Albert Einstein hatte zu seiner Geburtsstadt Ulm später ein äußerst kritisches Verhältnis. Foto: dpa

Der Keller des Einstein-Geburtshauses in Ulm ist weg. Immerhin: Die besten erhaltenen Steine sind eingelagert worden. Was mit ihnen passieren soll, steht nicht fest.

Ulm - In Ulm ist die Idee vom Tisch, die Kellergewölbe des Geburtshauses von Albert Einstein als Originalschauplatz unter dem Einkaufszentrum Sedelhöfe zu erhalten. In dieser Woche sind die Aushubbagger über den alten Standort Bahnhofstraße 20 am Eingang der Fußgängerzone gerollt. Das Haus, in dem der berühmte Physikeram 14. März 1879 geboren wurde, ist bei einem Luftangriff im Dezember 1944 zerstört worden. Die im Erdreich verborgenen Kellerreste lagen im Baufeld des Einkaufszentrums gegenüber dem Ulmer Hauptbahnhof, das nach dem momentanen Zeitplan Ende 2019 fertig sein soll. Mehrere Vertreter des Ulmer Gemeinderates hatten noch bis Ende vergangenen Jahres gefordert, den Einstein-Keller als Teil der Shopping-Tiefgarage zu erhalten und zu einem touristenwirksamen Gedenkort zu machen.

Bei der Stadt Ulm ist Ingo Bergmann für Repräsentationsaufgaben verantwortlich, er sitzt zugleich der neu gegründeten, städtischen Arbeitsgemeinschaft Einstein vor. Der Keller habe aus technischen und architektonischen Gründen nicht am Originalort erhalten werden können, „weil dort das erste Untergeschoss der Sedelhöfe verläuft“, erklärt Bergmann. Der Gemeinderat und die Stadtverwaltung haben sich jedoch eine Resthoffnung erhalten, Teile des Kellers später an einem anderen Ort doch noch einmal aufzubauen. Nach einer Baustellenbesichtigung der Gemeinderäte Anfang März ist der frei gelegte Keller dreidimensional digitalisiert worden. Anschließend trug eine Baufirma rund 60 Tonnen der Ziegelsteine ab; diese wurden in Container verfrachtet und eingelagert.

Bald nach Einsteins Geburt zog die Familie weg

Wie das Gedenken an Albert Einstein, der nur 15 Monate nach der Geburt mit seinen Eltern Hermann und Pauline nach München umzog, künftig aussehen soll, will der Gemeinderat erst grundsätzlich und ohne den Zeitdruck laufender Arbeiten am Einkaufszentrum debattieren. Zwar bestehe Einsteins Verbindung zu Ulm nur darin, dass er seine ersten Lebensmonate in der Stadt verbracht habe. Doch seine Familie habe durchaus eine tragfähige Geschichte in und eine Verbindung zu Ulm, sagt Ingo Bergmann. Und konstatiert: „Es gab eine Beziehung der Familie zur Stadt.“ Diese Beziehung wolle man aufarbeiten. Dabei müssten auch die „negativen Aspekte“ – ein großer Teil der in Deutschland verbliebenen Familie Einsteins wurde von den Nazis ermordet – dargestellt werden.

Der Keller des Geburtshauses jedenfalls ist erst einmal weg – und alle Fragen offen. So lässt sich die aktuelle Situation zusammenfassen. Über Geld für einen neuen Gedenkort, sagt der Arbeitsgruppenleiter Ingo Bergmann, sei bisher noch gar nicht geredet worden. Es sei auch denkbar, dass im späteren Untergeschoss der Sedelhöfe eine „Kunstaktion“ an den Gebortsort Einsteins erinnere.