Andrij Melnyk ist in die Ukraine zurückgekehrt. Foto: dpa/Andrij Melnyk

Die einen sahen ihn als Nervensäge, die anderen bewunderten seinen unnachgiebigen Einsatz für sein Land: Jetzt hat der ukrainische Botschafter Andrij Melnyk Deutschland verlassen. Sein Nachfolger wird am Montag in Berlin erwartet.

Acht Jahre lang war Andrij Melnyk der ukrainische Botschafter in Deutschland. Seit Beginn des Krieges war er sehr präsent und hat sich hier mit einer für einen Diplomaten ungewöhnlich harten Gangart gegen die deutsche Staatsführung einen Namen gemacht. Nun ist er in die Ukraine zurückgekehrt.

Am Samstagabend überquerte er mit dem Auto die Grenze von Polen zur Ukraine, wo er zunächst seine Mutter in seiner Heimatstadt Lwiw besuchen wollte. „Home Sweet Home“, schrieb er vom Grenzübergang auf Twitter. „Unser Kampf geht weiter. Die Ukraine wird siegen. Liebe deutsche Freunde, danke für alles. Und auf Wiedersehen.“

Makeiev wird neuer Botschafter

Am Sonntag machte sich sein Nachfolger Oleksii Makeiev auf den Weg nach Berlin - ebenfalls mit dem Auto. Er wird am Montag an seiner neuen Wirkungsstätte erwartet. Der Wechsel an der Spitze der Botschaft wird formell aber erst mit seiner Akkreditierung bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vollzogen, für die es noch keinen offiziellen Termin gibt. Makeiev war bisher Regierungsbeauftragter für die Sanktionen gegen Russland.

Der 47-jährige Melnyk war im Januar 2015 Botschafter in Deutschland geworden. In den ersten Kriegsmonaten wurde Melnyk zu einem der häufigsten Gäste in deutschen Talkshows. Kaum ein Tag verging, an dem er nicht Waffenlieferungen verlangte und der Regierung Zögern und Zaudern vorwarf.

Forderung nach weiteren Kampfpanzern

In einem am Sonntag veröffentlichten t-online-Interview erneuerte er seine Forderung nach Bereitstellung von Kampfpanzern noch vor dem Wintereinbruch. „Seit Ende März, Anfang April wären erste Panzer möglich gewesen und das bleibt auf unserer Tagesordnung“, sagte er. „Ich hoffe, dass es meinem Nachfolger gelingt, eine positive Entscheidung der Ampel herbeizuführen. Das ist für uns kriegsentscheidend.“

In der „Welt am Sonntag“ schlug er erneut vor, dass sich die europäischen Staaten mit Leopard-2-Panzern zusammenschließen und zehn Prozent der insgesamt 2000 Exemplare in die Ukraine liefern. „Wir bitten den Bundeskanzler Olaf Scholz, eine europäische Panzerallianz zu bilden“, forderte er.

Familie bleibt in Deutschland

Seine teils forsche und undiplomatische Art als Botschafter verteidigte Melnyk erneut: „Ich habe mich als ein Specht der Diplomatie verstanden, der so lange mit dem Schnabel hämmert, wie es nötig ist, um das Ergebnis zu kriegen.“

Melnyks Familie bleibt zunächst in Deutschland, vor allem wegen seiner Tochter (11), die in Berlin zur Schule geht. Sein Sohn (20) studiert in Deutschland.

Melnyk selbst ist nun als Vizeaußenminister im Gespräch, ein Posten, den er schon früher einmal hatte. Die Regierung hat aber noch nicht abschließend darüber entschieden. „Deswegen bin ich selbst gespannt, was auf mich zukommt. Ich werde wahrscheinlich am Dienstag Präsident Selenskyj sehen. Und er wird mir dann hoffentlich persönlich sagen, wo er mich in seinem großen Team sieht“, sagte Melnyk der dpa.

In die deutsche Politik will er sich auch als Ex-Botschafter hin und wieder mit Wortmeldungen einmischen: „Ich kann nicht versprechen, dass ich die Klappe halten werde“, sagte er vor seiner Abreise.