Für die Generali-Studie wurden 4100 Personen befragt. Foto: dpa

Die große Mehrheit der 65 bis 85 Jahre alten Deutschen blickt zufrieden auf das eigene Leben. Die meisten von ihnen fühlen sich deutlich jünger, als sie es tatsächlich sind. Dies zeigt eine Befragung von mehr als mehr 4100 Personen.

Berlin - Deutschland altert. Jeder fünfte der 82 Millionen Einwohner hat den 65. Geburtstag schon gefeiert. Im Jahr 2060 wird voraussichtlich jeder Dritte zu der Altersgruppe der Senioren zählen. Wie wenig überkommene Bilder („altes Eisen“) die heutige Lage kennzeichnen, macht die Selbsteinschätzung der Älteren deutlich. So meinen 36 Prozent der Älteren, dass ihr Lebensabschnitt eher neue Chancen als Beschwerden und Mühen mit sich bringe. Unter den 75 bis 79-Jährigen sowie bei den über 80 Jahre alten Befragten sinkt zwar den Anteil derer, die neue Chancen sehen, auf 30 Prozent beziehungsweise 20 Prozent.

Doch macht die Studie deutlich, dass viele es verstehen, auch mit schwierigen Situationen zurecht zu kommen. So sagen beispielsweise 63 Prozent der Personen, deren Partner Unterstützung und Pflege braucht, dass sie gemeinsam viel Schönes erlebten. Fast zwei Drittel meinen, es gebe ihnen Kraft zu wissen, dass ihr Partner wegen der häuslichen Hilfe nicht auf fremde Pflege angewiesen sei.

Wie zufrieden jemand ist, hängt sehr stark vom gesundheitlichen Zustand, dem Einkommen sowie sozialen Kontakten ab. So sehen 60 Prozent der Gesunden das Alter als interessanten neuen Lebensabschnitt. Bei den Kranken kommen nur neun Prozent zu dieser Aussage. Die Studie belegt auch, dass 47 Prozent der Haushalte mit weniger als 1750 Euro Einkommen im Monat eher Beschwerden und Mühen wahrnehmen, während dies bei den Haushalten mit mehr als 3000 Euro Einkommen nur 22 Prozent so sehen. Was die gesundheitliche Lage anbelangt, bewerten 40 Prozent ihren Zustand als rundum gut. Während dies bei den Befragten aus höheren Schichten 52 Prozent angeben, ist dies unter den Ärmeren nur bei 28 Prozent der Fall.

Ältere wollen am politischen und kulturellen Leben teilhaben

Die Mehrheit der Älteren führt ein abwechslungsreiches und aktives Leben. 58 Prozent fahren Auto, bei den über 80-Jährigen trifft dies auf 38 Prozent zu – zehnmal mehr als bei der ersten „Generali“-Altersstudie im Jahr 2013. Gefragt, wie spannend sie ihr Leben empfinden, ergab sich ein Wert von 7,0, wobei die Zahl 10 für sehr abwechslungsreich und Null für sehr eintönig und monoton steht. Zwei Drittel der 64- bis 75-Jährigen surfen im Internet, bei den 75- bis 85 Jährigen sind 33 Prozent häufig oder gelegentlich online.

Der Heidelberger Gerontologe Andreas Kruse betonte, dass die Älteren ihren Lebensabschnitt als „Gestaltungsauftrag“ wahrnähmen. Sie wollen am Gemeinwesen, am politischen und kulturellen Leben teilnehmen. Deshalb sei es wichtig, sie nicht abzuschreiben, sondern ihre Möglichkeiten und Potenziale ernst zu nehmen. Die Studie zeigt, dass viele den „Gestaltungsauftrag“ umsetzen. So engagieren sich 42 Prozent der Älteren auf mindestens einem Gebiet – sei es in der Kirchengemeinde, dem Sport, der Kultur oder im Vereinsleben – in einem Ehrenamt. Von den Befragten mit hoher Bildung sind 61 Prozent auf diese Weise aktiv (einfache Schulbildung: 24 Prozent).

Bei den 65 bis 69-Jährigen geht mehr als jeder Vierte einer Tätigkeit nach

Zudem sind verstärkt die Älteren ehrenamtlich tätig, die in kleinen Kommunen mit bis 20 000 Einwohnern zu Hause sind. Die Studie zeigt auch, dass soziale Kontakte für die Älteren sehr wichtig sind und die meisten diese auch haben. So sagten nur 12 Prozent der Befragten, dass sie sich mehr Kontakte wünschten. Bei der Frage, wie zufrieden sie mit ihren Beziehungen sind, ergab sich ein Durchschnittswert von 8,0 (auf dieser Skala steht die Zahl 10 für „völlig zufrieden“ und die Null für „überhaupt nicht zufrieden“).

Gaben noch im Jahr 2013 elf Prozent an, dass sie regelmäßig erwerbstätig seien, hat sich dieser Wert jetzt auf 15 Prozent erhöht. Bei den 65- bis 69-Jährigen geht mehr als jeder Vierte einer Tätigkeit nach, wobei Männer doppelt so oft im Berufsleben bleiben wie Frauen. Im Schnitt sind die Älteren 14 Stunden in der Woche erwerbstätig. Bei den Gründen der Erwerbstätigkeit zeigen sich wiederum starke soziale Unterschiede. Für Ältere mit guten Einkommen stehen Freude an der Arbeit und der Wunsch nach Kontakten im Vordergrund. Die erwerbstätigen Älteren mit geringen Bezügen hingegen bleiben beruflich aktiv, um ihre Einkommenslage zu verbessern. Kruse betonte, dass es wichtig sei, den Erfahrungsschatz der Älteren zu nutzen, was in altersgemischten Teams am besten gelinge. Er sprach sich dafür aus, die Fort- und Weiterbildung von Arbeitnehmern während ihrer gesamten Berufsbiografie zu stärken.