Auf einer Baustelle in Fellbach ist eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entdeckt worden. Ein Baggerfahrer vermutete zunächst ein altes Leitungsstück. Ein Polizeisprecher erklärt, wie die Bombe plötzlich wieder aufflammen konnte.
Große Aufregung nahe der großen Kreuzung bei Pflanzen Kölle im Fellbacher Westen. Bei Bauarbeiten fast direkt an den Stadtbahngleisen ist am Dienstagnachmittag eine Fliegerbombe entdeckt worden. Wie Gerhard Ammon, der Geschäftsführer der Fellbacher Stadtwerke, mitteilte, wurde die Bombe auf einer Baustelle der Stadtwerke an der Esslinger- und Sebastian-Bach-Straße entdeckt. Die Waffe liege aufgerissen in einer Baugrube, berichtete er am Nachmittag. Der Tiefbauer habe sie herausbefördert, „weil er dachte, es wäre ein altes Leitungsstück“, so Ammon. Er stellt im Übrigen klar: „Luftbildauswertungen im Vorfeld haben keinen Verdacht auf mögliche Bombenfunde aufkommen lassen.“
Es gibt vermutlich keine Verletzten
Laut Rudolf Biehlmaier, dem Sprecher des für Fellbach zuständigen Polizeipräsidiums Aalen, wurde die Bombe gegen 14.15 Uhr gefunden. „Nach bisherigem Kenntnisstand gab es keine Verletzten“, so Biehlmaier. Die Polizei vermutet, dass es sich bei der gefundenen Bombe um Reste einer bereits detonierten Brandbombe aus dem Zweiten Weltkrieg handelte. „Möglicherweise kam es zu einer Reaktion von Phosphorresten mit der Luft, als die Bombe ausgegraben wurde“, sagt der Polizeisprecher. Das Feuer und die Rauchentwicklung hätten nur kurze Zeit angedauert.
Vor Ort hatte die Polizei den Bereich weiträumig abgesperrt. Fußgänger und Radfahrer mussten Umwege über Seitenstraßen im sogenannten Komponistenviertel nehmen. Zahlreichen Autofahrern blieb nur die weiträumige Umfahrung. Für die Stadtbahn der Linie U1 war für mehrere Stunden an der Höhenstraße Endstation.
Nach Bombenfund keine Evakuierung nötig
Auch der Fellbacher Revierleiter Jan Kempe und Feuerwehrkommandant Christian Köder waren herbeigeeilt. Beide wirkten gegen 15 Uhr allerdings recht entspannt: Die ganz große Gefahr schien offenkundig nicht in Sicht. „Wir haben deshalb auch keine Evakuierung veranlasst“, so Köder. Ebenfalls die Situation in der Esslinger Straße inspizierte Hans-Jürgen Meyer, der stellvertretende Ordnungsamtsleiter der Stadt Fellbach. Baugebiete würden schon mal nach möglichen Bomben abgesucht, sagte er – „aber einen Fall wie diesen hatten wir in Fellbach in den vergangenen Jahrzehnten nicht“. Die Feuerwehr war mit 24 Kräften und vier Fahrzeugen vor Ort, die Polizei war mit neun Beamten ebenso vertreten wie das Rote Kreuz. Am Nachmittag traf dann auch der angeforderte Kampfmittelbeseitigungsdienst ein. „Die Bombe wird von den Fachleuten nun verpackt und zur Vernichtung abtransportiert“, erläuterte Polizeisprecher Biehlmeier, „danach werden die Sperrungen aufgehoben“.
1300 Grad heiße Flamme
Bei ihren Bombardements im Zweiten Weltkrieg setzten alle am Krieg beteiligten Nationen Brandbomben mit weißem Phosphor ein. Dieser Stoff entzündet sich, wenn er mit Luft in Kontakt kommt, und brennt dann mit einer 1300 Grand heißen Flamme. Landeten Bomben damals etwa im Wasser oder zündeten aus anderen Gründen nicht richtig, können solche Blindgänger auch heutzutage noch eine große Gefahr darstellen. Wie jetzt auch in Fellbach kümmert sich stets der Kampfmittelbeseitigungsdienst um derartige gefundene Bomben.
Ebenso in derzeitigen Kriegen wird weißer Phosphor noch eingesetzt, auch wenn der Stoff als Waffe hochumstritten ist. Kommt Haut mit weißem Phosphor in Kontakt, drohen schwere Verletzungen, die sich beim hektischen Versuch, die brennende Substanz abzuklopfen, oft noch verschlimmern. Der Stoff sowie der Rauch, den dieser beim Brand erzeugt, sind zudem giftig.