Tourismuschef Armin Dellnitz freut sich über einen Besucherrekord. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Amerikaner und Schweizer sind hartgesottener als Asiaten. Und Deutsche machen so gerne Urlaub in Stuttgart wie nie. Das lernt man aus der Jahresbilanz der Stuttgarter Touristiker. In diesem Jahr soll Tennisstar Roger Federer beim Mercedes-Cup Schweizer anlocken.

Stuttgart - Weit weg am anderen Ende der Welt stand bereits im Januar die Stuttgarter Tourismusbilanz 2017 auf dem Spiel. Mit gutem Ende. Bei den Australian Open in Melbourne hieß es: Spiel, Satz und Sieg Roger Federer! Und Stuttgart. Im Juni schlägt der Schweizer Tennismaestro beim Mercedes-Cup auf, und bereits jetzt wirbt Stuttgart in der Schweiz mit Federer für einen Besuch auf dem Weißenhof. Natürlich sollen die Gäste nicht nur Tennis schauen, sondern auch übernachten, essen und ins Theater gehen und fleißig einkaufen. So wie sie das schon in großer Zahl machen. Das zeigt die Bilanz des Jahres 2016. Ein Überblick.

Wie viele Gäste kamen? Noch nie verzeichnete Stuttgart so viele Übernachtungen von Besuchern wie 2016. 1 998 477 Gäste buchten 3 706 017 Übernachtungen in Stuttgart. Das waren 100 000 Gäste mehr als 2015 und knapp 150 000 Übernachtungen. Die Gästezahl stieg um 5,4 Prozent und damit deutlicher als in ganz Baden-Württemberg (plus 2,5 Prozent) und Deutschland (plus 3 Prozent). Das ist fast eine Verdoppelung seit dem Jahre 2000. In die Statistik gehen Übernachtungen in Häusern mit mehr als zehn Betten ein und auf dem Campingplatz.

Was kamen für Menschen? „Zu unserem guten Ergebnis haben vor allem die Zuwachsraten inländischer Gäste beigetragen“, sagt Tourismuschef Armin Dellnitz. Die Konjunktur brummt, der Trend zu Kurzreisen hält an – und die Angst vor Terror und Anschlägen hält die Leute im Land. So entfielen 2 572 773 Übernachtungen auf deutsche Gäste, ein Zuwachs von 5,2 Prozent. Ungefähr 70 Prozent aller Übernachtungen sind Geschäftsreisen geschuldet, 30 Prozent entfallen auf Urlauber.

Woher kamen die Ausländer? Die Spitzenposition haben nach wie vor die USA inne mit 185 044 Übernachtungen. Das ist ein Zuwachs von „erstaunlichen 19,8 Prozent“, so Dellnitz. Eine Erklärung hat er dafür aber nicht. Leichter fällt das für die Schweizer. Sie liegen nun bei 145 787 Übernachtungen (plus 10 Prozent). Klar, der starke Franken hilft, und der Weihnachtsmarkt lockt. Im Dezember übernachteten fast 30 000 Schweizer in Stuttgart, mehr als im Januar, Februar und März zusammen. Die Briten haben auch zugelegt, kommen auf 75 557 Übernachtungen (plus 4,4 Prozent). Niederlande, Polen und Österreich legten auch zu.

Wer bleibt fort? Die Asiaten. Sie ticken wie die Deutschen und fühlen sich in der Heimat am sichersten. „Europa gilt dort als unsicheres Reisegebiet“, sagt Dellnitz. So ist der Einbruch bei den Chinesen zu erklären. Sie buchten mit 62 483 Übernachtungen knapp 10 000 Übernachtungen weniger als 2015, aber immer noch deutlich mehr als 2014. Auch aus Japan und Indien konnte man weniger Gäste begrüßen.

Wie sieht es in der Region aus? In der Region Stuttgart verzeichneten Statistiker 8 557 351 Übernachtungen. Das sind knapp 140 000 mehr als 2015. Man konnte mit 4 280 191 Gästen knapp 130 000 Gäste mehr begrüßen. Für das satte Plus ist in einem großen Maße Stuttgart verantwortlich. In Böblingen machten sich neue Hotels bemerkbar, es gab eine Zunahme um 4,4 Prozent auf 1 128 159 Übernachtungen. Im Kreis Göppingen stieg die Zahl der Übernachtungen um drei Prozent auf 570 240. Im Rems-Murr-Kreis blieb die Zahl der Übernachtungen mit 694 088 stabil. In Ludwigsburg sank die Zahl um 2,9 Prozent auf 984 315 Übernachtungen, und in Esslingen um minus 2 Prozent auf 1 494 532.

Die magischen Städte: Zehn deutsche Städte buhlen als „Magic Cities“ gemeinsam um Touristen. Das sind alle deutschen Großstädte mit Ausnahme von Berlin. An der Spitze thronen München (14 Millionen Übernachtungen) und Hamburg (13 Millionen). Stuttgart ordnet sich auf Rang sieben ein, hinter Frankfurt (8 Millionen), Köln (5,8 Millionen), Düsseldorf (4,6 Millionen Euro) und Dresden (4,3 Millionen), verzeichnete aber nach Nürnberg (3,2 Millionen) die höchsten Zuwachsraten im Jahr 2016.

Wie viele Hotelbetten gibt es? Die Auslastung der Hotels in Stuttgart betrug 51,5 Prozent. Das ist ein leichter Rückgang, was damit zu habe, sagt Dellnitz, dass die Kapazität um 1400 Betten auf 20 416 Beten gestiegen sei. Die Übernachtunsgdauer beträgt zwei Nächte. Portale wie Air B’n’B spielen in Stuttgart keine große Rolle, sagt Thomas Schwarz, Leiter des Statistischen Amts. Rund 1500 Betten würden in Privatzimmern und Ferienwohnungen angeboten.

Was geben die Touristen aus? Da gibt es eine Analyse vom August 2016. Demnach erzielt der Tourismus für die Region Stuttgart einen Umsatz von 5,1 Milliarden Euro im Jahr. Auf Stuttgart entfallen 2,7 Milliarden Euro. Dazu tragen auch die Tagesgäste bei. Das sind im Jahr 52 Millionen Menschen in Stuttgart, 100 Millionen in der Region. Die Tagesgäste geben in Stuttgart 35 Euro am Tag aus, die Übernachtungsgäste 200 Euro.