Übung im Wählen im Stuttgarter Karls-Gymnasium Foto:  

Schüler des Stuttgarter Karls-Gymnasiums haben aus Eigeninitiative den Urnengang für Europa geprobt – für Fünftklässler bis zu Abiturienten. Das Engagement war groß.

Stuttgart - Hendrik Kööp weiß genau, wem er bei der Europawahl gleich seine Stimme geben wird. Hier und heute. Genau wie Leander Mathissen. Oder Noa Fuchs. Und Max Geipel sowieso. Sie sind alle Schüler des Karls-Gymnasiums und vom Alter her noch gar nicht berechtigt, an der Europawahl teilzunehmen. Eine unerhörte und unzulässige Benachteiligung, findet der 14-jährige Max, der das Wahlrecht mit 14 fordert und das auch durchdacht und schlüssig begründen kann. An diesem Freitag muss er sich noch mit der U-18-Wahl bescheiden, eine Einübung in Bürgerverantwortung und politisches Bewusstsein, die unter anderem vom Bundesjugendring angeboten und vom Ministerium für Familie, Frauen, Senioren und Jugend unterstützt wird.

„Dürfen wir das veranstalten?“, hatte Gideon Wessel, 16 und schon im Abi, bereits im November den Schulleiter Dieter Elsässer gefragt. „Aber natürlich!“ Nun findet sich eine Klasse nach der anderen, von den Zehnjährigen bis zu den Abiturienten, 450 an der Zahl, im Klassenzimmer ein, das zum Wahllokal umfunktioniert wurde. „Wir haben eine Beteiligung von 100 Prozent“, freuen sich Gideon und seine Mitorganisatoren wie Myriam Thürigen, Urs Zaberer, Simon Gruner und natürlich Max. Schulleiter Elsässer und seine Stellvertreterin Elisabeth Gentner sind begeistert: „Die Schüler haben alles selbst organisiert und es toll gemacht“.“ Auch die Podiumsdiskussion zwei Tage vorher, bei der sie die Vertreter der Jugendorganisationen der Parteien mit Fragen zu Klima und Umwelt und die Zukunft der EU mit Fragen löcherten und ihnen in der Diskussion kritisch auf den Zahn fühlten. Und wieder ist der Schulleiter voll des Lobes: Für die durchdachten Fragen, die in freier Rede vorgetragen werden, für die Lust am Diskutieren und für den Vortrag über Europa von Gideon Wessel. „Wir tun alles, um das politische Bewusstsein zu fördern“, sagt Elsässer. Und hier gehe die Saat auf.

Wie geht die Wahl aus? Gideon tippt auf eine Mehrheit für die Grünen, aber das Ergebnis dürfe nicht vermeldet werden. Wem er als Erstwähler bei der Kommunalwahl seine Stimme geben wird, weiß er natürlich auch schon.