Britta Müller (links) und ihre Freundin Rollo würden sich über mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft freuen. Foto: /Yelin Türk

Natur, Frieden, Familie und Ehrenamt – wir haben Esslinger gefragt, was sie glücklich macht und was es braucht, um vielleicht noch glücklicher zu werden.

Deutschland ist im vergangenen Jahr unglücklicher geworden. Im diesjährigen World Happiness Report belegt die Bundesrepublik den 22. Platz – im Vergleich zum 19. Platz des Vorjahres. Die glücklichsten Länder sind der Studie zufolge Finnland, Dänemark und Island. Das Schlusslicht hingegen bilden Libanon, Sierra Leone und Afghanistan.

 

Das Ranking basiert auf einer einfachen, aber aufschlussreichen Frage: Die Studienteilnehmer sollten sich eine Leiter vorstellen, auf der jede Stufe von null bis zehn markiert ist – wobei die oberste Stufe das bestmögliche Leben darstellt und die unterste das schlechteste. Die Befragten ordneten sich selbst auf dieser Leiter ein, um ihre eigene Lebenszufriedenheit zu bewerten.

Esslinger sind gerne im Grünen unterwegs – wie hier im Maille-Park. Foto: Roberto Bulgrin

Obwohl der Report keine Rankings für einzelne Städte mitliefert, lässt sich dennoch die Frage stellen: Was macht die Menschen in Esslingen glücklich? Und wie könnten sie vielleicht noch glücklicher werden?

Natur, Frieden und Gemeinschaft – das ist, was zählt

„Mich macht alles glücklich, was lebt“, lautet die Antwort von Simone Paffrath. Die Ludwigsburgerin hebt besonders den erwachenden Frühling hervor. Es ist tatsächlich ein wunderschöner, sonniger Nachmittag, den die 63-Jährige auf einer Bank auf dem Rathausplatz genießt. Doch sie meint nicht nur den Frühling: „Wenn ich sehe, dass irgendwo Leben ist – sei es bei Pflanzen, Tieren oder was auch immer – dann macht mich das glücklich.“ Besonders schätzt sie auch den Frieden. „Das ist wirklich ein großes Wort. Ich bin einfach glücklich, wenn die Welt um mich herum in Harmonie ist“, sagt Paffrath.

Ähnlich sieht es auch Marianne Reiter. Die Esslingerin schwärmt vom schönen Wetter und blickt mit Vorfreude auf den nahenden Sommer. Doch es gibt eine Sache, die die 82-Jährige noch glücklicher machen würde: „Es gibt so viele Autos überall. Ich fände es schöner, wenn mehr Leute zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs wären. Die Sonne scheint doch so schön – da sollte man sie auch auf der Haut spüren können.“

„Das Wetter jetzt grade“, antwortet die Esslingerin Britta Müller lachend auf die Frage, was sie glücklich macht. „Dass mein Laden noch steht“, fügt ihre Freundin hinzu, die sich selbst Rollo nennt. Die beiden sitzen unter dem Schatten eines großen Baumes, vor dem Schuhgeschäft, in dem die 48-jährige Eislingerin arbeitet. Einen kurzen Augenblick später sagt Müller: „Mich macht glücklich, dass hier kein Krieg ist.“ Die 56-Jährige bedauert dennoch, den Mangel an Zusammenhalt in der Gesellschaft: „Wir haben ja großteils eine Ellenbogengesellschaft, ich fände es schön, wenn die Leute wieder zusammenwachsen würden.“ „Denn zur Zeit sind sie nicht zusammen“, fügt Rollo hinzu.

Familie und Ehrenamt sind vielen wichtig

Auch Cornelia und Konstantin, die ihre Nachnamen nicht nennen möchten, genießen das schöne Wetter auf einer Bank im Maillepark. „Mich macht es glücklich, wenn es meiner Familie gut geht“, sagt Cornelia. Die Esslingerin schätzt es außerdem, in Frieden leben zu können – etwas, das keineswegs selbstverständlich ist: „Die Weltlage sieht gerade ja sehr düster aus.“

„Familie ist das A und O“, fügt Konstantin hinzu. Es sei jedoch auch wichtig, dass es den anderen Menschen gut geht: „Obdachlosigkeit, hohe Mieten, Kriminalität – das sind Themen, die bewegen.“ Wenn es den anderen nicht gut gehe, bekämen das irgendwann alle zu spüren.

Beide sind ehrenamtlich aktiv, was ebenfalls sehr zu ihrem Glück beiträgt. „Er fährt Bürgerbus, und ich arbeite ehrenamtlich in einem Heim. So ein Ehrenamt tut einem einfach gut“, sagt Cornelia. Abgesehen davon hält es Konstantin für notwendig: „Ohne die Millionen Ehrenamtlichen würde die Gesellschaft nicht funktionieren.“