Beim Umzug wurden auch traditionelle Wengerter-Trachten gezeigt. Foto: Tilman Baur

Hunderte Zuschauer kamen am Sonntag zum Festzug anlässlich des 60. Uhlbacher Herbstes. Der Uhlbacher Herbst ist das älteste Weinfest Stuttgarts.

Uhlbach - T

raumwetter zum Jubiläum: Die Sonne strahlte über Uhlbach, als sich der Festumzug anlässlich des 60. Uhlbacher Herbst am Sonntagnachmittag pünktlich um 14 Uhr in Bewegung setzte. Vorneweg marschierte die Musikkapelle Uhlbach. Ein paar Meter hintendrein folgte die Hauptperson des Tages: Vom Beifahrersitz eines knallroten, offenen Mercedes-Oldtimers winkte Ruth Eisenbraun in die Menschenmenge, die sich rings um den Uhlbacher Platz versammelt hatte. Die Wahl Eisenbrauns – die damals noch Eisele hieß – zur Baden-Württembergischen Weinkönigin war die Initialzündung zur Gründung des Uhlbacher Herbsts 1959.

Auf dem Uhlbacher Platz legte der Umzug eine Pause ein. Peter Beier, Obertürkheims Bezirksvorsteher, nutzte die Gelegenheit für eine Ansprache, die allen voran eine Lobrede auf die Protagonistin war. Er begrüßte „Königin Ruth I. vom Götzenberg in ihrem offenen royalen Dienstwagen“ und forderte die Anwesenden „Untertanen“ auf, der seit sechs Jahrzehnten amtierenden Monarchin gebührlich zu applaudieren. Das Sänger-Collegium Württemberg stimmte einige Lieder auf den Wein an. Beim Umzug wirkten außer dem Musikverein, der Feuerwehr und den Kindern des TSV Uhlbach historische Weinbau-Fußgruppen mit und trugen Wengerter-Trachten aus unterschiedlichen Epochen zur Schau.

100 Kilogramm schwerer Riesentrauben

Schon eine halbe Stunde vor dem Umzug war der diesjährige Riesentrauben auf einer extra fürs Jubiläum hergerichteten historischen Buttenwaage gewogen worden. Die Waage war 70 Jahre lang unberührt auf dem Kelterboden herumgestanden, zum Jubiläum hat sie ein Fachmann entrostet und funktionstüchtig gemacht.

Auch beim Wiegen gab es eine runde Zahl: Genau 100 Kilogramm ist der aus Trollinger-, Dornfelder- und Müller-Thurgau-Trauben zusammengesetzte Riesentrauben schwer. Seine Träger kamen ganz schön ins Schwitzen, schleppten ihn aber tapfer bis zum Neubau der Alten Kelter in der Markgräflerstraße.

Weinfest kein alter Hut

Dort versammelten sich die Festbesucher gegen Viertel vor drei auf dem Vorplatz zum traditionellen Antanzen, und Ruth Eisenbraun stieg etwas erschöpft, aber gut gelaunt aus dem Cabrio. Zwei Mitglieder vom Sängerverein kletterten auf Leitern nach oben und hängten den Riesentrauben auf. Dieser sei „herrlich anzuschauen und gut gelungen, genau wie die Weine vom Götzenberg“, sagte einer der beiden, während der andere bekundete, dass „das älteste Weinfest der Stadt trotz aller Tradition kein alter Hut ist.“ Schließlich verschwand die Kapelle im Festzelt, um dort für Stimmung zu sorgen.

Nach dem offiziellen Akt gingen die Besucher schließlich zum Wesentlichen über, also zum Weintrinken. Hansjörg Eisele, Ehrenvorsitzender des Sänger-Collegiums, freute sich über den gelungenen Umzug. „Wir sind vom Wetter verwöhnt, die letzten Jahre war es eigentlich durchgehende schön“, so Eisele, der schon beim ersten Uhlbacher Herbst als 15-jähriger mit dabei war. Heute ist es das älteste Weinfest Stuttgarts. Der Umzug sei zum Jubiläum größer gewesen als in den Jahren zuvor, sagte Hansjörg Eisele.