Übergriffe auf Besucherinnen auf der Eisbahn beschäftigen die Polizei. Foto: Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Bei der Stuttgarter Polizei gehen derzeit im Tagestakt Anzeigen wegen sexueller Belästigung ein. 17 Betroffene binnen weniger Tage.

Erst hat es den Anschein, der Mann auf dem Eis habe die Kontrolle verloren. Doch es ist pure Absicht. Er nimmt eine 18-jährige Schlittschuhläuferin ins Visier und umarmt sie gegen ihren Willen. Die junge Frau versucht sich zu befreien, doch der Mann zieht sie an der Hüfte erneut an sie heran. Sie ist nicht die einzige Betroffene.

Der Vorfall in der Eiswelt auf der Waldau in Degerloch gehört zu einer Reihe von sexuellen Übergriffen, mit denen sich die Polizei seit einigen Tagen verstärkt beschäftigen muss. In diesem Fall wurden die Beamten am Mittwoch um 21.53 Uhr alarmiert – und immerhin konnte diesmal ein Tatverdächtiger dingfest gemacht werden. Ihm wird vorgeworfen, drei Besucherinnen des Eissportzentrums im Alter von 15, 18 und 21 Jahren sexuell belästigt zu haben.

Gibt es noch mehr Geschädigte?

Womöglich sind es aber noch mehr junge Frauen gewesen, die am Mittwoch zwischen 20 und 21.45 Uhr unsittlich berührt oder sexuell beleidigt worden sind. Deshalb bittet das Dezernat Sexualdelikte unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78 um Hinweise und Meldungen weiterer Geschädigter.

Nach bisherigen Erkenntnissen hat der Verdächtige nicht nur die 18-Jährige belästigt, sondern auch eine 21-Jährige bedrängt. Auch sie soll er mehrfach umarmt und dabei auch hochgehoben haben. Dabei hatte er nach Angaben der Geschädigten anzügliche Bemerkungen gemacht – wie auch gegenüber einer 15-Jährigen.

Was über den Verdächtigen bekannt ist

Bei dem Tatverdächtigen handelt es sich um einen 46-Jährigen aus der Region. „Er ist bisher nicht polizeibekannt gewesen“, sagt Polizeisprecher Sven Burkhardt. Nach der Anzeigenaufnahme und der erkennungsdienstlichen Behandlung wurde der 46-jährige am späten Abend wieder auf freien Fuß gesetzt.

Haftgründe gibt es selten – zumindest nicht bei den Fällen seit Ende Oktober, die gerade gehäuft angezeigt werden. Auch nicht bei einem 20-Jährigen, der am Treppenabgang zur Stadtbahnhaltestelle Schlossplatz in der Innenstadt einem zwölfjährigen Mädchen an den Po gegriffen hatte.

Für die Polizei eine „zufällige Häufung“

Allerdings sind bei den Fällen in den vergangenen gut zwei Wochen die Täter meistens unbekannt geblieben. In dieser Zeit sind insgesamt 17 Betroffene sexuell belästigt worden – mit Schwerpunkten in der Innenstadt, in Bad Cannstatt und Feuerbach. In letzterem Stadtbezirk hat es am Dienstagabend gleich drei Übergriffe gegeben – mit Opfern im Alter von zwölf, 31 und 62 Jahren. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass es sich um denselben Täter gehandelt haben könnte – ein schlanker bis schmächtiger junger Mann zwischen 17 und 20 Jahren.

Mal ist es ein etwa 60-jähriger, der in einer S-Bahn der Linie S 3 zudringlich wird, mal ein Duo, das eine Passantin im Stadtteil Mönchfeld angeht: „Das ist sicher eine zufällige Häufung“, so Polizeisprecher Burkhardt, „mit typischem Einzeltäterhintergrund.“ Das Motiv des Schlittschuhläufers bleibt vorerst unklar.