Der Südwesten Ugandas: Eine Landschaft, wie auf Leinwand gebannt. Foto: Kraufmann

Gehören Schlaglöcher und quietschende Autos zu einem guten Afrika-Urlaub dazu?

Als mir ein Schlagloch in die Glieder fährt, gesellt sich zum Quietschen des Autos die Frage, ob diese ständige Erschütterung zu einem guten Afrika-Urlaub dazugehört. Vielleicht ist es das, was viele Urlauber suchen, die Erschütterung, die diese fremde Welt in einem hinterlässt, durch die man mit schlafwandlerischer Sicherheit fährt. Gut, ich bin nun seit einigen Monaten in Uganda, vieles, was am Anfang ungewohnt erschien, ist entschlüsselt und verdaut. Doch während sich unser Minibus durch die Lehmpiste gräbt und sich zu unserer Linken der Blick auf ein Meer von majestätischen grünen Hügeln eröffnet, wird mir klar, dass man sich diese Selbstverständlichkeit meist nur einbildet.

Uganda? Das klingt zunächst nach Idi Amin, nach Krieg, nach Armut. Dass Churchill das Land einst als Perle Afrikas bezeichnet hatte, gerät dabei genauso in Vergessenheit wie das Wissen, dass die Dinge meist viel differenzierter sind, als man es im ersten Moment annimmt. Dies ist ein Land mit einer bemerkenswerten Kultur, bemerkenswerten Menschen, einer bemerkenswerten Landschaft, dem man nur schwer mit einem Pauschalurteil über "Afrika" Rechnung trägt.

Kurz darauf nimmt unser Minibus ein Gefälle, es geht im Zickzack den Berg hinunter. In der Ferne erheben sich Silhouetten von Vulkanen, die aus dem nahen Kongo grüßen. Plötzlich erinnere ich mich an den Bwindi National Park, den wir soeben verlassen haben. Ich erinnere mich an den undurchdringlich scheinenden Regenwald, durch den wir gewandert sind. Ich erinnere mich an die Momente des Innehaltens, wenn unser Führer Primaten in den Bäumen erspähte, an die vom Moos überzogenen Brücken, die bedrohlich unter unseren Schritten gebebt hatten.

Unter den Schreien und staunenden Blicken von Kindern wühlen wir uns durch eine Pfütze, stehen kurz quer, dann fängt unser Fahrer das Auto wieder ein. Man könnte meinen, dass im Südwesten Ugandas Touristen keine Attraktion sein sollten, gibt es hier doch die seltenen Berggorillas, zahlreiche Nationalparks, Gebirge, mit dem Lake Bunyonyi den vielleicht schönsten See des Landes – doch die ehrliche Begeisterung der Kinder spricht eine andere Sprache.

Wenig später erreichen wir den Lake Bunyonyi, ein Boot trägt uns zu einer Insel, dem Resort Nature’s Prime Island, wo wir die nächsten Tage schlafen werden. Der Blick kreist für einen Moment in die Ferne, auf die Hügel, die sich ansatzlos an den Ufern des Sees erheben. Ich freue mich darauf, im See schwimmen zu gehen, wir schultern unser Gepäck – wir sind angekommen.

In Uganda ist man nie allein, nicht nur, weil hier viele Menschen leben, sondern auch, weil sich das Leben vor den Mauern der Häuser abspielt. So gleicht die Wanderung am nächsten Tag einer ständigen Begrüßungszeremonie, "Hello, how are you?", "Musungu (Weißer), where are you going?". Lässt ein Kind von uns ab, ist schon das nächste zur Stelle und begleitet uns. Irgendwann, auf etwa 2.500 Metern, erreichen wir (und die Kinder) die Spitze des Hügels, der den Blick auf die verwinkelten Ufer des Sees eröffnet.

Wie gemalt schmiegen sich kleine Häuser an die Hügel, an das Grün, das sich in Millionen Farbschattierungen über das Land ergießt. Irgendwann sitzen wir wieder im Boot, das uns zurück auf die Insel bringt. Wir sind erschöpft vom bunten Leben in diesem Land.

Die Leserreise

Der Leser
David Haag, 28, ist gebürtiger Stuttgarter. Er studierte Philosophie, Volkswirtschaftslehre und Internationale Wirtschaft. Nach eineinhalbjähriger Zwischenstation in Berlin, wo er in einer PR-Agentur arbeitete, lebt er derzeit für einige Monate in Kampala, Uganda.

Die Reise
Der Bwindi Nationalpark und der Lake Bunyonyi liegen im Südwesten Ugandas. Der nahe gelegene Queen Elizabeth Nationalpark oder die bis zu 5.000 Meter hohen Rwenzori Mountains bieten sich als weiterer Teil der Reise an. Wer es preisgünstig will, ist etwa bei Matoke Tours, www.matoketours.nl, gut aufgehoben, mit denen die beschriebene Reise unternommen wurde.
Für Touristen, die ihre Reise sehr individuell planen wollen, bieten viele Veranstalter auch die Möglichkeit, sich tageweise ein geländegängiges Fahrzeug samt Fahrer zu mieten.

Fluggesellschaften wie Emirates und KLM bieten Flüge nach Kampala für etwa 800 bis 1.200 Euro an. Kosten für eine zweiwöchige Rundreise (inkl. Flug): zwischen 2500 und 5.000 Euro.

Beste Reisezeit: Juni bis September und Dezember bis Februar.