Eine Kundgebung in Stuttgart vor den Kommunalwahlen im Juni. (Archivbild) Foto: Ferdinando Iannone

Deutschen ist es wichtig, die Demokratie zu erhalten, so eine Umfrage. Dafür kann auch das Verbot extremer Parteien ein Mittel sein, ist das Ergebnis einer anderen Studie. Beide bieten Grund zu Sorge und zu Zuversicht.

Die Zufriedenheit mit der Demokratie in Deutschland und das Vertrauen in sie stößt auf ein geteiltes Echo: Rund die Hälfte der Befragten einer am Dienstag veröffentlichten Studie der Internationalen Hochschule (IU) sind sehr oder eher zufrieden mit der Demokratie, ebenso viele sind es nicht. Von den 16- bis 25-Jährigen äußern rund 55 Prozent ihre Zufriedenheit. Eine Studie im Auftrag der Körber-Stiftung in Hamburg kommt zu einem ähnlichen Ergebnis: Etwa die Hälfte der Befragten vertraut der Demokratie nur wenig.

Mehr als zwei Drittel der Befragten sehen demnach die Demokratie durch Populismus bedroht. 63 Prozent plädieren dafür, als Gegenmaßnahme extreme Parteien zu verbieten. Das sinkende Vertrauen sehen rund 84 Prozent der Befragten in der IU-Studie als größte Herausforderung für die Demokratie. Rund 93 Prozent erachten es als eher oder sehr wichtig, die Demokratie in Deutschland zu erhalten.

54 Prozent der Befragten blicken mit Sorge in die Zukunft

Rund 57 Prozent der Menschen trauen Deutschland laut Umfrage der Körber-Stiftung nicht zu, aktuelle Herausforderungen zu meistern. 54 Prozent der Befragten blicken mit Sorge in die Zukunft, ein Plus von 12 Prozentpunkten im Vergleich zu 2020.

Dass es in Deutschland gerecht zugeht, empfindet nur etwas mehr als die Hälfte der Befragten. Einige wichtige Grundpfeiler der Demokratie sehen sie aber nicht als bedroht an: 73 Prozent geben an, dass man seine Meinung frei äußern könne. Freie und geheime Wahlen sehen 89 Prozent gewährleistet, ein Leben in Freiheit 88 Prozent.

Besonders gering ist hingegen das Vertrauen in demokratische Institutionen: In Parteien hätten nur neun Prozent der Befragten großes oder sehr großes Vertrauen, in die Bundesregierung 18 Prozent und in den Bundestag 22 Prozent. Das Vertrauen in Medien ist den Zahlen zufolge ähnlich niedrig: Drei Viertel vertrauen ihnen nur wenig. Nur 36 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, die Medien kontrollierten die Politik mit der nötigen Unabhängigkeit und Objektivität.

Etwa ein Drittel der Befragten schreibt Kirchen und religiösen Gemeinschaften eine sehr wichtige oder wichtige gesellschaftliche Rolle zu. Damit liegen sie hinter Bewegungen für den Klimaschutz (35 Prozent) und weit hinter Unternehmerverbänden (60) und Gewerkschaften (70).

Deutliche Mehrheit wünscht sich mehr Beteiligung an Entscheidungen

Mehr Macht und Durchsetzungswillen bei Politikern wünschen sich 60 Prozent der Menschen. Ebenso viele lehnen es ab, dass die Bundesregierung wichtige Entscheidungen ohne Zustimmung des Bundestags trifft. Für eine stärkere Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern an politischen Entscheidungen votieren rund 90 Prozent der Befragten.

Hauptverantwortlich für die Vermittlung demokratischer Werte ist aus Sicht der Befragten der IU-Studie das Bildungssystem (59 Prozent). Fehlende Bildung sehen fast 80 Prozent der Befragten als Gefahr für die Demokratie. Für zwei Drittel ist Bildung zugleich aber keine Garantie für eine funktionierende Demokratie.

Für die repräsentative Umfrage im Auftrag der Körber-Stiftung befragte das Forschungsunternehmen policy matters im Juni und Juli 1.068 Personen. Die Internationale Hochschule führte im Mai Befragungen bei 1.213 Menschen durch.