Erst spielte die Schweizer Uhrenbranche die Bedrohung ihrer Marktposition durch die Apple-Computeruhr herunter. Jetzt geht die Edel-Marke TAG Heuer wenige Wochen vor dem Start der Apple Watch eine Allianz mit Intel und Google ein. Auch Supermodel Bar Refaeli stattete der Messe einen Besuch ab.
Basel - Die Schweizer Uhrenbranche rüstet sich nach anfänglichem Zögern für die Smartwatch-Ära. Der Edel-Hersteller TAG Heuer will in einer Allianz mit Intel und Google seine erste Computeruhr herausbringen. TAG Heuer gab die Allianz am Donnerstag auf der Branchenmesse Baselwatch gut einen Monat vor dem Start der Apple Watch bekannt.
TAG Heuer wird die Uhr entwerfen und herstellen, Google stellt eine Version seines Betriebssystems Android Wear. Von Intel kommen die Chips, die die Uhr „smart“ machen sollen. TAG-Heuer-Chef Jean-Claude Biver sprach von seiner wichtigsten Ankündigung in 40 Jahren im Geschäft.
Die am Donnerstag gestartete Uhren- und Schmuckmesse Baselworld steht in diesem Jahr mehr denn je im Zeichen der Smartwatches. Überschattet wird sie auch von Sorgen wegen der anhalten Stärke des Schweizer Franken gegenüber so gut wie allen anderen Währungen der Welt. Wie in den vergangenen Jahren werden zu der Messe (bis 26. März) rund 150 000 Besucher aus mehr als 40 Ländern erwartet, darunter auch viele Prominente. Am Tag vor der Eröffnung stattete beispielsweise Supermodel Bar Refaeli der Messe einen Besuch ab.
„Wir erleben derzeit keine euphorische Zeit“, sagte Sylvie Ritter, Direktorin der Baselworld. Die Aufhebung des Euro-Mindestkurses durch die Schweizerische Nationalbank, die Krise in der Ukraine und die sinkenden Verkäufe in China würden sich negativ auf die Schweizer Uhrenbranche auswirken. Zudem mische der Start der Apple Watch die Industrie auf und treffe insbesondere Traditionsbetriebe.
Apple bringt Computeruhr am 24. April auf den Markt
Apple bringt seine Computeruhr am 24. April auf den Markt. Der iPhone-Konzern nimmt insbesondere mit Gold- und Edelstahl-Versionen der Apple Watch sowie einem Fokus auf Design und Mode ausdrücklich auch die klassische Uhren-Branchen ins Visier.
Biver hatte nach ersten Ankündigungen von Apple im vergangenen Jahr noch gesagt, dass er nicht mit großen Auswirkungen des Apple-Einstiegs in das Geschäft rechne. Apple warb im vergangenen Jahr auch einen seiner Verkaufsmanager ab. Google stellt mit Android Wear bereits die Software für Computeruhren diverser Elektronik-Anbieter wie Motorola, LG oder Huawei. Intel setzt mit einer neuen Sparte auf der sogenannte Internet der Dinge und hatte auch den Smartwatch-Entwickler Basis übernommen.
2014 wurden laut einer von der Baselworld veröffentlichten Studie rund 6,8 Millionen Smartwatches verkauft. Dominiert wird der Markt demnach bislang noch von Samsung mit einem Anteil von 23 Prozent. Motorola bringt es auf 10 Prozent, und die restlichen Anbieter wie Sony, Pebble, LG und Garmin haben nur Marktanteile im einstelligen Prozentbereich. Der Verkauf der Apple-Uhr beginnt in Deutschland und acht weiteren Ländern am 24. April. Insgesamt könnte sich der weltweite Markt für „kluge Uhren“ gemäß einer Studie des Marktforschungsinstituts GfK 2015 mehr als versechsfachen.
Ungeachtet von Krisen und stärkerer Konkurrenz durch Computeruhren rechnet der Präsident des Schweizerischen Uhrenverbandes (FH), Jean-Daniel Pasche, nach einem Rekordergebnis 2014 nicht mit dramatischen Einbrüchen. Er geht nach FH-Angaben viel mehr von einer Stabilisierung auf hohem Niveau aus. Im vergangenen Jahr waren die Schweizer Uhrenexporte auf 22,2 Milliarden Franken (20,8 Mrd Euro) angestiegen.
Bereits einige Tage vor Beginn der Baselworld hatte der weltgrößte Uhrenhersteller Swatch seine Antwort auf die Apple-Watch präsentiert. Mit der Swatch Touch Zero One kann man zwar nicht telefonieren, dafür kann sie aber auch beim Sport für digitale Messfunktionen eingesetzt werden und soll neben weiteren Funktionen das kontaktlose elektronische Bezahlen oder auch das Öffnen von elektrischen Türschlössern ermöglichen.