Hort mit Hund: Wenn die Kinder spielen, darf Nera nicht fehlen. Foto: Caroline Friedmann

Im Kinder- und Schülerhaus „Kleine Raser“ im Stuttgarter Osten werden Kinder von einem bis zehn Jahren betreut. Doch nun bangen Kinder, Eltern und Erzieher um ihren Hort.

S-Ost - Von außen ist die Heimat der „kleinen Raser“ erst auf den zweiten Blick zu erkennen. Nur ein buntes Wandgemälde an der Seitenfassade des Altbaus an der Uhlandshöhe weist darauf hin, dass hier, an der Straße Am Hohengeren, ein Kindergarten mit Hort zu finden ist – und zwar ein recht besonderer. Denn die Einrichtung wird nicht von der Stadt oder der Kirche, sondern von einer Elterninitiative betrieben, die sich selbst um Einkäufe, Personal, Finanzen, Ausflüge und Organisatorisches kümmert. Und die 45 Kinder verbringen hier weit mehr als ihre Kindergartenzeit. Bei den „kleinen Rasern“ werden auch Grundschüler bis zu einem Alter von zehn Jahren betreut und bekommen Hilfe bei den Hausaufgaben.

Viele Horte müssen schließen

Gegründet wurde die Einrichtung 1981 als eingetragener gemeinnütziger Verein. Bei den „kleinen Rasern“ gibt es eine Gruppe für Ein- bis Dreijährige, eine Kindergartengruppe für Drei- bis Sechsjährige und einen Schülerhort für Kinder von sechs bis zehn Jahren. Doch durch den Ausbau der Ganztagsschulen müssen in den nächsten Jahren viele Horte schließen. Den Hort der „kleinen Raser“ wird es nach heutigem Stand nur noch bis 2022 geben. „Wie es dann weitergeht, wissen wir nicht“, sagt Erzieherin Tanja Poppe, die bereits seit 21 Jahren bei den „kleinen Rasern“ arbeitet. „Ohne den Hort würde sich die Einrichtung nicht mehr tragen – auch weil dann Eltern fehlen würden, um sie weiter zu betreiben.“

Auch die Kinder und ihre Eltern bangen um die Zukunft des Hortes. „Wenn man den ganzen Tag in die Schule geht, kann man sich irgendwann gar nicht mehr konzentrieren, deshalb komme ich nach der Schule lieber hierher“, erklärt die zehnjährige Carla. Auch die zehnjährige Nora kommt gerne in den Hort der „kleinen Raser“. „Hier ist es wie in einer großen Familie“, meint sie. „Man kennt alle Freunde schon seit der Krippe und man kann die Erzieher fragen, wenn man Hilfe bei den Hausaufgaben braucht.“ Die neunjährige Juno spielt besonders gerne mit Nera und Oso, den beiden Hunden von Erzieherin Tanja Poppe, die ebenso zu den „kleinen Rasern“ gehören. Clara gefällt, dass sie im Hort auch Kinder von anderen Schulen trifft. Inga und Annika lieben vor allem die Feste und Ausflüge, bei denen sie auch mal im Zelt übernachten dürfen. Und Hanna, Niklas und Moritz finden es gut, dass sie im Hort selbst bestimmen können, was sie spielen oder ob sie lieber ein Buch lesen. „Für Kinder ist Freispielzeit wichtig, damit sie Erlebtes verarbeiten können – das gilt auch noch für größere Kinder“, sagt Erzieherin Tanja Poppe. „Das wäre eingeschränkt, wenn durch die Ganztagsschule ein rhythmisierter Unterricht kommt und die Horte schließen müssten.“ Zwar sei sie nicht generell gegen das Konzept der Ganztagsschule, so Poppe. „Wichtig wäre aber, bedarfsorientierte Angebote zu schaffen.“

Jeder kennt jeden

Das sehen Nadja Curdt und Sebastian Wiese von der Elterninitiative der „kleinen Raser“ genauso. „Wir sind nicht gegen die Ganztagsschule, sondern für eine Betreuungsvielfalt, damit Eltern und Kinder selbst entscheiden können, welches Betreuungskonzept für sie das richtige ist“, betont Curdt. „Hier kennt jeder jeden, alles ist sehr familiär“, ergänzt Sebastian Wiese. „Wenn mal ein Erzieher oder der Koch krank wird, springen die Eltern ein. Und ohne die Horteltern wäre unser Konzept nicht weiter realisierbar.“

Für die nächsten drei Jahre bleibt den „kleinen Rasern“ ihr Hort noch erhalten. Wie es dann weitergeht, ist unklar. „Das wird dann wohl von der Politik abhängen“, so Wiese. „Aber wir hoffen, dass es auch danach für den Hort und uns weitergeht.“