Auch das Baugewerbe rechnet mit einer Verschlechterung seiner Geschäftslage. Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Der Krieg in der Ukraine nimmt Einfluss auf die Lage der heimischen Wirtschaft. Das legt eine Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer nahe.

Eigentlich war die Wirtschaft im Rems-Murr-Kreis gerade auf dem Weg, sich nach einer langen, durch die Coronapandemie geprägten Phase zu erholen. Doch mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine scheint diese Aufwärtsbewegung in vielen Bereichen nun einen deutlichen Dämpfer erfahren zu haben. Das zumindest legt eine Sonderauswertung der regionalen Konjunkturumfrage der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Rems-Murr-Kreis nahe.

Konjunkturklimaindex dreht ins Minus

Während der sogenannte Konjunkturklimaindex zuletzt nach oben geklettert war, drehe er laut Auskunft der IHK-Bezirkskammer nun ins Minus und sei wieder unter den Durchschnittswert der vergangenen zehn Jahre gesunken. Zwar sei die durchschnittliche Einschätzung der aktuellen Geschäftslage im Vergleich zur vorherigen Umfrage lediglich um einen Punkt gefallen. Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate hingegen gingen mit 13 Punkten deutlich nach unten. Immerhin: Mehr als die Hälfte der Unternehmen, 55 Prozent, rechnen trotz aller Widrigkeiten weiter mit gleichbleibenden Geschäften.

Vor allem die Industrieunternehmen und das Baugewerbe erwarten hingegen eine Verschlechterung ihrer Geschäfte. Seien zum Jahresbeginn noch 41,5 Prozent davon überzeugt gewesen, dass sich ihre Lage in den kommenden Monaten verbessere, seien es jetzt nur noch 23,5 Prozent. 20,3 Prozent erwarteten sogar eine deutliche Verschlechterung. Auch die Erwartungen im Einzelhandel seien verhalten. Eine deutliche Kaufzurückhaltung der Konsumenten sei spürbar, allgemeine Preissteigerungen machten den Handelsunternehmen zu schaffen. Fast ein Drittel der Betriebe mache sich auf eine Verschlechterung der Geschäfte gefasst.

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Drastische Einbrüche erwarteten auch die exportorientierten Unternehmen. Die Lieferkettenproblematik, steigende Transportkosten, hohe Energie- und Rohstoffpreise sowie die Sanktionseinschränkungen verschärften deren Lage enorm. Der Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Verknappung von Rohstoffen aller Art trieben die Preise nach oben. Coronabedingte Hafensperrungen in China kämen hinzu.

Beschäftigungslage trotz allem stabil

Erstaunlich und zugleich erfreulich sei hingegen die Beschäftigungslage, so der Leitende Geschäftsführer der IHK Rems-Murr, Markus Beier. So planten 58,5 Prozent und damit deutlich mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen trotz der unsicheren Wirtschaftslage ihr Personal zu halten. 28,6 Prozent dächten sogar an Neueinstellungen. Dem entgegen stehe freilich der allgemeine Fachkräftemangel. Einige Stellen könnten zurzeit nicht besetzt werden, weil es schlicht an geeigneten Bewerbern fehle. Der IHK-Geschäftsführer rät den Betrieben deshalb dringend, in die Ausbildung junger Menschen zu investieren.

Für ihre jüngste Konjunkturerhebung hat die IHK laut eigenen Angaben in der Zeit vom 4. bis 20. April genau 227 Unternehmen im Rems-Murr-Kreis befragt. 96 Betriebe haben eine Rückmeldung gegeben.