Die Taxibranche ist in Verruf geraten. Die Stadt will jetzt gegensteuern Foto: dpa

Das Taxigewerbe in Stuttgart befindet sich laut einem Gutachten in einem katastrophalen Zustand. Jetzt reagiert die Stadt. Ordnungsbürgermeister Martin Schairer kündigt an, demnächst mit der Überprüfung aller Betriebe beginnen zu wollen.

Stuttgart - Die Schonfrist ist vorbei. Seit vergangenem Herbst liegt der Stadt ein Gutachten vor, das sie selbst in Auftrag gegeben hat. Darin wird der Taxibranche in Stuttgart ein katastrophaler Zustand bescheinigt und eine Reduzierung der Taxis gefordert. Die Verwaltung hat sich mit Konsequenzen bisher zurückgehalten, weil sie den Ausgang eines Prozesses vor dem Verwaltungsgericht abwarten wollte. Den hat sie jetzt gewonnen – und will in den nächsten Wochen mit einer Offensive gegen schwarze Schafe im Taxigewerbe beginnen.

„Wir werden in etwa einem Monat damit anfangen, die Konzessionen zu überprüfen“, sagt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Gut 700 davon gibt es derzeit im Bezirk Stuttgart. 150 laufen in diesem Jahr aus und stehen zur Verlängerung an. Mit diesen Unternehmen will die Stadt anfangen. „Wir werden schauen, wer seriös ist“, sagt Schairer und kündigt an, dass man nicht nur die Sozialabgaben kontrollieren werde, sondern auch eine betriebswirtschaftliche Überprüfung machen wolle. Das ist bisher nicht geschehen. Dafür sei eigens ein neuer Mitarbeiter eingestellt worden.

In etwa fünf Jahren, glaubt Schairer, sei man mit der Überprüfung aller Taxiunternehmen durch. Dann müsse man sehen, wie viele Konzessionen noch übrig sind. Das Gutachten hat eine Reduzierung auf 550 bis 600 Fahrzeuge gefordert. Alles andere würde „die angespannte wirtschaftliche Situation des örtlichen Taxigewerbes, seine Funktionsfähigkeit und damit das öffentliche Verkehrsinteresse auf unabsehbare Zeit untergraben“, heißt es darin.

Je nachdem, wie sich die Zahlen nach der Überprüfung entwickeln, will die Stadt danach entscheiden, ob wieder neue Konzessionen vergeben werden können, wie es zuletzt auch der Kläger vergeblich vor Gericht gefordert hatte, oder ob „der Deckel drauf bleibt“, so Schairer. Man wolle jetzt zunächst alle Unternehmen über die geplanten Schritte informieren.

Der neue Vorstand der Stuttgarter Taxi-Auto-Zentrale, die die meisten Fahrten vermittelt, hat bereits angekündigt, mit der Stadt zusammenarbeiten zu wollen. Ein erstes Gespräch mit OB Fritz Kuhn und Schairer hat es schon gegeben. Weitere zum genauen Vorgehen sollen nun folgen.

Der Qualitätsrückgang in der Taxi-Branche fällt längst auch den Kunden auf. Der Zustand der Autos ist ebenso ein Thema wie Freundlichkeit, Ortskenntnis oder Deutschkenntnisse mancher Fahrer. „Es gibt viele Beschwerden“, weiß Schairer. Weil die auch bei den Tourismusexperten der Stadt anlanden und für das Image gar nicht gut sind, will die Verwaltung weitere Beteiligte ins Boot holen. „Auch Stuttgart-Marketing will eine Offensive beginnen, um die Servicequalität zu steigern“, so der Ordnungsbürgermeister.

Bei den Touristikern hält man sich über das genaue Konzept noch bedeckt. Dem Vernehmen nach wollen mehrere große Partner aus dem Verkehrs- und Veranstaltungsbereich zusammenarbeiten, um die Anreise ihrer Besucher per Taxi künftig angenehmer zu gestalten. Dafür wollen sie bereits in den nächsten Wochen bei den Taxiunternehmen vorstellig werden, um für eine Zusammenarbeit zu werben.

Es kommt also einiges auf die Branche zu. Seriösen Betrieben bietet sich dadurch die Chance zum Durchstarten. Und die Fahrgäste können sich auf mehr Qualität und Sicherheit auf den Straßen freuen.