Deutsche Fans bejubeln den 2:0-Sieg gegen Dänemark frenetisch. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski/Leif Piechowski

Deutschland ist im Viertelfinale – und spielt damit nächsten Freitag wieder in Stuttgart. Wie sehr freuen sich die Stuttgarter darauf? Und wird Deutschland Europameister? Wir haben uns in der Innenstadt umgehört.

Der Morgen danach ist grau und regnerisch – und noch ein wenig verschlafen. Nur vereinzelt schlendern Passanten durch die Straße. Noch am Samstagabend sah das ganz anders aus. Da feierten Tausende auf dem Schlossplatz den Sieg der deutschen Nationalmannschaft gegen Dänemark. Jetzt kann sich Stuttgart auf das nächste Spiel freuen: Das Viertelfinale am Freitag findet hier statt. Wie sehen die Stuttgarter das?

 

„Die Deutschen sollten den Ball flach halten“ – Sotirios Monastirlis und Despina Kourtidou, 65 und 64, aus Leonberg

Despina Kourtidou und Sotirios Monastirlis machen einen Bogen um die Innenstadt, wenn ein Spiel stattfindet. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone/Lichtgut/Ferdinando Iannone

Sotirios Monastirlis und Despina Kourtidou machen immer einen großen Bogen um die Stadt, wenn ein Deutschlandspiel stattfindet. Viel zu voll ist es da, finden die beiden Leonberger. Deshalb werden sie auch auf keinen Fall zum Steigenberger Hotel fahren, um die Mannschaft dort zu begrüßen. Am vergangenen Wochenende waren sie aber in der Stadt, um mit den Schotten zu feiern. „Das war super. Die sind so freundlich und so lustig“, sagt Despina.

Sotirios hofft, dass Deutschland weiterkommt. „Alles ist möglich“, sagt er. Als Griechenland 2002 mit Otto Rehagel Europameister geworden sei, habe damit auch keiner gerechnet. Dieses Jahr sei die Schweiz unerwartet stark. Was ihn stört, ist die Arroganz, mit der die Deutschen seiner Meinung nach an die Sache herangehen. „Wenn sie gewinnen – wunderbar“, sagt er. Er gönne den Deutschen alles, lebe seit 55 Jahren hier. „Aber sie sollten den Ball flach halten.“ Seine Frau ergänzt: „Es ist nur ein Spiel.“

Sie hat aber auch Kritik: „Finden Sie, das sieht schön aus?“, fragt sie und deutet auf den Eingang der Fanzone auf dem Schlossplatz. Bei den ganzen anderen Festen sei alles immer so schön gemacht. Vom Design der Fanzone ist die 64-Jährige dagegen überhaupt nicht überzeugt.

„Auf der Fanzone ist es mit Kumpels am besten“ – Chris Fetzer, 35, aus Esslingen

Chris Fetzer. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone/Lichtgut/Ferdinando Iannone

Chris Fetzer ist sich auch noch nicht so sicher, ob Deutschland Europameister wird. „Schau mer mal“, sagt der 35-Jährige. „Alles ist noch offen, die anderen sind auch gut.“ Er geht davon aus, dass Deutschland am nächsten Freitag gegen Spanien spielt. Da wird er das Spiel wahrscheinlich in der Fanzone verfolgen. „Hier ist es mit Kumpels am besten“, sagt der Esslinger. Wird er auch zum Hotel der Nationalmannschaft gehen und die Spieler auf dem Weg zum Stadion abpassen? Nein, das eher nicht. Die Fanzone ist eben am besten.

„Wenn Deutschland hier spielt, haben wir viel Arbeit“ – Sevil Kara, 45, aus Stuttgart

Sevil Kara. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone/Lichtgut/Ferdinando Iannone

Sevil Kara findet es super, dass das Spiel in Stuttgart ist. „Dann haben wir viel Arbeit“, sagt die 45-Jährige. Sie arbeitet bei einem Imbiss in der Königspassage. Am Samstag sei wegen der vielen Menschen in der Fanzone viel los gewesen. „Die standen bis hier hin“, sagt sie und deutet in die Passage hinein.

Auch während des Viertelfinales am Freitag werde sie arbeiten. „Ich schaue das Spiel nebenher auf dem Handy – oder in der Fensterscheibe gegenüber, da spiegelt sich die Leinwand von der Fanzone“, sagt sie und grinst. Das Spiel selbst auf einem Bildschirm zu zeigen, lohnt sich für sie nicht. Dazu gibt es auf dem Schlossplatz genügend Gelegenheit. Wird Deutschland denn jetzt Europameister, wo das Team weiter ist? „Wir hoffen es“, sagt sie.

„Die Mannschaft ist ein bunter Mix – genau wie Deutschland“ – Umut Sever, 48, aus Stuttgart

Umut Sever. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone/Lichtgut/Ferdinando Iannone

Ein paar Meter weiter unten in der Königsstraße steht Umut Sever. Der 48-Jährige freut sich schon auf das Spiel Deutschland gegen Spanien am Freitagabend – für ihn steht der Gegner der deutschen Mannschaft schon fest. „Frühfinale“, nennt er das und lacht. Wenn die Deutschen gegen Spanien gewinnen, könnten sie Europameister werden, denkt er. „Das habe ich schon von Anfang an gesagt“, sagt er. Er ist großer Fan der aktuellen Mannschaft. „Sie ist ein bunter Mix – genau wie Deutschland“, sagt er. „Diese Mannschaft muss erfolgreich sein.“ Dass sie dann auch noch zweimal in Stuttgart spielt, findet er super. „Heimvorteil!“, ruft er.

„Ich bleibe erst mal positiv“ – Sarah-Jane Weber, 34, aus Korntal-Münchingen

Sarah-Jane Weber. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone/Lichtgut/Ferdinando Iannone

Sarah-Jane Weber ist auf dem Weg zum Treffen mit einer Freundin. Sie hat das Achtelfinale am Abend zuvor in Korntal-Münchingen geschaut, mit der Nachbarschaft. „Große Mengen meide ich eher“, sagt die 34-Jährige. Sie müsste aber auch ihre Kinder irgendwo unterbringen. Deshalb ist Public Viewing mit den Nachbarn für sie die beste Option. Auch fürs Viertelfinale am Freitag. Kommt Deutschland da weiter? „Ich hoffe es, aber es gibt auch andere starke Gruppen“, sagt sie. Sie schaut von Spiel zu Spiel, wie es läuft. Dennoch: „Ich bleibe erst mal positiv“.

„Überall in Deutschland ist die Stimmung angeheizt“ – Yalçin Kara, 35, aus Sindelfingen

Yalçin Kara. Foto: Lichtgut / Ferdinando Iannone/Lichtgut/Ferdinando Iannone

Yalçin Kara aus Sindelfingen glaubt nicht, dass Deutschland Europameister wird. „Frankreich ist gut“, sagt er. Seine Prognose: Deutschland wird Spanien besiegen, danach verliert die Mannschaft gegen England. „Tut mir leid“, fügt er hinzu und lacht. Die Stimmung in Stuttgart findet er gut, vor allem in der Fanzone. Aber: „Überall in Deutschland ist die Stimmung angeheizt“, sagt er. „Egal, wo die Spiele stattfinden.“