Alle paar Minuten verstoßen Autofahrer gegen eines der zahlreichen Gebote. Foto: red

Die Kreuzung vor der Galileo-Privatschule in Stuttgart-Mitte wird umgebaut – nicht nur wegen der Sicherheit für Kinder. Momentan sorgt die Anzahl der Schilder eher für Verwirrungen, als dass sie hilft. Das soll sich ändern.

S-Mitte - Der Umbau beginnt im nächsten Sommer, was bedeutet: mit zwei Jahren Verspätung. „Personelle Probleme“ im Rathaus waren es, sagt der Stadtplaner Rainer Wallisch, die verhinderten, dass die Arbeit wie geplant schon 2013 beendet war. Was die Eltern der Galileo-Grundschule schmerzt, denn der Umbau soll der Sicherheit ihrer Kinder auf dem Schulweg dienen. Daran, dass die gefährdet ist, zweifelt niemand, jedenfalls niemand im Rathaus.

Die Galileo-Grundschule ist eine Privatschule mit angeschlossenem Kindergarten, die der Klett-Verlag im Herbst 2012 an der Alexanderstraße eröffnete, in einem ehemaligen Geschäftshaus kurz oberhalb des Olgaecks, direkt an einer Kreuzung, an der drei Straßen zusammentreffen: eben die Alexander-, die Blumen- und die Uhlandstraße.

Die Schilder sorgen immer wieder für Verwirrungen

Dass dort die Lage nicht nur für Kinder unüberschaubar ist, belegt bildhaft eines von 22 Ge- und Verbotsschildern, die sich auf der Fläche eines halben Basketballfelds an- und übereinanderreihen. Jene Kuriosität unter den Verkehrszeichen gebietet, dass die schmale Einbahnstraße in Richtung Olgaeck nur Autofahrer benutzen dürfen, deren Gefährte mehr als zwei Meter in der Breite messen.

Dass die verwirrende Vielfalt die Gefahr eher mehrt als mindert, ist unübersehbar und amtlich anerkannt. Eben weil nie mehr als ein paar Minuten vergehen, ohne dass ein Autofahrer gegen eines der Gebote verstößt, soll die Kreuzung umgebaut werden. An ihr „wird sehr viel verboten abgebogen und auch gegen die Einbahnstraße gefahren“, sagt Wallisch. Ganz abgesehen vom Missachten des Parkverbots, was allerdings „auch die Eltern betrifft“, wie die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle sagt.

Das Vorhaben soll neue Sicherheit für die Kinder schaffen

Weshalb die Mehrzahl der auf Kosten von 200 000 Euro hochgerechneten Umbauten dazu dient, Verkehrsverstöße unmöglich zu machen. Poller sollen sicherstellen, dass ein Durchfahrtverbot beachtet wird. Falsches Abbiegen soll mit dem Asphaltieren sogenannter Gehwegnasen verhindert werden. Freundlicher Nebeneffekt des Vorhabens ist, dass ein Baum gepflanzt und ein Platz geschaffen werden kann, auf dem ein Eckcafé seine Gäste den Sommer über im Freien bedienen kann.

Der Elternbeirat und die Schulleitung hatten sich gewünscht, eine der drei Straßen zur Sackgasse zu erklären, außerdem den Schulweg mit einem Zebrastreifen zu sichern. Ersteres beurteilten die Stadtplaner als unmöglich, weil der Platz für eine Wendefläche fehlt. Gegen den Zebrastreifen spricht ein Passus in der Straßenverkehrsordnung, der zumindest Laien ebenfalls kurios anmutet: Gemeinden dürfen nur Zebrastreifen markieren, wenn eine Mindestzahl von Autofahrern die betroffene Stelle passiert. Gemäß Zählungen tun dies aktuell 900 täglich, nach dem Umbau nur noch vorausberechnete 300. Was bedeutet: „Wir haben zu wenige Fahrzeuge“, sagt Wallisch. Dass unachtsame Autofahrer weiterhin Kinder auf dem Schulweg gefährden, ist aus amtlicher Sicht dennoch auszuschließen – sofern sie sich künftig an die Verkehrsregeln halten. Beim Abbiegen von der Alexanderstraße müssen sie nach dem Umbau einen Gehweg überqueren. Der ist zwar zu diesem Zweck abgesenkt, ungeachtet dessen, sagt Wallisch, „gilt dabei Schrittgeschwindigkeit“.