Bosch will die Anschuldigung des ukrainischen Außenministers so nicht stehen lassen. Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Der Bosch-Konzern weist den schweren Vorwurf des ukrainischen Außenministers Dmytro Kuleba, die russische Invasionsarmee mit Fahrzeugkomponenten für den Kriegseinsatz ausgerüstet zu haben, zurück.

Es waren gravierende Anschuldigungen, die der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba am Sonntagabend bei „Anne Will“ (ARD) insbesondere gegen den Stuttgarter Bosch-Konzern erhoben hatte. Nach seinen Worten ist die russische Invasionsarmee ausgerüstet mit deutscher Technologie in den Ukraine-Krieg gezogen.

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Kuleba hatte im Interview mit Anne Will im Verlaufe des Polittalks betont, er finde es „nicht fair, dass Deutschland eine groß angelegte Verteidigungszusammenarbeit mit Russland über die vergangenen Jahre hatte“. Da könne er ein „ganz einfaches Beispiel“ geben: „Vor ein paar Tagen hat unsere Armee russische Infanteriefahrzeuge für sich aufgetan – und wir haben in eines dieser Fahrzeuge hineingeschaut und gesehen, dass eine der Hauptkomponenten, die das Fahrzeug mit antreiben, tatsächlich von Bosch geliefert wurde.“ Somit habe Bosch „jahrelang für die russische Militärmaschinerie notwendige Komponenten geliefert, damit diese Fahrzeuge in die Ukraine einmarschieren und unsere Städte zerstören können“.

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Der Konzern reagierte am Montag auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir sind tief bestürzt angesichts des großen Leids der Menschen in der Ukraine“, heißt es. „Wir nehmen die Vorwürfe des ukrainischen Außenministers sehr ernst – davon haben wir gestern am späten Abend erfahren und umgehend eine intensive Prüfung eingeleitet.“ Das ukrainische Ministerium habe Bosch dazu direkt kontaktiert, „und wir konnten zur genannten Komponente nachvollziehen, dass diese nicht von Bosch an den Fahrzeughersteller geliefert wurde – wenn es sich auch um ein Teil aus unserer Produktion handelt“.

„Ausschließlich für zivile Anwendungen“ erlaubt

Die Motor- und Getriebekomponenten von Bosch für Lkw würden seit vielen Jahren weltweit in einer Vielzahl ziviler Anwendungen wie Logistik, Katastrophenschutz und Rettungsdienst eingesetzt, so das Unternehmen weiter. „Für die Belieferung von russischen Automobilkunden ist in den lokalen Verträgen grundsätzlich geregelt, dass Bosch-Produkte ausschließlich für zivile Anwendungen eingesetzt werden dürfen.“ Grundsätzlich entwickle, fertige und vertreibe Bosch im Rahmen seiner weltweiten strategischen Ausrichtung keine Waffen sowie keine Systeme und Komponenten ausschließlich für wehrtechnische Anwendungen und treibe keine Forschung und Entwicklung im militärtechnischen Bereich. „Selbstverständlich halten wir uns an alle bisherigen und künftigen rechtlichen Vorgaben – dazu gehören auch Sanktionen“, so eine Konzernsprecherin.

Mit Außenministerin Baerbock „eine Liste an Fällen besprochen“

Der Fall zeigt, dass das Unternehmen letztlich nicht unter Kontrolle hat, inwieweit seine Technologien doch von militärischer Seite und noch dazu im Krieg genutzt werden – Verträge mit den Abnehmern bieten da keinen guten Schutz für die Hersteller.

Bosch sei auch nur eines der Beispiele, hatte Kuleba in der ARD ausgeführt. Er habe mit Außenministerin Annalena Baerbock „eine Liste an Fällen besprochen, wo deutsche Unternehmen Russland tatsächlich Produkte zur Verfügung gestellt haben, damit diese als Militärausrüstung Verwendung finden konnten“. Vielleicht, so schlussfolgerte Kuleba, sei „es jetzt an der Zeit, dass wir all das geliefert bekommen, was wir brauchen, um uns zu verteidigen“.