Allein in Deutschland rollen lauf Kraftfahrt-Bundesamt mehr als 45 Millionen PKW. Viele Pendler wollen oder können nicht darauf verzichten – und meist sitzen sie (noch) allein im Auto. Foto: dpa

Das von Bosch übernommene US-Start-up SPLT hat eine Plattform entwickelt, mit der Unternehmen oder Unis Fahrgemeinschaften für ihre Mitarbeiter oder Studenten organisieren können. Und das hat Vorteile.

Stuttgart - Bosch will den Wandel hin zum Anbieter von Mobilitätsservices vorantreiben. Dazu bündelt das Technologie- und Dienstleistungsunternehmen seine bereits bestehenden Angebote sowie die Entwicklung und den Vertrieb künftiger digitaler Mobilitätsdienstleistungen: Mehr als 600 Mitarbeiter sollen künftig im neuen Geschäftsbereich „Connected Mobility Solutions“ arbeiten – unter anderem an Carsharing-Angeboten und Mitfahrservices. „Vernetzung wird die Art, wie wir uns fortbewegen, grundlegend verändern und dabei helfen, die Verkehrsprobleme von heute zu lösen. Mit ihr wird unsere Vision einer emissionsfreien, stressfreien und unfallfreien Mobilität Realität“, sagte Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch-Geschäftsführung, am Mittwoch anlässlich der Konferenz „Bosch Connected World 2018“ in Berlin. Bisherige Mobilitätsservices von Bosch warnen Autofahrer beispielsweise vor Falschfahrern und machen das Smartphone zum Autoschlüssel.

Der jüngste Neuzugang der neuen Sparte ist das von Bosch übernommene US-amerikanische Start-up SPLT mit Sitz in Detroit. Die Abkürzung steht für „Splitting Fares“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „den Fahrpreis teilen“. Die Ziele des 2015 gegründeten Unternehmens sind: weniger Stau und entspannte Pendler. Dazu betreibt SPLT eine Plattform, mit der Unternehmen, Universitäten oder Stadtverwaltungen Fahrgemeinschaften für ihre Mitarbeiter oder Studenten organisieren können.

Eine App bringt Kollegen mit dem gleichen Arbeitsweg zusammen

Ein Algorithmus findet die passende Fahrgemeinschaft, berechnet den schnellsten Weg und übermittelt die Informationen per App an die Menschen, die den gleichen Weg zum Arbeits- oder Studienort haben. Ein Vorteil: Die Fahrgemeinschaft wird von Kollegen gebildet. Mitfahrer müssen somit nicht zu völlig Fremden ins Auto steigen. Auch Firmenbusse könnten in die App integriert und damit flexibler eingesetzt sowie besser ausgelastet werden. „Mit der Vernetzung denken wir nicht nur Autos neu, sondern auch die Art, wie wir Verkehrsmittel nutzen“, so Bosch-Chef Denner weiter.

Das Angebot zählt bereits rund 140 000 Nutzer in den USA, Mexiko und Deutschland. In den kommenden Jahren soll sich die Zahl der SPLT-Nutzer vervielfachen – auch über die bisher erreichten Regionen hinaus. Innerhalb von Bosch selbst würden Mitarbeiter in Mexiko die App bereits verwenden, ein Ausbau im gesamten Unternehmen sei geplant. „Zusammen mit Bosch sehen wir gute Chancen für weltweites Wachstum“, sagte Anya Babbitt, Mitgründerin von SPLT. Das Unternehmen bleibe eine eigenständige Einheit innerhalb der Bosch-Gruppe und werde als 100-prozentige Tochter geführt. Zum Kaufpreis machten beiden Unternehmen keine Angaben.