Ohne Gefahr über die B 14: Die neue Ampel am Marienplatz macht’s möglich. Foto: Leif Piechowski

Anwohner haben sich eine Fußgängerampel zwischen Marienplatz und Südtor-Zentrum erstritten. Seit einer Woche ist sie in Betrieb, Stockungen und Staus verursachte sie nicht.

Stuttgart - Dichter Verkehr ist auf der Hauptstätter Straße die Regel. Ob stadteinwärts am Morgen oder stadtauswärts am Abend – die Autofahrer sind darauf eingestellt, dass sich Blechkolonnen durchs Südtor, die Kreuzung von Bundesstraße 14, Filder- und Böheimstraße, wälzen.

Umso skeptischer reagieren Autofahrer, wenn weitere Fußgängerüberwege geschaffen werden. Nun ist ein weiterer am Südtor in Betrieb. Der Gemeinderat hat im Juni 260.000 Euro dafür zur Verfügung gestellt, das Tiefbauamt stellte die Ampel während der Schulferien auf und nahm sie vor rund einer Woche in Betrieb.

„Ich sehe, dass die neue Ampel eifrig genutzt wird, weil die Leute keinen Umweg machen wollen, wenn sie vom Marienplatz zum Supermarkt oder zurück wollen“, sagt Rupert Kellermann, der Bezirksvorsteher von Stuttgart-Süd. Bisher gab es nur direkt vorm Tunnelportal eine Fußgängerfurt; die Fußgänger, die vom Marienplatz in Richtung Heusteigviertel wollten, mussten die Böheimstraße, die B 14 und die Filderstraße queren oder entlang der Hauptverkehrsader bis zur Kolbstraße laufen, um zu ihrem Ziel zu kommen.

„Die Autofahrer, die aus dem Tunnel in Richtung Stadtmitte fahren, haben weiterhin freie Fahrt“

Seit im Südtor-Zentrum die Läden eröffnet hatten, wechselten immer mehr Passanten ohne Ampel oder Zebrastreifen über die B 14. Bei einer Zählung an einem Werktag ermittelte das Tiefbauamt zwischen 7 und 19 Uhr insgesamt 432 Personen, „die dort Leib und Leben riskierten“, sagt Rupert Kellermann. Teilweise hätten auch Mütter mit Kinderwagen die vierspurige Straße überquert. Auf dem kleinen Grünstreifen an der Hauptstätter Straße zeugt ein veritabler Trampelpfad davon. Auf diese Weise haben sich die Anwohner im Süden ihre neue Ampel im wahrsten Sinne des Wortes selbst erlaufen.

Damit der Autoverkehr durch die Ampel auf der Nord-Süd-Achse nicht zusätzlich ins Stocken gerät, ist sie in die grüne Welle auf der B 14 eingebunden. „Die Autofahrer, die aus dem Tunnel in Richtung Stadtmitte fahren, haben weiterhin freie Fahrt“, erklärt Wolfgang Hertkorn, der für die Verkehrssteuerung Stuttgarts zuständig ist. Einfluss hat sie nur auf den Verkehr in der Gegenrichtung. „Der Fußgänger, der den Knopf drückt, bekommt so Grün, dass es die grüne Welle stadtauswärts nicht auseinander hackt“, so Hertkorn. Trotzdem müssten die Fußgänger nur maximal 90 Sekunden auf Grün warten und könnten dann in einem Zug über beide Teilfurten gehen.

Steht kein Wagen vor der Linksabbiegerampel, bleibt sie rot.

Der Verkehr aus dem Tunnel, der links abbiegen will, kann fahren, solange die Fußgängerampel Grün zeigt. Steht kein Wagen vor der Linksabbiegerampel, bleibt sie rot. Dass die neue Ampel zu mehr Staus führt, „diese Befürchtung hat sich nicht bestätigt – auch nicht bei den anderen beiden Fußgängerüberwegen zwischen dem Österreichischen Platz und dem Charlottenplatz“, sagt Ralf Hertkorn.

Eine Beobachtung, die auch die Integrierte Verkehrsleitzentrale Stuttgart macht. „Die Ampel muss nicht die Ursache sein, wenn wir dichten Verkehr oder Stau stadtauswärts melden“, sagt IVLZ-Leiter Ralf Thomas, „und ein Vergleich mit der Verkehrssituation in der vergangenen Woche wird hinken, weil damals noch Ferien waren.“ Stockender Verkehr und Stau sind bei 50.000 Autos täglich eher hausgemacht.