Bayer will Monsanto übernehmen, um damit zum führenden Hersteller von Agrarprodukten zu werden. Doch nicht alle finden das gut.
Frankfurt - Der Bayer-Konzern gibt im Rennen um den Agrarchemie-Hersteller Monsanto nicht auf. Nachdem Bayer im Mai 125 Dollar (112 Euro) je Aktie, oder insgesamt 62 Milliarden Dollar (55,6 Milliarden Euro) für die Übernahme geboten hatte, legten die Leverkusener in der Nacht zum Dienstag noch einmal nach. Sie bieten jetzt drei Milliarden Dollar mehr.
Monsanto bestätigte den Eingang des neuen Angebots und erklärte sich bereit, es zu prüfen. Im Gegenzug wird Bayer ein vertiefter Einblick in die Bücher gewährt. Man habe sich in den bisherigen Gesprächen „angenähert“, hieß es. Bayer machte allerdings für das höhere Angebot zur Voraussetzung, dass es zu einer einvernehmlichen Lösung kommt. Experten gehen davon aus, dass dies noch nicht der letzte Schritt in dem Übernahmekampf sein wird, sie rechnen damit, dass Bayer am Ende sogar bis zu 135 Dollar (121 Euro) pro Aktie zahlen muss. Am 14. September, so heißt es, soll sich der Aufsichtsrat des Leverkusener Konzerns mit den Einzelheiten befassen und auch einen Preisrahmen festsetzen. Die Aufstockung der Offerte kam bei den Bayer-Aktionären nicht gut an, das Papier verlor entgegen dem allgemeinen Trend an Wert. Von Anfang an waren kritische Stimmen laut geworden, da die Amerikaner wegen ihres Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat, das von manchen Experten als krebserregend eingestuft wird, sowie einem rüden Umgang mit Landwirten einen schlechten Ruf genießt. Bayer unterschätze die Auswirkungen des schlechten Images von Monsanto, meinen Analysten. Die Leverkusener dagegen erklären, dass man mit den Amerikanern die Chance habe, eine führende Position in der Landwirtschaft zu schaffen, was Bayer auf seinem Weg zu einem globalen Life-Science-Konzern unterstützen würde.
Bei der BASF sieht man der Übernahmewelle eher gelassen zu
Für viele Analysten aber war schon der Anfangspreis zu hoch, zumal Bayer davon rund drei Viertel fremd finanzieren wollte. Die hohen Schulden würden Bayer bei den Ratingagenturen unter Druck setzen, so dass sich die Finanzierungskosten erhöhen würden, heißt es. Außerdem sei längst nicht ausgemacht, dass die Ehe wirklich zu einem Erfolg führen würde.
Fallende Getreidepreise und instabile Märkte in den Schwellenländern haben den Herstellern von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut zuletzt zugesetzt. Daher suchen nicht nur Bayer und Monsanto ihr Heil in Zusammenschlüssen und Übernahmen. Unter anderem übernimmt der Chemieriese Chem China gerade den Schweizer Saatgutspezialisten Syngenta für 43 Milliarden Dollar (38,5 Milliarden Euro). Die Schweizer waren zwischenzeitlich auch ins Visier von Monsanto geraten, die sowohl an Syngenta als auch an der Agrarsparte von BASF Interesse gezeigt hatten. Bereits Ende 2015 wurde der Zusammenschluss von Dow Chemikal und Dupont zu einem neuen Branchenriesen auf den Weg gebracht.
Bei der BASF in Ludwigshafen sieht man der Übernahmewelle eher gelassen zu. „Wir streben aktiv danach, die Chancen zu nutzen, die sich aus den laufenden Fusionen ergeben, um unsere Präsenz zu stärken und unser Angebot weiter auszubauen“, sagte Markus Heldt, Leiter des Bereichs Crop Protection, am Dienstag. Der Chemieriese stehe bereit für Zukaufgelegenheiten. Der Konzern strebe auch neue Kooperationen und Partnerschaften an.
Für das restliche Jahr stellt sich BASF auf ein schwieriges Marktumfeld ein
BASF-Vorstandsmitglied Harald Schwager, der das Pflanzenschutzgeschäft verantwortet, glaubt nicht, dass die Ludwigshafener durch die laufende Konsolidierung ins Hintertreffen geraten. „Wir werden trotzdem ein bedeutender Anbieter bleiben.“ BASF halte an seinem Pflanzenschutzgeschäft fest und wolle es weiter ausbauen. Größe alleine sei aber nicht alles und keine Garantie für Erfolg. Der Konzern verfüge über „bedeutende Innovationskraft“, das Spitzenumsatzpotenzial seiner Pipeline im Pflanzenschutzgeschäft bezifferte BASF unverändert auf drei Milliarden Euro.
Für das restliche Jahr stellt sich BASF auf ein schwieriges Marktumfeld ein. Bis Ende 2016 erwartet der Chemiekonzern Schwankungen im Agrarmarkt und ein herausforderndes Geschäftsumfeld. BASF setzte 2015 im Pflanzenschutzgeschäft 5,8 Milliarden Euro um und kam auf einen Betriebsgewinn (Ebit) vor Sondereinflüssen von 1,09 Milliarden.