Die Polizei fahndet nach einem gewalttätigen Freier. Eine Prostituierte überlebte in Stuttgart nur knapp einen Mordversuch Foto: dpa

Nur knapp hat eine Prostituierte in einem Bordell an der Weberstraße in der Stuttgarter Innenstadt den Überfall eines unbekannten Freiers überlebt.

Stuttgart - Nur knapp hat eine Prostituierte in einem Bordell an der Weberstraße in der Innenstadt den Überfall eines unbekannten Freiers überlebt. Der Täter versuchte in der Nacht zum Mittwoch die 25-Jährige in ihrem Zimmer mit einem Kissen zu ersticken. Ein Mitarbeiter fand das Opfer bewusstlos vor. Die Frau kam in ein Krankenhaus, konnte dieses inzwischen aber wieder verlassen. Offenbar hatte der Täter keine Raubabsichten – nach ersten Erkenntnissen fehlte nichts.

Nach den bisherigen Ermittlungen der Kripo spielte sich die Tat am Dienstag gegen 23 Uhr ab, als der Unbekannte in dem Laufhaus, das „14 gemütlich eingerichtete Zimmer mit Wohlfühlatmosphäre“ bietet, auftauchte. Auf einem der Zimmer nahm er die Dienstleistungen der 25-Jährigen in Anspruch und zahlte auch den Dirnenlohn. Dann aber griff er plötzlich an – und drückte der Liebesdienerin ein Kissen ins Gesicht. Als die Frau keine Lebenszeichen mehr von sich gab, flüchtete er. Das Geld der Prostituierten ließ er zurück. Der Wirtschafter des Etablissements entdeckte das Opfer wenig später. Gegen Mitternacht wurde die Polizei alarmiert.

Eine Täterbeschreibung liegt nicht vor. Eine Ermittlungsgruppe der Kripo hat aber einige Ansätze, um den Tatverdächtigen aufzuspüren. Zeugen werden gebeten, sich unter der Rufnummer 07 11 / 89 90 - 57 78 bei der Kriminalpolizei zu melden.

Der Täter: ein Taxifahrer?

Im Leonhardsviertel sorgt der Vorfall für Unruhe – denn in letzter Zeit häufen sich die Gewaltstraftaten. So wurde am 25. Januar einer 37-jährigen Prostituierten in der Weberstraße die Handtasche geraubt. Ein rätselhafter Fall – denn der Täter soll ein Taxifahrer gewesen sein. Der etwa 30 Jahre alte Chauffeur soll die Frau an den Haaren gezogen und ihr mit brutaler Gewalt die Tasche entrissen haben, ehe er mit seinem Mercedes flüchtete.

Das Etablissement wurde im Juli 2013 zum Schauplatz eines Mordversuchs, als ein 52-Jähriger eine 46-jährige Prostituierte in ihrem Zimmer angriff und mit einem Messer schwer an Hals und Brust verletzte. Wachleute, auf die Hilfeschreie aufmerksam geworden, konnten gerade noch in das Zimmer eindringen und den Angreifer überwältigen. Der chronisch Kranke wurde wegen Mordversuchs später vom Landgericht zu fast fünf Jahren Haft verurteilt.

Manchmal sind die Täter auch Polizisten – wie in dem ungewöhnlichen Fall im November 2013, als ein damaliger 21-jähriger Polizeimeister in diesem Bordell von einer Prostituierten kostenlosen Sex einforderte. Ein Mitarbeiter hörte die Hilferufe der Frau und verpasste dem Freier mit einem Schlagstock eine Platzwunde. Der Polizist wurde suspendiert und im Oktober 2014 wegen Bestechlichkeit und Erpressung zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt.

Der schlimmste Fall in diesem Haus konnte aber nie geklärt werden: Im April 1989 war in dem damals als „Garage“ bekannten Laufhaus an der Weberstraße die 20-jährige Prostituierte Nadja B. von einem Freier erdrosselt worden. Die Polizei veröffentlichte ein Phantombild und suchte einen jungen Mann mit hervortretenden, stechenden Augen und hellblonden, schulterlangen Haaren. Ein Verdächtiger wurde gefasst, hatte aber ein Alibi.