In einem solch direkten Wettbewerb wie in Düsseldorf stehen Karstadt und Kaufhof selten. Foto: dpa

Das geplante Zusammengehen von Kaufhof und Karstadt darf die Belegschaften nicht spalten. Die Arbeitnehmervertreter müssen rasch eine einheitliche Position entwerfen, um massive Einschnitte zu verhindern, meint Matthias Schiermeyer.

Stuttgart - Noch ist die angestrebte Fusion von Karstadt und Kaufhof nicht besiegelt, doch nie zuvor waren die Bemühungen der Eigner so aussichtsreich. Die Belegschaftsvertreter sollten sich zügig darauf vorbereiten, um mit einer einheitlichen Haltung in die Verhandlungen zu gehen. Spaltungstendenzen im Arbeitnehmerlager helfen nur der Arbeitgeberseite.

Filialen mit tiefroten Zahlen kaum zu halten

Das Einsparpotenzial liegt auf der Hand: Von um die 100 Millionen Euro pro Jahr ist die Rede. Da geht es nicht nur um die üblichen Synergieeffekte und die Frage, ob die gemeinsame Zentrale in Essen (Karstadt), Köln (Kaufhof) oder am neutralen Ort stehen sollte – auch sind Filialen mit tiefroten Zahlen, zumal an Doppelstandorten, dann kaum noch zu halten. Zudem wird es um Lohneinbußen der Arbeitnehmer gehen, wie sie auf Karstadt-Seite längst geleistet werden. Die Kaufhof-Tarifgehälter schlicht auf das Karstadt-Niveau abzusenken, würde wohl viel Aufruhr verursachen. Daher spricht vieles für ganz neue Verhandlungsoptionen, die allen Beschäftigten die Perspektive auf eine bessere Zukunft geben.

Hausgemachte und strukturelle Probleme

Nachdem Kaufhof im Vorjahr mehr als 100 Millionen Euro verloren hat, konnte es so ohnehin nicht weitergehen. Zwar steckt viel Missmanagement dahinter: So hat der kanadische Mutterkonzern HBC seine eigenen Objekte mit drastisch erhöhten Mieten belastet, um den Banken Sicherheiten zu geben. Vor allem aber sind die Kaufhäuser mit einem dicken Bündel an strukturellen Herausforderungen konfrontiert. Fachmarktkonzepte im Drogerie-, Parfümerie- oder Technikbereich haben sich als erfolgreicher herausgestellt, woraufhin sich die Warenhäuser immer abhängiger gemacht haben vom Bekleidungsmarkt. Hinzu kommt die Krise der Innenstädte, die weniger Kunden anlocken, während die SB-Warenhäuser einen Großteil des Handelsumsatzes einstecken. Folgenreich ist auch das veränderte Konsumverhalten: Der Online-Handel boomt, und speziell Kaufhof hat diesen Trend total verschlafen.

Dass es nicht immer nur abwärts gehen muss, sieht man an Karstadt, das 2018 erstmals seit Langem wieder operative Gewinne verzeichnet und neue Filialen eröffnet. In einer Fusion liegen folglich Risiken für die Beschäftigten, aber auch Chancen, dass das Gros der Kaufhof-Arbeitsplätze gerettet werden kann und dieses wichtige Stück deutscher Handelskultur erhalten bleibt.