Der Bereich vor dem Schlössle an der Schulstraße in Oeffingen. Foto: Dirk Herrmann

Der nördliche Fellbacher Stadtteil hat in den vergangenen Jahren an Attraktivität eingebüßt. Verwaltung, Gemeinderat und Bürgerschaft suchen jetzt nach Lösungen.

Die rund 8000 Menschen im nördlichen Fellbacher Stadtteil Oeffingen sind eigentlich halbwegs zufrieden mit ihrem Lebensumfeld. Dies ergab eine jetzt veröffentlichte Umfrage, an der sich im vergangenen Frühherbst 78 von circa 400 der Familien mit Wohnsitz Oeffingen beteiligten – eine durchaus aussagekräftige Rücklaufquote, wie Fellbachs Stadtplaner Christian Plöhn im Gemeinderat erläuterte. Ergebnis: „Insgesamt leben fast alle teilnehmenden Familien gerne in Oeffingen“. Drei Viertel der Familien fühlen sich demnach in Oeffingen wohl und integriert.

Nicht in die richtige Richtung

Und doch ist die Entwicklung der vergangenen Jahre nicht erfreulich, wie auch die Bürgerwerkstätten im Schlössle und Stadtteilspaziergänge im vergangenen Jahr offenbart haben. „Wir haben in Oeffingen zuletzt viel erlebt, das nicht in die richtige Richtung weist“, analysierte die selbst mit ihrer Familie in Oeffingen wohnende Oberbürgermeisterin Gabriele Zull zu Beginn der Sitzung.

Die eigentlich als gut bewertete Grundversorgung ist für viele nicht gut fußläufig zu erreichen, da sie außerhalb vom Ortskern angesiedelt ist. Vereine und Kirchen werden als Veranstalter positiv wahrgenommen, die Bücherei, die Grünflächen und Spielplätze erhalten gute Noten. Doch kulturelle Veranstaltungen wie Kindertheater oder auch spezielle Familientreffpunkte könnten es mehr geben. Deutliche Mängel sehen die Familien bei der Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum. Die Plätze im Stadtgebiet fallen bei der Bewertung grundsätzlich durch – außer dem neugestalteten Klosterplatz.

Gefährliche Situationen an der Hauptstraße

Die Familien bewegen sich für drei Viertel der Strecken im Stadtgebiet zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bus. Familien mit Kinderwagen sehen allerdings zahlreiche Hindernisse. Die Nutzung der Bücherei und des Stadtteilrathauses stechen hier besonders negativ hervor. Die Hauptstraße wie der Kreuzungsbereich Hauptstraße, Hegnacher Straße und Schulstraße werden als unsicher bewertet. Ein interessantes Detail der Umfrage: Rund 62 Prozent der Befragten sehen in Oeffingen keine „Schlafstadt“, circa ein Drittel stimmt der Aussage allerdings zu, dass nämlich „der Rest vom Leben woanders stattfindet“, wie Plöhn es ausdrückt.

Das Fazit der OB fällt trotzdem positiv aus: Die Familien hätten dem Stadtteil insgesamt „ein wirklich gutes Zeugnis“ ausgestellt. Bei einem Problem hat die Stadt aber wenig Einflussmöglichkeiten: Dem Wunsch nach einer Kinderarztpraxis in Oeffingen steht die Kassenärztliche Vereinigung entgegen, die hier keinen Bedarf sieht. Die Verwaltung will aber „das Gespräch suchen“, so die OB. Angedacht in der Verwaltung werden ansonsten beispielsweise Platzgestaltungen, Temporeduzierungen und das Angebot von verschiedenen Dienstleistungen im Ortszentrum. Und bei dem Erhalt der Postfiliale „bin ich optimistisch“, so Zull.

Den Ortskern vorm Ausbluten bewahren

CDU-Fraktionschef Franz Plappert erklärte: „Wenn’s keine Post und keine Bank mehr gibt, tun sich auch Metzger, Apotheker oder Friseur noch schwerer. Und eine öffentliche Toilette ist keine Luxuseinrichtung, sondern ein Grundbestand.“ Fraktionschef Ulrich Lenk (Freie Wähler/Freie Demokraten) fand es „enttäuschend, dass sich die Volksbank am Württemberg, die frühere Fellbacher Bank, aus dem ältesten Stadtteil Fellbachs zurückgezogen hat“. Jörg Schiller (Stadtmacher) sagte: „Wir müssen alles in die Waagschale werfen, um Oeffingen attraktiv zu bekommen.“ Beate Wörner (Grüne) hofft, „dass wir gerade noch die Kurve kriegen, um den Ortskern von Oeffingen vorm Ausbluten zu bewahren“. Und für Sebastian Bürkle (SPD) besteht dringender Handlungsbedarf in diesem „Stadtteil mit der höchsten Identifikationskraft der Bürger mit ihrem Ort“.