Der Freundeskreis Flüchtlinge organisiert in Plieningen Sprachunterricht für Menschen aus der Ukraine. Ein Lehrer und zwei Schüler erzählen.
Ich – will – Deutsch – lernen“. Der Satz kommt Olena Neskreba noch stockend über die Lippen. Zurzeit lernt die Ukrainerin die Aussprache der deutschen Zahlen, Begrüßungsformeln oder was man hierzulande beim Einkaufen sagt. „Mein Unterricht“, formuliert sie langsam, aber deutlich und zeigt auf die Lernmaterialien, die sie von ihrem Lehrer erhalten hat.
Die 51-Jährige gehört wie Sunny Ibuje zu den rund 260 Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine, die derzeit in einem Hotel im Plieninger Gewerbegebiet Entenäcker untergebracht sind. Solange die Geflüchteten kein Angebot für die offiziellen Integrationskurse erhalten, gehen sie ihre ersten Schritte in der deutschen Sprache mit Unterstützung der ehrenamtlichen Helfer des Freundeskreises Plieningen-Birkach.
Die Kinder besuchen öffentliche Schulen
Der Plieninger Joachim Schlette ist einer dieser derzeit zwölf ehrenamtlichen Deutschlehrer, die in der Unterkunft Ukrainer unterrichten. Er hatte sich auf einen Aufruf des Freundeskreises Mitte April gemeldet. Ursula Frommlet, die im Freundeskreis schon bislang den ehrenamtlich organisierten Deutschunterricht in den drei bestehenden Unterkünften in Birkach und Plieningen koordiniert, besorgte die passenden Lernmaterialien bei der Flüchtlingshilfe München. „Beim Kopieren war uns dann das Bezirksamt behilflich“, erzählt Frommlet.
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Schlette, zu dessen Lerngruppe Olena Neskreba und der 39-jährige Sunny Ibuje gehören, bietet seinen Kurs zwei Mal in der Woche an. „Immer montags und mittwochs von 10 bis 11.30 Uhr“, sagt er. Alle Schüler sind Erwachsene. Die Kinder und Jugendlichen aus der Unterkunft besuchen bereits alle eine öffentliche Schule. Unterrichtet werden die Ukrainer und Ukrainerinnen in den Räumen des Hotels. Weil der Betreiber der Presse den Zugang zum Hotel untersagt, findet das Gespräch mit dem Lehrer und seinen beiden ukrainischen Schülern nahe der Einrichtung unter freiem Himmel statt.
In den Lerngruppen ist immer Bewegung
Wie fast alle Helfer, die sich gemeldet haben, um die Flüchtlinge zu unterrichten, ist auch Schlette kein ausgebildeter Lehrer. Vor seinem Ruhestand war der 65-Jährige IT-Manager. Daneben ist er seit Langem beim SPD-Ortsverein Birkach-Plieningen aktiv. „Unsere Gruppe hat mit 15 Erwachsenen angefangen, jetzt sind es noch elf“, erzählt er. In den Lerngruppen sei immer Bewegung. Aus Schlettes Gruppe sind zwei Personen bereits wieder in die Ukraine zurückgekehrt. „Andere haben vielleicht schon eine Wohnung gefunden.“
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Der Nigerianer Sunny Ibuje, der einst als Student für Innovationsmanagement in die Ukraine gekommen war, mit einer Ukrainerin verheiratet ist und ein zweijähriges Kind hat, lebte südlich von Kiew, als der Krieg ausbrach. „Unser Haus ist nicht zerstört worden“, erzählt er. Doch vor allem der kleinen Tochter wegen, sei die Familie über Polen nach Deutschland geflüchtet. Dass er in Stuttgart gelandet ist, war letztlich Zufall. „Wir wollten dorthin, wo noch nicht so viele Flüchtlinge sind.“ In Polen wollte der Familienvater nicht bleiben. Sunny Ibuje ist mit seinen hervorragenden Englischkenntnissen für Schlette eine große Unterstützung. Wenn es nötig wird, übersetzt er für seine Mitschüler vom Englischen ins Ukrainische. Das macht er auch im Gespräch mit der Zeitung. Zurück in die Ukraine will Ibuje erst, wenn der Krieg vorbei ist. „Die Zeit wird es zeigen“, sagt er auf Englisch. Jetzt will er erst einmal besser Deutsch lernen, um eine Arbeit finden zu können.
Sie suchen eine Arbeit in Deutschland
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Arbeiten möchte auch die gelernte Innenarchitektin und Näherin für Damenmode Olena Neskreba. Sie stammt aus Lebedyn im Nordosten der Ukraine, nahe der russischen Grenze. „Dort gab es viele Bomben“, erzählt sie. Ihren Mann musste sie zurücklassen. Er müsse wegen seiner schlechten Augen nicht kämpfen, aber er helfe bei den Aufräumarbeiten.
Damit sie ihren Ehemann und ihre in der Ukraine lebende Mutter von Deutschland aus unterstützen kann, will sie möglichst bald eine Arbeit finden. Neskreba hatte schon in der Schule drei Jahre Deutschunterricht. Sie liebt, wie sie sagt, die deutsche Sprache und die deutsche Kultur. Wenn alles vorbei ist, soll ihr Mann nachkommen. Olena Neskreba, die wegen des wärmeren Klimas bewusst nach Süddeutschland wollte, kann sich für sich und ihren Mann eine Zukunft in Stuttgart vorstellen.