Dem Fehler auf die Schliche zu kommen, ist oft gar nicht so einfach. Foto: Horst Rudel

Der Andrang im ersten Repair-Café in Uhingen ist groß. Gebracht wird alles, vom Radio bis zur Ledertasche. Künftig wollen die ehrenamtliche Handwerker alle zwei Monate ihre Dienste anbieten.

Uhingen - Handy, ins Wasser gefallen; Dampfgarer, Heizung defekt; Cleanmax, Griff kaputt – die Auftragszettel im Repair-Café in der Uhinger Bücherei lesen sich wie das Who is Who der Streiche, die Gebrauchsgegenstände genervten Menschen tagtäglich spielen. Da ist der Föhn, der klammheimlich den Geist aufgab, die Lampe, die ihre Besitzerin plötzlich im Dunkeln ließ, und der Reißverschluss, der keinen Millimeter mehr ruckte. Doch die fleißigen Handwerker, die an diesem Samstagnachmittag ihre Zeit opfern, um weniger geschickten Zeitgenossen bei Reparaturen aller Art zu helfen, schaffen es in der Regel, alles wieder ins Lot zu bringen.

Es wird geschraubt, gelötet, genäht

Das Repair-Café hat kaum geöffnet, da wird es schon gestürmt. „Mit so einem Andrang haben wir nicht gerechnet, in der ersten Stunde waren schon 40 Leute da“, sagt Martina Bartos. Sie ist bei der Stadtverwaltung für die Lokale Agenda und damit auch für das Repair-Café zuständig – das erste in Uhingen, weitere sollen folgen. „Wir machen das künftig alle zwei Monate“, kündigt Bartos an. Die Idee hinter dieser Initiative, die aus den Niederlanden stammt: Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sollen defekte Gebrauchsgegenstände nicht einfach weggeworfen, sondern nach Möglichkeit repariert werden.

Während Martina Bartos am Eingang Formulare verteilt, auf denen Gegenstande und Besitzer vermerkt werden, wird an den Tischen entlang der Wände der Brunnenstube geschraubt, gelötet und genäht. An einem großen Tisch in der Mitte können die „Auftraggeber“ Kaffee trinken und Kuchen essen, bis ihr Radio, Föhn, Tablet oder Smartphone in Stand gesetzt ist.

Spenden sind willkommen

Doch nicht alle suchen die Zerstreuung. Anne Kortner verfolgt fasziniert, wie Eberhard Mayer ihre alte Lampe wieder flott macht. Darüber ist sie sehr froh. „Das ist eine Erinnerung an meine Mama, das gute Stück ist schon 40, 50 Jahre alt.“ Obwohl die Seniorin früher im Maschinenbau tätig war und keine Scheu vor handwerklichen Tätigkeiten hat, wollte sie in diesem Fall lieber nicht selbst Hand anlegen. Dafür schaut sie nun Eberhard Mayer genau auf die Finger. „Vielleicht kann ich das dann beim nächsten Mal selbst machen“, sagt sie und schwärmt vom Repair-Café. „Es gibt viele alleinstehende Frauen, die hier Hilfe bekommen können.“ Außerdem erlebe man aus nächster Nähe, wie wichtig das Handwerk sei, und für die Rentner, die ehrenamtlich die Reparaturen erledigten, sei diese Tätigkeit ein Jungbrunnen. „Es gibt nichts besseres als Bestätigung.“ Das kann Werner Lorenz, der zum Organisationsteam des Repair-Cafés gehört, nur bestätigen. „Diese Leute wissen unheimlich viel.“

Dieses Wissen macht sich auch Siegfried Hommel zunutze. „Wir haben einen Korb voll Näharbeiten mitgebracht. Meine Frau sitzt im Rollstuhl und kann das nicht mehr selbst machen“, erzählt er. Mit flinken Fingern und ihrer Nähmaschine bessert Edith Kampffmeyer die mitgebrachten Textilien aus. Eine Kleinigkeit für die 76-Jährige, die schon seit ihrem zwölften Lebensjahr näht.

Die Reparaturen kosten im Repair-Café keinen Cent. Spenden aber sind willkommen, wie Martina Bartos sagt. „Damit können wir dann unsere Ausgaben decken.“