Das Neue Schloss in Stuttgart: Der Mitteltrakt soll zu Teilen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Seitenflügel bleiben Ministerialbeamten vorbehalten. Foto: dpa

Die Landesregierung hat im Rathaus erstmals öffentlich ihre Ideen für den Umbau im Neuen Schloss präsentiert. Das Vorhaben, in Teile des Schlosses die Bürger reinzulassen, kommt im Prinzip gut an. Die Stadträte machen sich trotzdem ein paar Sorgen.

Stuttgart - Das Neue Schloss soll Bürogebäude für Beamte und Repräsentationsort der Landesregierung bleiben, aber ein bisschen auch „Bürgerschloss“ werden. Was das Staatsministerium sich da vornimmt, haben seine Abgesandten am Dienstag erstmals öffentlich im städtischen Technik-Ausschuss dargelegt. Die Stadträte reagierten wohlwollend.

„Wir möchten einiges ordnen, ohne aber großartig etwas zu verändern“, sagte Martin Sting, dessen Büro Sting Architekten ELW vom Land mit der Entwicklung eines Konzepts beauftragt ist, denn das Neue Schloss muss saniert werden. Dabei soll der Mitteltrakt – Stichwort demokratische Zeiten – für die Bürger zugänglich werden.

Die ersten Ideen: Im Erdgeschoss sollen künftig Räume für Veranstaltungen und Ausstellungen nutzbar sein. Bei Empfängen der Landesregierung kommen Gäste weiterhin über die große Treppe im Mitteltrakt in die repräsentativen Räume im ersten Obergeschoss. In deren Umfeld will man wenig ändern, allerdings einige beim Umbau in den 1950er Jahren geschlossenen Türen wieder öffnen und die Fluchtwege „ertüchtigen“, sagte Sting. Im Dachgeschoss überlege man statt der Mensa jene Büroarbeitsplätze anzusiedeln, die weiter unten entfallen. Küche und Kantine sollen ins Untergeschoss umziehen, wodurch die Mensa für zahlende Essensgäste von außen besser zugänglich werde.

Neue Technikbauten sollen optische nicht auffallen

Um das Gebäude vor diversen neuen Technikeinbauten zu bewahren, verfolgen Sting und der Landesbetrieb Vermögen und Bau die Idee, seitlich des bisher ungenutzten Zugangs vom Akademiegarten zwei Technikräume in die Erde zu bauen. Darüber könnten Terrassen liegen, auf denen tagsüber bewirtet werde. Den aufkommenden Befürchtungen der Stadträte, diese Technikbauten könnten das Kulturdenkmal verschandeln, trat Roland Wenk, Leiter des Amts Stuttgart von Vermögen und Bau, entgegen: „Diese Bauten werden oberirdisch nicht in Erscheinung treten.“ Ob die Flächen darüber komplett Terrassen oder teilweise begrünt würden, müsse man sehen.

Die Umbauten sollen Teil der Sanierung des Schlossgebäudes sein, die sich das Land im Zeitraum von 2020 bis 2022 vorgenommen hat. Dabei finde man wichtig, die Idee des „Bürgerschlosses“ zu berücksichtigen, die Milla und Partner, ein Büro für Kommunikationsgestaltung, 2012 in den Stuttgarter Nachrichten präsentiert hatten. Aufgenommen wird aber nur die Grundidee. Die weitgehende Räumung des Schlosses von Büroarbeitsplätzen soll es nicht geben. Wenk sagte, er persönlich sei mit Blick auf die in den 1960er Jahren entstandenen Grundrisse mit einer weiteren Büronutzung in den Seitenflügeln durch das Finanzministerium sowie das Wirtschaftsministerium einverstanden. Die von Johannes Milla vorgeschlagene Motzecke für Bürger wünsche er sich auch nicht.

Stadträte wollen keine Autos im Ehrenhof sehen

Städtebaubürgermeister Peter Pätzold (Grüne) und die Fraktionen fanden den Plan im Grundsatz gut. Die Sicherheitsvorkehrungen, die heutzutage nötig seien, würden aber Grenzen setzen, meinte Philipp Hill (CDU). Jürgen Zeeb (Freie Wähler) befürchtete, dass die technischen Erfordernisse, der Brandschutz und der Denkmalschutz großes Konfliktpotenzial und Sachzwänge mit sich bringen. Suse Kletzin (SPD) riet, im Erdgeschoss zwischen Ehrenhof und Akademiegarten gleich mehr Transparenz, Sichtbezüge und Durchlässigkeit vorzusehen. Christoph Ozasek (Die Linke) mahnte, das Konzept Bürgerschloss „steht und fällt mit der Öffnung des Ehrenhofs“ und der Verbannung der dort parkenden Autos.

„Das Diktat der modernen Technik wird nicht unsere Fantasie lähmen“, erwiderte Roland Wenk. Bei der Beseitigung der Autos hört offenbar aber auch seine Fantasie auf. Er ließ zwar Sympathie erkennen, sagte aber auch, über die Umsetzung werde auf einer anderen Ebene entschieden. Der Wunsch nach mehr Durchlässigkeit im Erdgeschoss werde mit „massiven Sicherheitsbedenken“ zu kämpfen haben, weil am Ausgang zum Akademiegarten das Treppenhaus liegt, das die Gäste des Landes bei Empfängen nutzen. Die Möglichkeit, durch das Gebäude vom Ehrenhof zum Akademiegarten oder umgekehrt gehen zu können, sei aber klares Ziel, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Arne Braun ergänzend unserer Zeitung. Wenn die Pläne weiterentwickelt sind, wollen Wenk und Sting im Rathaus wieder informieren.