen Untersuchungszeitraums gingen bei ihm 250 Mails mit 800 Verspätungsmeldungen ein. Im Durchschnitt kamen die Züge 14 Minuten zu spät, in Richtung Stuttgart verspäteten sich 17 Prozent der Züge um 15 bis 30 Minuten, acht Prozent kamen mehr als eine halbe Stunde zu spät. Im Richtung Ulm brauchten 21 Prozent der Züge zwischen 15 und 30 Minuten länger, sieben Prozent kamen mehr als eine halbe Stunde zu spät. 17 Züge fielen ganz aus, davon fünf in Richtung Stuttgart und zwölf in Richtung Ulm.

Viele Beschwerden über Zustand der Züge

Binder fordert jetzt rasche Verbesserungen und hat dazu eine Anfrage im Landtag laufen. Er will unter anderem wissen, wie sich die Verspätungen und Zugausfälle seit dem Inkrafttreten des neuen Vertrags mit der DB Regio entwickelt haben und was getan wurde, um die Situation zu verbessern. Außerdem fragt er, ob und nach welchen Kriterien die DB Regio Strafen für Zugausfälle und Verspätungen ans Land entrichten muss, und falls ja, in welcher Höhe bisher Strafzahlungen geleistet wurden.

In der Begründung der Anfrage greift Binder noch ein weiteres Problem auf: Die Service-Qualität lasse ebenfalls „in vielen Bereichen ein dem Fahrpreis angemessenes Niveau vermissen“. Offenbar haben die Bahnkunden, die an der Umfrage teilgenommen haben, auch über unzureichende Informationen über Verspätungen an den Bahnhöfen, überfüllte Züge zu den Hauptverkehrszeiten, defekte Türen, Heizungen und Toiletten in den Zügen sowie über mangelnde Sauberkeit geklagt.

Im Frühjahr soll eine weitere Umfrage folgen

Binder fordert nun konkrete Maßnahmen und einen Zeitplan zu deren Umsetzung. Er könne sich nicht vorstellen, dass der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Notwendigkeit von Verbesserungen nicht einsehe.

Danach will er im Frühjahr mit einer weiteren Umfrage erheben, ob sich tatsächlich etwas getan hat. Zum Verspätungsproblem kommt hinzu, dass vom neuen Jahr an ein Übergangsfahrplan bis zum Start des Metropolexpresses im Jahr 2019 gilt. Der neue Fahrplan ist in den vergangenen Monaten heftig kritisiert worden. Viele Kreis- und Kommunalpolitiker befürchten, dass Pendler und Schüler benachteiligt werden, vor allem im oberen Filstal. Der Kreis hat deswegen mehrfach beim Land vorgesprochen, bisher allerdings nur kleinere Verbesserungen erzielt.

„Vielleicht“, so sagt Binder, „wird sich mit dem neuen Fahrplan zumindest das Problem der Verspätungen verbessern“, sagt Binder. „Aber wir können die aktuelle Situation ja nicht einfach drei Monate lang so hinnehmen.“