Viele Anwohner verlassen die umkämpften Gebiete in der Ostukraine. Foto: dpa

Am Sonntag ab Mitternacht sollen die Waffen schweigen. Doch bis dahin, so ist der Eindruck, wollen die verfeindeten Lager sich noch so viel schaden wie möglich. Erneut kommen bei Kämpfen im Donbass Menschen um.

Donezk/Kiew - Vor der beim Ukraine-Krisengipfel vereinbarten Waffenruhe hat es im Krisengebiet Donbass erneut tödliche Kämpfe gegeben. Die ukrainische Militärführung berichtete am Freitag von mindestens acht getöteten Soldaten. Nach Informationen der Aufständischen kamen bei Beschuss mindestens zehn Zivilisten ums Leben, wie Agenturen berichteten.

In der Nacht zum Sonntag soll in der Ostukraine eine Feuerpause in Kraft treten. Diese hatten unter anderem Kanzlerin Angela Merkel und Kremlchef Wladimir Putin bei dem 17-stündigen Gesprächsmarathon am Donnerstag im weißrussischen Minsk ausgehandelt.

Minsk ist ein Hoffnungsschimmer

Die Einigung von Minsk, der auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko zugestimmt hat, gilt als Hoffnungsschimmer in dem zehnmonatigen Konflikt. Dennoch sind die Erwartungen gedämpft. Kiews Botschafter in Berlin, Andrej Melnik, gab dem Abkommen wenig Chancen. „Nach all den Rückschlägen der letzten Monate und Tage haben wir keine Illusionen mehr“, sagte er im Deutschlandfunk.

Der Russlandbeauftragte der Bundesregierung, Gernot Erler, meinte, es bestehe die Gefahr, dass sich Armee und Aufständische bis zum Beginn der Feuerpause Samstagnacht einander noch Verluste beibringen wollten. Die Verbitterung darüber könne so groß werden, dass die Bereitschaft zum Waffenstillstand dann zu gering sei, sagte er im Bayerischen Rundfunk.

Eine ebenfalls in Minsk vereinbarte Amnestie soll nach Darstellung des ukrainischen Außenministers Pawel Klimkin nicht für die Anführer der prorussischen Separatisten im Donbass gelten. Eine föderale Staatsordnung wie etwa in Deutschland oder Russland sei zudem nicht vorgesehen. Die Aufständischen warfen Kiew vor, den Minsker Abmachungen auszuweichen.

EU hält an Sanktionen fest

Trotz der Einigung in Minsk will die EU an ihren Sanktionen gegen Russland festhalten. Bereits beschlossene neue Strafmaßnahmen wie Einreiseverbote und Kontosperrungen würden an diesem Montag in Kraft treten, sagte Kanzlerin Merkel beim EU-Gipfel in Brüssel. Zudem seien neue Sanktionen nicht ausgeschlossen. „Wir halten uns alle Reaktionsmöglichkeiten offen“, betonte Merkel am Donnerstagabend.

Der Grünen-Verteidigungsexperte Omid Nouripour lobte die Haltung der Gipfel-Teilnehmer. Weitere Druckmittel müssten bereit sein, da die Frage des Waffenstillstands völlig offen sei, meinte er.

Die Weltbank will der krisengeschüttelten Ukraine in diesem Jahr bis zu zwei Milliarden Dollar zur Armutsbekämpfung und Unterstützung von Reformen zur Verfügung stellen. Das teilte die Organisation am Donnerstagabend in Washington mit. Das Geld ist Teil eines 40 Milliarden Dollar großen neuen Hilfspaketes, zu dem der Internationale Währungsfonds (IWF) 17,5 Milliarden Dollar beiträgt.